Kübra war einen Tag der Boss im Rathaus
Tausche Schulbus gegen Dienstwagen, Klassenzimmer gegen ein eigenes Büro: Kübra hat's gemacht. Die 14-jährige Schülerin zog beim Girls Day im Rathaus ein. Und der Bürgermeister musste seinen Schreibtisch räumen.
Eine Wahl brauchte Kübra Yilmaz dafür nicht. Letzte Woche moderierte sie noch die Modenschau an ihrer Schule, der Hauptschule Wethmar, jetzt ist sie schon Bürgermeisterin. Das ist wohl das, was man eine steile Karriere nennt. Und dann, nach der entspannten Fahrt im Dienstwagen zum Rathaus, geht es auch schon los mit der Arbeit. Konferenzen, die Mitarbeiter kennenlernen, eine Bürgerbeschwerde bearbeiten. Dabei dachte Kübra vorher, dass so ein Bürgermeister eher "den ganzen Tag im Büro sitzt und gar nichts macht." Hans Wilhelm Stodollick, das echte Stadtoberhaupt, musste da ein bisschen schmunzeln. Immerhin: Beim Girls Day stimmte diese Einschätzung für ihn sogar ein bisschen. Denn nachdem die junge Kollegin die Amtsgeschäfte im Rathaus übernommen hatte, hatte der Bürgermeister nicht mehr viel zu melden. "Ein entspannter Tag", grinst er. Heute ist Stodollick nur der Stellvertreter. Am Nachmittag sitzt Kübra schon wieder in einer Konferenz. Diesmal mit der Presse. Zeitungen, Radio, Fernsehen. Alle sind gekommen. Mit "ihrer" Stadt ist die junge Bürgermeisterin Kübra eigentlich ganz zufrieden, sagt sie. Sie plaudert, als ob sie das jeden Tag so macht. Nur ein Einkaufszentrum wäre noch gut. Das in einem Tag politisch abzusegnen, dürfte aber schwierig sein. Also wird's wohl nichts mit dem Konsum-Tempel. Eine Bürgermeisterin hat es manchmal eben ganz schön schwer. Nicht nur in der Politik. Auch dann, wenn sie die Amtskette tragen muss. Gute drei Kilo wiegt die. Schmuck ist ja eine tolle Sache, aber sooo... Am Abend steht dann noch die Ratssitzung an. Unten sitzen die Ratsmitglieder, oben auf dem Balkon im Ratssaal Kübras Freundinnen. Frau Bürgermeisterin begrüßt sie alle. Ihre letzte Amtshandlung, bevor ein spannender Arbeitstag endet. Bürgermeisterin will sie nicht werden, zieht Kübra nach dem Girls Day im Rathaus Bilanz. Doch vielleicht wird sie mal Chefin irgendwo. "Denn Frauen in Führungspositionen", stellt die 14-Jährige fest, "die gibt es viel zu selten." Der Name Kübra, er heißt übersetzt: Die Größte.
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