Kornfeld-Kinder: Finger weg vom Spielplatz
Fangen spielen, schaukeln, im Sandkasten buddeln - am Kornfeld in Alstedde könnte bald Schluss mit lustig sein. Der Spielplatz soll geschlossen werden. Jetzt gehen die Familien auf die Barrikaden und wollen mit Ideen das Spielplatz-Aus verhindern.
Sie nennen sich die Kornfeld-Kinder. Das klingt idyllisch und es ist wirklich schön in der kleinen Siedlung am Rande von Alstedde. Zwölf Familien haben sich schon zu der Elterninitiative zusammen geschlossen. „Und es werden immer mehr“, sagt Stephan Braun. Auslöser war die Ankündigung der Stadt Lünen, dass der kleine Spielplatz geschlossen werden soll. Der Grund: In der Kornfeldsiedlung leben laut einem Gutachten zu wenig Kinder. So wenig, dass ein zusätzlicher Spielplatz aus Kostengründen nicht gerechtfertigt sei.
Das sehen die Eltern der „Kornfeld-Kinder“ ganz anders. „Früher habe ich selbst hier gespielt“, erinnert sich Katharina Wagner. Heute hat sie zwei eigene Kinder, Leonie (3) und Emily (1). Vom Haus der Wagners bis zum Spielplatz sind es nur wenige Meter. Die Straße ist eine Spielstraße, Autos dürfen hier nur sehr langsam fahren. In ein paar Jahren könnten Leonie und Emily alleine zum Spielplatz laufen. „Wenn es den dann noch gibt.“ Der neue Spielplatz, den die Stadt am Hülsbeck-Weg bauen will, ist für die Eltern keine Alternative, denn der Weg würde an nicht verkehrsberuhigten Straßen entlang führen. „Zu gefährlich“, finden die Eltern.
Dass der Spielplatz am Kornfeld abgerissen wird, ist für viele Familien unvorstellbar. Sie wollen deshalb selbst anpacken, schlagen der Stadt eine Spielplatz-Patenschaft vor. Stephan Braun: „Wir Familien wollen ehrenamtlich die Pflege übernehmen, die Papierkörbe leeren, Rasen mähen und vieles mehr.“
„In so eine Siedlung gehört einfach ein Spielplatz“, meint Nadine Möllmann. Mit ihren Drillingen Celina, Joline und Julian ist sie oft hier. Hier trifft man sich, die Eltern plaudern, während die Kinder spielen. „Ich bin jeden Tag hier, außer ich bin krank oder im Urlaub.“ Svenja ist ein echter Fan. Ein paar mehr Spielgeräte dürften es aus Sicht der 9-Jährigen aber dann schon sein, denn mit Schaukel, Turnstange, Wackeltier und Sandkasten ist die Auswahl der Spielmöglichkeiten eher überschaubar.
„Die Stadt hat sich beschwert, dass die Bäume zerstört werden, weil die Kinder dort klettern“, erzählt Mutter Anuschka Bohle und fragt: „Wo sollen sie denn sonst klettern?“ Denn auf das neue Klettergerüst und die Rutsche warte man schon seit über einem Jahr, so die Elterninitiative. Das alte Spielgerät war nicht mehr sicher, musste deshalb 2010 abgebaut werden. Doch im folgenden Jahr gab es keinen Ersatz. Als man dann Ende Februar beim Grünflächenamt nachhakte, erfuhren die Eltern, dass ihr Spielplatz von der Schließung bedroht ist.
Ihre Ideen zur Spielplatz-Rettung haben die Eltern nun in einem Bürgerantrag zusammengefasst und an den Bürgermeister geschickt. Am Donnerstag wird im Haupt- und Finanzausschuss zum ersten Mal darüber beraten.Einen Mustervertrag für die Spielplatz-Patenschaft haben die Eltern schon vorbereitet. Die Stadt Lünen muss nun nur noch zustimmen.
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