Kritik am Ministerium in Düsseldorf
Masken: Schulen vermissen klare Linie
In Bussen und Bahnen oder beim Einkauf müssen Kinder ab sechs Jahren in Nordrhein-Westfalen Masken aufsetzen - nicht aber in der Klasse. Eine Praxis, die Fragen aufwirft, ist der Nachwuchs doch teils über Stunden mit Mitschülern und Lehrkräften in einem Raum.
"Schulen hängen bei der Maskenpflicht vollkommen in der Luft, wir vor Ort sollen die Entscheidung treffen, ob unsere Schüler Masken tragen müssen oder nicht und ja, wir fühlen uns in diesem Punkt, der unter Umständen massive Auswirkungen auf die Gesundheit aller Beteiligten haben kann, vom Land im Stich gelassen", formuliert es eine Lehrkraft aus dem Kreis Unna. "Die Verantwortlichen wissen um unsere Bauchschmerzen, drücken sich aber um eine klare Linie." Im Schulministerium von Nordrhein-Westfalen sieht man das anders: Das Schulministerium habe den Schulen und Schulträgern in einer Schulmail vom 18. März umfangreiche Vorgaben und Handlungsempfehlungen zur Einhaltung der Anforderungen an Hygiene und Infektionsschutz bereitgestellt, antwortet ein Sprecher des Ministeriums am Dienstag auf eine entsprechende Anfrage des Lüner Anzeigers. Im Text der Mail wird erklärt: „Eine Maskenpflicht ist nur dann erforderlich, wenn die gebotene Abstandswahrung nicht eingehalten werden kann, darüber entscheiden die vor Ort jeweils zuständigen Gesundheits- und Ordnungsbehörden, gegebenenfalls in Abstimmung mit den Schulleitungen." Die Formulierung lässt Raum für Interpretationen. "Wenn Schüler zur Toilette gehen, ist es zum Beispiel unter Umständen schwierig, den Mindesabstand zu jeder Zeit zu grantieren", so die Lehrkraft.
Lehrer nähen für ihre Schüler
Die Käthe-Kollwitz-Gesamtschule in Lünen hat seit vergangenem Montag eine Maskenpflicht in der Schule und auf dem Gelände ausgesprochen, erlaubt sind auch Tücher oder Schals vor Mund und Nase. Lehrer der Heinrich-Bußmann-Schule spendeten Material und nähten dann Masken für ihre Schüler und das Kollegium. Im Unterricht besprechen die Lehrer den Umgang mit der Maske, das korrekte Aufsetzen und die richtige Desinfektion. Die Masken müssen auf dem Gelände aufgesetzt werden, nicht zwingend aber im Unterricht, denn hier sichere die Verteilung der Plätze ausreichenden Abstand. In Selm besteht an keiner weiterführenden Schule eine Maskenpflicht, den Schülern ist das Tragen einer Maske aber freigestellt, berichtet Malte Woesmann, Sprecher der Stadt Selm.
Kritik am Vorgehen der Landesregierung
Der Städte- und Gemeindebund veröffentlichte ganz unabhängig vom Masken-Thema am Montag eine Pressemitteilung mit deutlicher Kritik am Vorgehen der Landesregierung. "Die Städte, Kreise und Gemeinden appellieren an die Landesregierung, bei der weiteren Öffnung von Schulen behutsam vorzugehen und das Praxiswissen in den Kommunen endlich mit einzubeziehen", schreibt der Vorsitzende des Städtetages Nordrhein-Westfalen, Oberbürgermeister Thomas Hunsteger-Petermann, Stadt Hamm, sowie die Präsidenten des Landkreistages und des Städte- und Gemeindebundes, Landrat Thomas Hendele, Kreis Mettmann, und Bergkamens Bürgermeister Roland Schäfer. Die Wiederaufnahme des Betriebs in der Vorwoche sei dank des großen Engagements in den Schulen und Kommunen erfolgreich verlaufen, trotz unzureichender Vorgaben und sehr später Übermittlung von Informationen durch das Land. Schuldzuweisungen, die Kommunen hätten sich nicht rechtzeitig auf die Öffnung der Schulen vorbereitet, seien bei der Bewältigung der Corona-Pandemie nicht hilfreich und belasten das Vertrauensverhältnis der Kommunen zur Landesregierung. Der Beantwortung eines Fragenkatalogs, den man schon acht Tage vor der Wiederaufnahme des Betriebs in Düsseldorf vorgelegt habe, verbunden mit der dringenden Bitte, die wichtigsten Unklarheiten zu beseitigen, sei das Land nur verzögert und auch nur in Teilen nachgekommen, so die kommunalen Spitzenverbände.
Thema "Corona-Virus" im Lokalkompass:
> Ticker zur Situation im Kreis Unna
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