Röttgen in Lünen: Von Wahlkampf k(l)eine Spur
Eingeladen zum Hellweggespräch am Trianel-Kraftwerk war der Bundesumweltminister Dr. Norbert Röttgen. Doch weil am Mittwoch die Regierung in Düsseldorf scheiterte, kam Röttgen auch als Ministerpräsident-Spitzenkandidat der CDU nach Lünen.
Die Trianel-Pressestelle hatte deshalb sogar den Anmeldeschluss für Journalisten verlängert. So groß war plötzlich der Ansturm. Der Besuch in Lünen war einer der ersten Termine des Bundesumweltministers, seit bekannt geworden war, dass es Neuwahlen in Nordrhein-Westfalen gibt. Röttgen war pünktlich, gab sich bürgernah. Er ließ seinen Fahrer vor dem Trianel-Tor anhalten und ging zuerst zu den Kraftwerksgegnern, darunter auch die Lüner Grünen Erika Roß und Ingbert Kersebohm, die vor dem Gelände demonstrierten. Der Minister begrüßte jeden mit Handschlag, nahm sich danach Zeit für ein kurzes Gespräch. Er verteidigte Kohlekraftwerke. Ohne sei die Energiewende nicht zu schaffen. "Klimaschutz geht anders" war dagegen die deutliche Botschaft der Kraftwerksgegner auf Plakaten und Aufklebern. Röttgen blieb bei seinem Standpunkt, legte die letzten Meter zum Veranstaltungssaal danach – ganz Umweltminister – zu Fuß zurück. Hier warteten über 200 Gäste auf den Politiker, der schon im August 2010 die Kraftwerksbaustelle gemeinsam mit Angela Merkel besuchte, damals im Rahmen der Energiereise. Beim Gespräch am Donnerstagabend war das Thema ähnlich. Unter dem Motto „Chancen der Energiewende für Deutschland und Nordrhein-Westfalen“ hatte die CDU-Kreistagsfraktion eingeladen. Für den CDU-Politiker Röttgen ein Heimspiel, das er gut als Wahlkampfauftakt hätte nutzen können. Doch die großen Kritik an Rot-Grün blieb aus. Lediglich ein kleiner Seitenhieb ging in diese Richtung: Er glaube, so Röttgen, dass die Chancen der Energiewende bisher zum großen Teil an NRW vorbeigegangen seien. Zum Rechtsstreit um das Kraftwerk äußerte sich Röttgen nicht, bemerkte aber: „Mal weht der Wind, mal weht er nicht.“ Strom wolle man aber immer haben. Moderne fossile Energieerzeugung sei deshalb unverzichtbar. Sie müssten einspringen, wenn die erneuerbaren Energien keinen Strom liefern. Der Minister lobte, dass neben den vielen Gästen aus Politik und Wirtschaft auch Gegner des Kraftwerks eingeladen waren. Thomas Matthée von der Bürgerinitiative Kontra Kohlekraftwerk hatte einen Brief für Röttgen dabei, in dem Argumente gegen Kohlekraft ausgelistet waren. Um 19.30 Uhr fuhr Röttgen weiter zum nächsten Termin im Rheinland. Der Kalender ist voll. Der Bundesumweltminister, er ist von nun an auch immer ein bisschen als Spitzenkandidat unterwegs.
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