Umweltschützer wollen das Kraftwerks-Aus
Geht das Trianel-Kohlekraftwerk in Lünen nie ans Netz? Die Umweltschützer der Bürgerinitiative Kontra Kohlekraftwerk und des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland glauben die Antwort zu kennen.
"Die Kohlekraftwerke sind gescheitert", so BUND-Geschäftsleiter Dirk Jansen am Mittwoch in einer Pressekonferenz in Lünen. Gleichzeitig forderten die Kraftwerksgegner, einen Schlussstrich sowohl unter das geplante Kohlekraftwerk im Lüner Stummhafen als auch das Steinkohlekraftwerk in Datteln zu ziehen. Keines der beiden Kraftwerke habe nach den erfolgreichen Klagen der Umweltschützer noch die nötigen Genehmigungen. Das Oberverwaltungsgericht Münster hatte Anfang Dezember eine Teilgenehmigung für das Lüner Kraftwerk aufgehoben, weil die Umweltverträglichkeit aus Sicht des Gerichts nicht ausreichend geprüft war. Das Kraftwerk Datteln liegt schon seit 2009 auf Eis. Die Betreiber, Trianel in Lünen und E.on in Datteln, wollen nachbessern, um die Kraftwerke schnell in Betrieb nehmen zu können. Die Situation sei laut BUND allerdings aussichtslos, die Investitionen von bisher mehr als 2 Milliarden Euro in den Sand gesetzt. "Trianel wird natürlich alles daran setzen, sein Kraftwerk doch noch ans Netz zu bringen. Wir müssen also weiterhin aktiv und wachsam sein", so Thomas Mathée, Vorsitzender der Lüner Bürgerinitiative Kontra Kohlekraftwerk. Der BUND-Kraftwerksexperte Dr. Thomas Krämerkämper ist aber überzeugt: "Bei Trianel in Lünen wird eher früher als später der Stecker gezogen." Ob das vielleicht im nächsten oder übernächsten Jahr passiere, könne er nicht sagen. Klar sei aber: Die Umweltverträglichkeit des Kraftwerksstandortes könne auch mit weiteren Gutachten nicht belegt werden. Die Wälder in Cappenberg seien nach Auskunft der Umweltschützer schon heute stark durch die Industrie belastet, das gelte auch für die Lippe. Krämerkämper kritisierte die Genehmigungsbehörden: "Großvorhaben werden wie selbstverständlich genehmigt, solange sie nur groß genug sind." Am Ende bleibe aus Sicht des Kraftwerksexperten nur eine Lösung für die fast fertigen Kraftwerke: "Die Anlagen werden am Ende zurückgebaut werden." Im Klartext heißt das: Abriss. In Nordrhein-Westfalen sind zurzeit fünf neue Kohlekraftwerke im Bau.
Der Lüner Anzeiger sprach nach der Pressekonferenz der Umweltschützer mit Elmar Thyen, dem Leiter der Unternehmenskommunikation bei Trianel. Macht man sich hier Sorgen um den Kraftwerksbau? Elmar Thyen: „Die aktuellen Teilgenehmigungen reichen aus, um das Kraftwerk bis zum Ende weiterzubauen. Wir gehen im ersten Halbjahr 2013 in Betrieb.“ Die weiteren Untersuchungen zur Umweltverträglichkeit, wie vom Oberverwaltungsgericht Münster gefordert, seien in Auftrag gegeben und müssen im nächsten Jahr für die Betriebsgenehmigung vorliegen. Thyen: „Selbst der BUND hat vor Gericht gesagt, dass das Kraftwerk grundsätzlich genehmigungsfähig ist.“
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