Die Wiederentdeckung des Plattenspielers
Vor ca. 25 Jahren hatte ich mir einen Plattenspieler gekauft. Es war ein Modell der gehobenen Klasse mit High-End-Ansprüchen, aber auch nicht zu teuer (Herstellernamen und Typen nenne ich hier nicht).
Das Lauschen von Musik über die Schallplatte wurde aber wegen der digitalen Konkurrenz immer seltener.
Als ich dann von einer Bekannten alte Schallplatten geschenkt bekam, weil sie ihren Plattenspieler weggeworfen hatte, da wurde ich neugierig. Es waren Platten von Louis Armstrong und die klangen irgendwie autentischer als die CDs. O.K., man hörte schon die Kratzer und andere Geräusche, aber es interessierte mich schon, was man alles aus den alten Schätzen herauskitzeln kann.
Damit war das Projekt "Tuning des Plattenspielers" geboren. Hilfestellung bekam ich durch verschiedene HI-FI-Foren und außerdem bin ich schon heftig vorgebildet, ich habe meine gesamte Verstärkeranlage selbst gebaut.
Das Tuning ging schrittweise voran, ein paar Bilder habe ich angehängt:
1. Ersatz des Kabels im Tonarm durch ein besseres aus hochreinen Kupferlitzen. Den Unterschied hörte ich schon deutlich.
2. Neues modernes MC-Tonabnehmersystem. MC steht hier für moving coil. Es bewegen sich die leichten Spulen, nicht die Magnete. Dadurch werden höhere Frequenzen sauberer abgetastet. Diese Systeme wurden in den letzten Jahren erheblich weiterentwickelt.
3. Ein neuer Subteller aus Aluminium mit Keramikplatte und Rubinkugel als Plattentellerlager. Damit werden Geräusche, die der Plattenspieler selbst erzeugt und in die Musik mischt, extrem leise und praktisch unhörbar. Hinzu kam eine neue Auflage und eine Plattenklemme für die feste Verbindung der Schallplatte mit dem Plattenteller.
4. Ein neuer Antriebsmotor mit 24 Volt. Dazu habe ich dann eine Ansteuerung gebaut, mit der die Drehzahlen 33 und 45 elektronisch per Schalter angewählt und fein justiert werden können. Im Ursprungszustand musste man den Antriebsriemen auf ein anderes Rad umlegen. Eine Feinjustage gab es nicht und der Teller drehte immer ein Bisschen zu schnell. Zur Kontrolle habe ich ein Stroboskop am Rand des Plattentellers befestigt und eine Lampe gebaut, die quarzgenau 300 mal pro Sekunde aufblitzt.
5. Trennung des Antriebsmotors vom Plattenspielergehäuse. Der Motor wurde in eine eigene Einhausung verlagert und kann somit keine Vibrationen auf den Plattenspieler übertragen. Die Einhausungs habe ich aus einer alten Isoliertasse hergestellt.
6. Neues Antriebsrad mit zwei gleich großen Durchmessern und zwei Antriebsriemen. Dadurch wurde der Schlupf des Antriebes noch weiter verringert.
7. Herstellung eines asymetrischen Gegengewichtes zur Verlagerung des Schwerpunktes in Höhe der Abtastnadel. Somit ist der Tonarm in sich stabiler.
8. Ersatz der Kugellager im Tonarm durch hochpräzise Lager. Ich hatte bemerkt, dass die ursprünglichen Lager etwas "rauh" liefen.
9. Ersatz der Nadel und des Nadelträgers im Tonabnehmersystem. Die neue ist ein sog. "nackter" Diamant mit Shibata-Schliff und der Nadelträger ist aus Bor. Diese Einheit ist sehr leicht und in sich viel steifer, was zu einer noch erheblich besseren Wiedergabe der ganz hohen Frequenzen geführt hat.
So, ich hoffe, nichts vergessen zu haben.
Ich bestelle mir jetzt regemäßig audiophile Schallplatten und höre nicht mehr so oft CD. Auch "uralte" Aufnahmen erklingen jetzt unglaublich sauber und fein aufgelöst. Meine letzte LP ist "Harry Belafonte Sings the Blues". Die Aufnahmen sind aus dem Jahr 1958 und die LP wurde letztes Jahr neu gepresst, 2 LPs mit 45 UPM. Ein Traum!
Autor:Dieter Schlagheck aus Lünen |
6 Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.