Mutter: "Kinder sind Versuchskaninchen"

- Seite an Seite die Schulbank drücken, dass war bis Freitag nicht erlaubt - doch Montag geht es für die Grundschüler im Klassenraum zurück in die Normalität.
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Grundschüler in Nordrhein-Westfalen kehren nächste Woche in den Klassenraum zurück - das macht nicht nur vielen Eltern, sondern auch Kindern und Lehrern Bauchschmerzen. Eine Mutter sieht den Nachwuchs etwa als Versuchskaninchen.
Nordrhein-Westfalen diskutiert, seit Ministerin Gebauer Ende vergangener Woche die Pläne zur "Rückkehr zum Regelbetrieb" an den Grundschulen vorstellte, einmal mehr in der Corona-Krise. Menschen, die den Weg des Schulministeriums befürworten, auf der einen Seite, auf der anderen die, die eine Rückkehr zum Unterricht im Klassenverband vor den Ferien ablehnen aus den verschiedensten Gründen. Im Netzwerk Facebook stimmten bei einer Umfrage des Lüner Anzeigers rund sechzig Prozent der Befragten dafür, dass die Grundschulen vor den Sommerferien nicht wieder in den Normalbetrieb zurückkehren sollten, was dahintersteckt, offenbarten teilweise die Kommentare. "Die Kinder sind die Versuchskaninchen, die Politik will schauen, ob die Rückkehr zum Unterricht klappt und wenn ja, dürfen nach den Ferien alle wieder gehen", schreibt zum Beispiel eine Mutter. "In Nordrhein-Westfalen soll die Schule am 15. Juni starten, zehn Tage später beginnen die Sommerferien, dreizehn Wochen waren die Kinder dann auch Zuhause, da wäre es auf diese albernen zwei Wochen auch nicht mehr angekommen, deshalb ist diese Entscheidung lächerlich", schreibt ein anderer Facebook-Nutzer. "Zwei Wochen vor den Ferien ist das Schwachsinn, ich schicke mein Kind nicht rein", reagiert eine andere Mutter.
Frau Ministerin, was sagen Sie?
Gedanken machen sich die Eltern unter Umständen nicht ohne Grund, zumindest gibt der Blick über den Tellerrand Anlass zu Zweifeln: Israel macht reihenweise Schulen und Kitas wieder dicht, der Grund ist den Berichten nach ein Wiederanstieg der Infektionszahlen. Fälle aus Göttingen, Frankfurt, Bremerhaven und anderen Städten auch in Deutschland zeigen, welche Folgen es haben kann, wenn sich viele Menschen ohne weiteren Schutz in geschlossenen Räumen aufhalten und ein Corona-Infizierter darunter ist - ist es angesichts dieser Entwicklungen und Erfahrungen nicht sogar fahrlässig, eine Rückkehr zum Regelbetrieb ohne besondere Schutz und Abstand innerhalb der Klassenverbände anzuordnen, Frau Ministerin? Der Lüner Anzeiger schickte diese Frage an das Schulministerium von Nordrhein-Westfalen. "Wenn Kinder und Jugendliche über viele Wochen hinweg außerhalb der gewohnten Ferienzeiten nicht in die Schule dürfen, um gemeinsam mit ihren Freunden zu lernen, dann ist das ein ganz erheblicher Eingriff in das Recht auf Bildung und Erziehung. Die Anstrengungen des Schulministeriums sind daher darauf ausgerichtet, den Infektions- und Gesundheitsschutz mit dem verfassungsrechtlich garantierten Recht auf Bildung für die rund 2,5 Millionen Schülerinnen und Schüler in Nordrhein-Westfalen in Einklang zu bringen", antwortet ein Mitarbeiter der Pressestelle.Die Entwicklung des Infektionsgeschehens erlaube den Schritt zu einem verantwortungsvollen Normalbetrieb an den Grundschulen - im Interesse der Bildungsgerechtigkeit und Zukunftschancen der Schüler noch vor den Sommerferien. Schulministerin Yvonne Gebauer hatte dazu bereits vergangene Woche erklärt, wenn es um Bildung gehe, zähle jeder Tag.
Landeselternschaft fordert Corona-Tests
Die Landeselternschaft Grundschulen NW befürworte grundsätzlich die Wiederaufnahme des Unterrichts, der aktuell gewählte Weg löse die als unverständlich empfundene Diskrepanz zwischen der Öffnung der Spielplätze, Freizeitparks, und Kitas sowie des Hochfahrens der Wirtschaft aus der einen Seite und und des so engen Korsetts des schulischen Betriebs auf der anderen Seite. Der Elternverband kritisiert aber, die Kurzfristigkeit dieser Entscheidung habe die Eltern, Schulleitungen, Lehrkräfte und das Personal der Offenen Ganztagsschulen überrascht, stelle Schulen vor enorme Herausforderungen und verunsichere viele Kinder und Eltern. Die Öffnung der Schulen hin zu einem „Normalbetrieb“ gehe zudem deutlich hinaus über die Forderung der Landeselternschaft Grundschulen nach einer erweiterten Öffnung vor den Sommerferien.Die Landeselternschaft spricht für wöchentliche Pool-Testungen aus, denen im Fall eines positiven Testergebnisses zügig Einzeltests folgen müssten zur Vermeidung von Generalquarantänen bei den Beschäftigen und Kindern.
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