Von wirklichen und unwirklichen Bürgermeistern

Die Stadt Lünen kann sich glücklich schätzen, dass sie zwei Bürgermeister hat. Der eine, den sie alle Willi nennen, ist aber so „von des Gedankens Blässe angekränkelt“ (Zitat aus „Hamlet“), dass sein politisches Handeln sehr überschaubar geworden ist. Aber gemach, wir haben ja einen Weiteren. Sozusagen einen Scheinbürgermeister, der die Akten des Willi studiert, Reden für ihn schreibt (die der leider so lieblos runter betet) und auch so manche Entscheidung vorbereitet, die erst einmal wie die des wirklichen Bürgermeisters aussieht.

Der Scheinbürgermeister, wir nennen ihn nun den „Unwirklichen“, hat sich nach der Jahresdienstbesprechung der Feuerwehr, in der es um die Überstundenbezahlung der wackeren Männer ging, in ganz besonderem Maße um den vermeintlich nächsten wirklichen Bürgermeister verdient gemacht: Es reichte wohl nicht die Information, dass sein noch wirklicher Bürgermeister einen Gutachter einsetzt, um die späte Vergütung der Feuerwehrmänner zu beurteilen.

Nein, ganz wichtig war dem Unwirklichen die Mitteilung, dass der Einsatz eines Gutachters die tolle Idee von Rolf Möller war, der jedenfalls selbst .- schneller als der Willi – der nächste wirkliche Bürgermeister werden möchte. Und der Schreiber des Feuerwehr-Abends klappte die Hacken zusammen und teilte diese sensationelle Nachricht dem geneigten Publikum mit. Wir sind begeistert.

Begeistert darüber, dass der Wahlkampf für Rolf Möller schon mal von Frank Knoll, dem Unwirklichen, in der Stadtverwaltung vorbereitet wird. Er könnte ja sein künftiger Chef sein, der als dann gewesener Polizist sicherlich auch gern so einen Scheinbürgermeister hat. Der Gehorsam eilt schon mal voraus. Die 1970er Jahre lassen grüßen, als die Genossen mit einer absoluten Mehrheit ganz ungeniert aus dem Rathaus heraus Wahlkampf betrieben. Der Verfasser dieser Zeilen hat das nicht vergessen.

Dabei ist Rolf Möller entgegen der wiederholten Berichterstattung seit einer Absichtserklärung seiner Genossen nämlich auch ein Unwirklicher, nämlich ein unwirklicher Bürgermeisterkandidat. Wirklich ist die Nominierung eines BM-Kandidaten noch gar nicht möglich.

Gerd Kestermann

Autor:

Gerd Kestermann aus Lünen

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