CD-Player meets Dampfradio

CD-Player im Rohzustand
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Hallo Leute,
ich hatte hier schon mal geschrieben, dass ich meinen Plattenspieler getunt habe und jetzt dieses Klangerlebnis dem Klang der CD vorziehe.
Das Thema hat mich nicht ruhen lassen und ich wollte wissen, ob man denn aus der CD nicht mehr herausholen kann. Insider lesen in Fachzeitschriften immer wieder von high-endigen Digital-Analogwandlern, die traumhaft klingen sollen, deren Preis aber Albträume verursacht.
Einen externen Digital-Analogwandler hatte ich vor Jahren selbst gebaut und dessen Daten haben es schon in sich: 18 Bit achtfach Oversampling und die allerfeinsten Operationsverstärker im Ausgang. Dieser Wandler hat dann den im CD-Player eingebauten ersetzt und klanglich deutlich übertroffen.
Aber der gute alte getunte Plattenspieler mit Spitzentonabnehmer (Stichwort Shibata-Nadel) klingt für mich einfach musikalischer. Woran kann das liegen?

Neulich las ich dann einen Bericht über einen Digital-Analog-Wandler Chip, der von Philips nur im Jahr 1994 gebaut wurde und auch nur für kurze Zeit in ganz wenigen Playern eingebaut wurde. Und dieser Wandler soll klanglich mit den teuersten Geräten mithalten. Es handelt sich um den TDA 1549T, den letzten aus dieser Reihe.
Das hat mich dann doch neugierig gemacht. Erst einmal habe ich nach einem CD-Spieler gesucht, der diesen Wandler eingebaut hat. Es war wirklich nicht einfach, die Insider haben fast alle Geräte mit diesem Chip aufgekauft. Mehr zufällig habe ich dann doch einen gefunden. Der war am Gehäuse verkratzt und verschmutzt, aber günstig war er.
Und dann ging es los. Der vom Hersteller eingesetzte Verstärker am Ausgang des Wandlers taugt nichts und er musste ersetzt werden. Dafür nimmt man am besten eine Radioröhre, so las ich.
Eine Röhre???
Ja, und zwar eine russische, die 6N6P, eine Doppeltriode.
Solche Röhren werden heute wieder in Verstärkern eingebaut, in den ganz teuren. Also gut, so eine Röhre besorgt. Die braucht aber eine Spannung von 180 Volt und damit die glüht, muss eine Heizspannung von 6,3 Volt angelegt werden. Dafür habe ich dann ein zusätzliches Netzteil eingebaut, mit einem extra dafür angefertigten Transformator. Die Spannung muss gleichgerichtet und geglättet werden, dafür musste ich Kondensatoren einbauen, die 250 Volt vertragen.
Dann musste ich den Digital-Analog-Wandler an die Röhre anschließen. Dafür habe ich ganz hochwertige Kondensatoren (MKPs) eingesetzt. Jetzt musste ich noch einen dritten Transformator einsetzen, der als Stand-by-Trafo die beiden anderen über ein Relais einschaltet.
Jetzt funktioniert alles und voller Erwartung habe ich die erstbeste CD eingelegt. Es war "Ein Tag am Meer" von den Phantastischen Vier.
Wer die kennt, weiß dass am Anfang ein Meeresrauschen im Hintergrund eingeblendet ist. Zufällig kam meine Frau rein und fragte, ob die Platte neu aufgenommen wurde, das Rauschen sei ja jetzt viel realistischer.
Ja, stimmt, der klingt tatsächlich ganz anders. Irgendwie ist die räumliche Abbildung plastischer. Dieser Röhren-CD-Player wird meinen alten mit dem externen Digital-Analog-Wandler ablösen.
Aber man fragt sich, woran es liegt. Der Klirrfaktor kann es nicht sein, kein Mensch kann 0,002 von 0,003 % unterscheiden. Der Frequenzgang kann es auch nicht sein, wer hört schon Unterschiede von 0,015 Dezibel? Niemand!
Ich habe noch eine Test-CD aus dem Jahr 1990 aufbewahrt. Die enthält außer den üblichen "Frequenzsweeps" auch so Gemeinheiten wie Nadelimpulse. Die habe ich mir am Ausgang des CD-Spielers mit dem Oszilloskop angeschaut. Und siehe da, es gibt damit deutliche Unterschiede. Während alle CD-Spieler, die ich bis dahin geprüft hatte, dem Nadelimpuls vorher und nachher ein Wellensignal zufügen (pre- und post-ringing), tut das der TDA 1549T nur nachher.
Nach der Theorie löst das menschliche Ohr in Verbindung mit der Auswertung im Gehirn ankommende Schallwellenfronten sehr gut zwischen links und rechts auf, so funktioniert die räumliche Ortung. Je unverfälschter das Signal ankommt, je besser. Das pre-ringing stört da, das post-ringing nicht. Und da ist der neue Wandler im Vorteil, die Bilder zeigen es.
Auch ein Plattenspieler kennt solche Signalverfälschungen nicht. Daher dieser unverkennbare Analogsound.
Die Digitaltechnik hat bei mir jetzt wieder gleichgezogen, geholfen hat dabei die „uralte“ Röhrentechnik“.
Jetzt werde ich mir meine CD-Sammlung noch einmal anhören, wer weiß was es zu entdecken gibt.

Autor:

Dieter Schlagheck aus Lünen

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