HiFi
High Fidelity DIN Norm 45500 NAKAMICHI ELAC SÜLTZ BÜCHER HiFi DOLBY
Was hatte es mit High Fidelity damals auf sich?
Zunächst muss man sich in die damalige Zeit zurückversetzen. Beginnen wir 1934:
Jeder kann es nachlesen: 1934: Nach Einführung der »High Fidelity« (HiFi) erstreckte sich die Bandbreite der aufgenommenen Frequenzen jetzt von 30 bis 8.000 Hz.
Aber die typisch deutsche Bürokratie als DIN Norm ist so definiert: DIN wurde am 22. Dezember 1917 als Normenausschuss der Deutschen Industrie gegründet und neun Jahre später in Deutscher Normenausschuss umbenannt. … Typisch Deutsch eben, dass alles geregelt sein muss.
Springen wir in die Mitte der 1960er Jahre: Man kann es sich heute kaum vorstellen, aber damals kämpfte die Industrie um jedes Herz/Hertz. Einmal um des bisschen mehr Frequenz beim Abspielen von Compact Cassetten, sowie um jeden Käufer von Compact Cassetten Recordern. Oft habe ich nun über den Amerikaner Henry Kloss berichtet. Mit dem neuen Chromband von DuPont und dem Rauschunterdrückungssystem DOLBY erreichte er 1971 den Frequenzbereich bis 12.500 Hz. Jedoch erreichte HARMAN KARDON mit dem CAD 4 schon vor 1969 diesen Wert. Das CAD 5 wurde auf der HiFi Messe in Düsseldorf 1970 den deutschen Käufern vorgestellt. Alle sprachen von der HiFi-Norm DIN 45.500 mit dem tollen erreichen der 12.500 Hz im Hochtonbereich. Was war denn passiert? War das von der Bürokratie so gewollt?
Auf Töne zwischen 2 kHz und 5 kHz reagiert der Mensch am empfindlichsten, sodass Tonhöhenunterschiede hier auch am besten wahrgenommen werden. Der welterste PHILIPS Recorder EL 3300 erreichte knapp 6000 Hz. Das war für diese kleine Magnetbandspur in Ordnung. Obwohl, ich berichtete über die Einloch-Kassette, diese bereits knapp an der HiFi-Norm kratze! Aber PHILIPS wollte ja das Zweilochsystem. Ok, Lou Ottens wollte ja auch „nur“ einen Taschenrecorder. Die Entwicklung ging rasant weiter. Das menschliche Ohr hört Töne etwa von 16 Hz bis 20 kHz, der Hörbereich ist jedoch individuell verschieden – ein Erwachsener hat eine durchschnittliche Bandbreite des Hörvermögens von etwa 20 Hz bis 16 kHz. Und die Industrie wollte ein neues Verkaufsschlagwort, HIGH FIDELITY. Sie beantragte eine neue Norm. Unter Leitung eines Arbeitsausschusses im DIN - Deutsches Institut für Normung - wurden diese erarbeitet. Ursprünglich solle die DIN hierzu da sein: Im Ersten Weltkrieg war es nötig, die Materialbeschaffung zu vereinheitlichen. Jetzt kamen Verkaufskriterien hinzu.
Mitte der 1960er Jahre begann man die Richtlinien für die Heim-Musik-Anlagen zu formulieren. Im HiFi-Jahrbuch von 1965 ist dies vermerkt. Wir, als Radio- und Fernsehwerkstatt bekamen Mitte 1966 Informationsmaterial über eine Mindestanforderung von Magnetbandgräten. Ein gradliniger Frequenzgang bis 12.500 Hz war nun vorausgesetzt für das Schild „High Fidelity“. Natürlich war nicht nur der Frequenzgang in der DIN-Norm abgebildet. Gerade NAKAMICHI machte gern mit seinen beiden Tri Tracern Werbung mit den Worten „gradliniger Frequenzgang bis 20.000 Hz“.
Wir können also zusammenfassend sagen, die High Fidelity Norm DIN 45.500 war nicht nur eine technische Angelegenheit, sondern auch eine kommerzielle. Und damals war die wichtigste Frage in meinem Kundenkreis, ist der Koffer HiFi tauglich? Nun waren wir damals auch an Marken gebunden. Wie ich ja immer wieder sage, „ich liebe alle Decks“. Und doch legten wir uns damals eher auf ELAC, SABA, NORDMENDE, PHILIPS und GRUNDIG fest. Und mit ELAC kam natürlich NAKAMICHI mit ins Spiel. In den USA war NAKAMICHI längst aktiv. Jedes Deck mit NAKAMICHI-Laufwerk war Ende der 1960er Jahre HiFi tauglich. Die Dreikopfgeräte bis zu 20.000 Hz. Übrigens alles ohne DOLBY. Das ELAC Deck CD 400 erreichte die HiFi-Norm auch mit Low Noise Bandmaterial. Das Deck ADVENT von Henry Kloss benötigte ja das welterste Chrom-Band von DuPont.
Hier eine Übersicht, was die HiFi-Norm DIN 45500 aus den 1960er Jahren als Mindestanforderungen festlegt.
Plattenspieler
Drehzahlabweichung +1,5%/-1%
Gleichlaufschwankungen: 0,2%
Rumpelfremdspannungsabstand: 35 dB
Rumpelgeräuschspannungsabstand: 55 dB
Frequenzgang Tonabnehmer: 40 - 12.500 Hz
Tonband- und Kassettengeräte
Geschwindigkeitsabweichung ± 1%
Gleichlaufschwankungen: 0,2%
Frequenzgang: 40 - 12.500 Hz
Geräuschspannungsabstand: 50 dB
Fremdspannungsabstand: 45 dB
Verstärker
Frequenzgang: 40 - 16.000 Hz ± 1,5 dB (Hochpegel) bzw. %plusmn; 2 dB (Phono)
Klirrfaktor: 1%
Übersprechdämpfung: 40 dB
Kanalgleichheit: 3 dB
Leistung: 2x 6 Watt über eine Dauer von 10 Minuten ohne Unterbrechung
Ausgangsspannung Vorverstärker: 1 Volt
Ausgangswiderstand Vorverstärker: < 47 kOhm
Lautsprecher
Frequenzgang: 50 - 12.500 Hz -8 dB
Erreichbarer Schalldruckpegel: 96 dB in 1 Meter Abstand im Freifeld
KLirrfaktor: 250 - 1000 Hz = 3%, 1000 - 2000 Hz von 3% auf 1% stetig fallend, > 2000 Hz 1%
Belastbarkeit: 10 Watt
Tuner
Frequenzgang: 40 - 12.500 Hz
Klirrfaktor: < 2,5%
Übersprechdämpfung: 24 dB
Geräuschspannungsabstand: 50 dB
Fremdspannungsabstand: 41 dB
Damals war es: Die HiFi-Schwelle - SABA
Es wird langsam dünn bei den Berichten über die guten alten Anfangszeiten der High Fidelity. Die Zeitzeugen werden älter und viele sind gar nicht in Facebook oder nicht mehr. Wir bleiben bei Compact Cassetten Recordern. Heute ist SABA an der Reihe. Jeder weiß es, ich liebe alle Recorder und Decks, wir waren aber damals auch Händler für SABA. Zuerst noch einmal zurück ins Jahr 1963: Als Lou Ottens den Recorder PHILIPS EL 3300 vorgestellt hatte, war ihm klar, dass die zu dem Zeitpunkt höchsten Frequenzen von 6000 Hz schnell überwunden werden. Nun war aber eben der EL 3300 auch mehr für Sprache gedacht und da reichen 6000 Hz allemal aus. Die damalige Bandbreite für High Fidelity noch aus dem Jahr 1934 waren 30 bis 8000 Hz. Die magische Schwelle von 8000 Hz überflügelte erst der EL 3302 Jahre später mit 10.000 Hz. Und dieses Wort HiFi-Schwelle war erst Recht in aller Munde, als Mitte der 1960er Jahre die minimal zu erreichende Frequenz 12.500 Hz war. Viele damalige Kunden fragten: "Kann der Apparat auch HiFi?" oder "Erreicht das Teil die HiFi-Schwelle?". Aber dieses Bewusstsein nach mehr Qualität kam erst nach 1970 so richtig bei Cassetten Recordern auf. Auf der HiFi Messe in Düsseldorf stellte HARMAN KARDON den ersten HiFi-tauglichen Recorder vor. Er war sehr erfolgreich, nicht so richtig in Deutschland, aber anderswo. In Deutschland fragten viele nach Geräten aus Deutschland. Fans wussten damals schon, dass z.B. NAKAMICHI eine Edelschmiede war. HARMAN KARDON setzte NAKAMICHI Laufwerke ein, viele andere Marken auch. Uns fragte man nach SABA Produkten. Erst 1969 bot SABA einen ersten Compact Cassetten Recorder an, dem 320. Im Jahr 1970/71 kam der 321 dazu. Der Frequenzbereich lag noch unter 10.000 Hz. HiFi wurde natürlich nicht erreicht. Ab 1973 lagen die Frequenzen dann über 10.000 Hz. Der CD 335 für 300 DM war das Flaggschiff. Nun ja, SABA setzte immer noch auf Tonbandgeräte. Hallo! Verpasste man hier etwas? Und dann, ganz klein in der Prospektenecke, na nu? Da war er, der beste Recorder von SABA, das Flaggschiff von SABA für alle Zeiten: HiFi Cassetten Recorder 835 aus dem Jahr 1975. Wie kam dieser Quantensprung? Es war ein NAKAMICHI Chassis, sie hatten doch mehr Erfahrung als andere. Leider kam ein Jahr später der 833 und löste das NAKAMICHI Deck ab. Die HiFi Schwelle wurde nicht mehr erreicht, das Deck hieß nur noch STEREO. Erst ein weiteres Jahr später gab es wieder ein HiFi-Deck, das 836.
So ist es damals gewesen. Die Rufe nach "HiFi" und "HiFi Schwelle" waren laut. HiFi war eine Norm, aber auch gleichzeitig ein Verkaufsschlager. Und wer heute einen SABA mit NAKAMICHI Laufwerk besitzt, kann sich glücklich schätzen.
Autor:Uwe H. Sültz aus Lünen |
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