Meinung im Lokalkompass
Kommentar: Menschen zweiter Klasse?
Menschen mit Behinderung gehören zu unserer Gesellschaft wie du und ich - ist das wirklich so oder ist das nur nettes Gerede? Erlebnisse eines jungen Familie geben Grund zu Zweifeln. Ein Kommentar von Daniel Magalski:
Leon liegt auf der Couch und hört Musik, ein ganz entspannter Junge, trotz seiner schweren Behinderungen. Vom Sofa springen und wild durch die Wohnung toben, alles das kann er nicht, vermutlich niemals in seinem Leben. Leon müsste doch - um es ganz böse zu sagen - der Traum sein für so manchen Vermieter: Ein Kind, das man kaum hört, kein nerviges Trampeln, keine Schreierei. Mama Angela und ihr Verlobter Dennis aber sind seit Wochen ohne Erfolg auf der Suche nach einer neuen Wohnung und glauben, dass die Vielzahl der Absagen auch begründet ist in ihrem besonderen Leon. Nicht ohne Grund. Menschen mit Behinderung stehen in unserer Gesellschaft in vielen Situationen immer noch am Rand, werden zum Teil mit Ekel behandelt wie Aussätzige oder noch Schlimmeres. Der Satz, den eine Frau im Bus über Leon sagte, ist so ungeheuerlich, dass ich ihn hier nicht schreiben will... Termine wie beim kleinen Leon sind es, nach denen ich sehr dankbar bin für jeden gesunden Tag und die kleinen Dinge im Leben. Termine wie bei Leon sind es aber auch, nach denen ich - so objektiv man als Journalist sein sollte - Wut habe im Bauch. Wut über die vielen Absagen der Vermieter, denn so schwer kann und darf es doch nicht sein, eine Wohnung zu finden für eine "Vier-Personen-Standardfamilie". Behinderte sind keine Menschen zweiter Klasse!
Thema "Behinderung" im Lokalkompass:
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