Leser-Thema der Woche
Besuch im Reich der Vergessenen
Im Keller unter dem Rathaus warten sie auf ihre Besitzer. Fahrräder aller Art teilen sich den Platz an der Spitze der Fundsachen mit den Schlüsseln. Im Leser-Thema der Woche geht es dieses Mal um die Vergessenen.
Das Fundbüro der Stadt Lünen, der Arbeitsplatz von Renate Mennes, ist ein Raum im Technischen Rathaus. Im Reich der Vergessenen stehen keine Regale voller Fundsachen, sondern normale Büromöbel, doch wie so oft - es zählen die inneren Werte. Was Menschen verloren haben, lagert im Schrank. Dokumente, Portemonnaies, Handys. Mobiltelefone bleiben dort auch oft, denn nur selten melden sich die Besitzer. Im Fall von verschwundenen Fahrrädern sieht das anders aus, berichtet Renate Mennes. Die Drahtesel werden relativ oft abgeholt, allerdings erst nach entsprechendem Eigentumsnachweis. Im Keller unter dem Rathaus ist die Auswahl nämlich riesig, im Moment rund hundert Räder vom Kinder-Zweirad über das klassische Hollandrad bis hin zum Mountainbike. "Fahrräder, die abgeschlossen sind, sind keine Fundsache", so Mennes. Was Finder nach Ablauf der sechsmonatigen Frist nicht haben wollen, kommt unter den Hammer. Fahrräder zum Beispiel wechseln dann bei einer der regelmäßig stattfindenden Auktionen den Besitzer, meist für Preise zwischen zwei und fünfzig Euro. Der Erlös fließt in den Gesamthaushalt der Stadt. Kein Bestseller bei den Fundsachen werden wohl die Krücken, die aktuell im Fundbüro auf ihren - nun vielleicht humpelnden - Besitzer warten, neben dem Rollator für Renate Mennes einer der kuriosen Fälle.
Kind brachte fünf Euro ins Fundbüro
In Erinnerung geblieben ist Renate Mennes auch die Geschichte eines kleinen Mädchens. Das Kind hatte fünf Euro gefunden und brachte das Geld - obwohl Fundsachen generell erst ab einem Wert von zehn Euro abgegeben werden müssen - mit Mama zum Fundbüro. Ehrlichkeit zahlt sich aus, denn sechs Monate später durfte das Mädchen wiederkommen und nahm stolz ihre fünf Euro in Empfang! Wer Fundsachen oberhalb der Grenze nicht abliefert, macht sich übrigens strafbar und muss im schlimmsten Fall für bis zu drei Jahre hinter Gitter.
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