Doros Garten-Journal (3): Eine Königin errötet
Als Mann verkleidet reiste die schöne Hortense Barré im 18. Jahrhundert mit einem Botaniker um die halbe Welt. Auf einer Insel im Indischen Ozean entdeckte der Forscher eine Pflanze mit wunderschönen Blüten und nannte sie „Hortense“, seiner Begleiterin zu Ehren. Hortensia, das bedeutet „Königin des Gartens“. (Liebe Rosen, jetzt bitte nicht beleidigt die Köpfe hängen lassen.)
“Dies ist ein Hortensienjahr“, sagt meine Freundin Ute. Recht hat sie. Die Regenschauer der letzten Wochen haben der ewig durstigen Pflanze offensichtlich gut getan: Hortensien wachsen üppig wie selten und blühen prächtig.
Die Vielfalt der Arten ist riesig. Und die Züchter überraschen immer wieder mit neuen Kreationen. Es gibt Tellerhortensien und Gartenhortensien. Egal, ob flache oder kugelige Blüten, ob rosa, violett, himmelblau oder weiß, im Topf auf Balkon oder Terrasse oder im Garten – eine blühende Hortensie ist ein Hingucker.
Hortensien, besonders die im Kübel, dürfen allerdings nie austrocknen. Auch in der kalten Jahreszeit nicht, wo man sie im Topf in dunklen, frostfreien Garagen oder Kellerräumen überwintern kann.
Hortensien mögen kalkarmen Boden und Halbschatten. Ist der Boden nicht neutral bis schwach sauer, kann man das Gießwasser mit speziellen Substanzen wie Kali- oder Amoniak-Alaun (gibt’s auch fertig im Paket im Gartencenter) anreichern und so aus erröteten Blüten wieder blaue zaubern.
Tipp: Wer sich an Hortensienblüten auch in der Vase erfreuen möchte, sollte folgendes beachten: Die Blüten erst im August pflücken. Vorher sind sie zu weich und welken nach ein paar Tagen. Ausgereifte Blüten aber halten wochenlang. Wichtig ist auch, dass Sie die Blüte am grünen Teil des Stiels abschneiden, und nicht unten, wo er schon verholzt ist.
Hortensienblüten lassen sich auch gut trocknen: Mit dem Stiel nach oben aufhängen, am besten an einem dunklen, aber luftigen Ort. Getrocknete Hortensien machen in der Schale eine gute Figur.
Meine Fotos stammen übrigens alle aus der Bretagne. Hier im äußersten Westen Frankreichs, wo es viel regnet und die Atlantikluft feucht ist, gedeihen Hortensien genau wie im englischen Cornwall – Rosamunde-Pilcher-Fans wissen das – besonders gut. Franzosen setzen oft einen Hortensienbusch direkt neben den nächsten, gern auch in unterschiedlichen Farben. So eine blühende Hecke sieht grandios aus.
Im Städtchen Mahalon gibt es im Juli sogar ein Hortensienfest. Hier präsentieren Züchter aus Japan, Deutschland, England und natürlich Frankreich ihre neuesten und tollsten Schöpfungen. Und von weit her kommen Hortensienfreunde, schauen und fachsimpeln bei Crepes und Cidre.
Immer mehr Menschen suchen und finden heute ihr Glück im Grünen. Im Garten. Tomaten aussäen und entzückt beobachten, wie die Pflänzchen wachsen und die Früchte erröten. Schnuppern, ob der Lavendel im eigenen Beet so gut riecht wie er aussieht. Erdbeeren sogar im Balkonkasten anbauen. Und lange in der Sonne sitzen und darüber nachdenken, welche Farben und Formen im Staudenbeet optimal harmonieren würden. Das tut gut, das entspannt.
Junge Leute interessieren sich wieder für einen Kleingarten. Oder werden zu Garten-Guerillas, die einfach irgendwo in der Stadt gärtnern. Landlust boomt. Gerade in unserer digitalen Zeit erblüht die Freude am Pflanzen und Ernten.
In „Doros Garten-Journal“ nehme ich verschiedene Aspekte der grünen Lust unter die Lupe. Und freue mich, wenn viele Bürger-Reporter mitmachen.
Autor:Doro Backmann-Kaub aus Lünen |
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