Jusos Lünen fordern kostenfreien öffentlichen Personennahverkehr
Aktuell fordert die Bundesregierung fünf deutsche Städte auf, ihren öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) kostenfrei anzubieten, um die erhöhten Schadstoffwerte in deutschen Innenstädten zu reduzieren. Falls dieses Pilotprojekt erfolgreich ist und es viele Menschen zum Umdenken und Umsteigen vom Privat-PKW in Busse oder Züge bewegt, könnte der ÖPNV bald in ganz Deutschland kostenfrei angeboten werden.
Die Lüner Jungsozialistinnen und Jungsozialisten fordern nun auch in Lünen eine Verkehrsrevolution: Sie fordern die Stadt Lünen auf, das Modell des kostenfreien ÖPNV in Lünen umzusetzen.
„Um die Luftqualität in den Städten zu verbessern, sind aktuell Fahrverbote für Diesel-Autos im Gespräch — das sehen wir skeptisch. Diesel-Fahrverbote belasten auch Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, die weite Strecken zur Arbeit pendeln müssen, sowie kleine und mittelständische Unternehmen mit ihren Beschäftigten“, erläutert Juso-Vorsitzende Nina Kotissek.
„Statt Verbote zu verhängen setzen wir auf den positiven Anreiz des kostenfreien ÖPNV: Wenn wir das Busfahren günstiger und attraktiver gestalten, werden viele Menschen freiwillig auf den Privat-PKW verzichten und die ökologischere Alternative nutzen, besonders innerhalb Lünens“, sagt Nina Kotissek.
Ein weiterer wichtiger Grund für einen kostenfreien ÖPNV ist die Reduzierung von Staus. Robert Schmidt, stellvertretender Juso-Vorsitzender, ist sachkundiger Bürger im Ausschuss für Stadtentwicklung und Umwelt und weiß: „Lünen hat ein riesiges Stau-Problem, besonders im Berufsverkehr und um die Innenstadt herum. Würden mehr Menschen den Bus benutzen, wären weniger Autos auf den Straßen unterwegs und die Staus würden deutlich kürzer.“
Auch aus sozialen Gründen sprechen sich die Jusos für den kostenfreien ÖPNV aus. Juso-Mitgliederbeauftragte Zeliha Alak ist Auszubildende und berichtet aus eigener Erfahrung: „Für Studierende und Azubis gibt es Ticket-Vergünstigungen im ÖPNV. Aber ärmere Menschen können sich das oft nicht leisten, weil eine einzelne Fahrt ziemlich teuer ist. Kostenfreier ÖPNV bedeutet auch Teilhabe an Mobilität für Menschen mit wenig Geld.“
Viele weitere Vorteile im kostenfreien Bus- und Bahnfahren sieht Sebastian Borchardt, stellvertretender Juso-Vorsitzender: „Einfach in den Bus steigen zu können, ohne an Geld denken zu müssen — das erhöht die Flexibilität und bedeutet einen Zugewinn an Lebensqualität. Außerdem ist kostenfreier ÖPNV ein Standortvorteil für unsere Stadt und macht das Leben und Arbeiten hier attraktiver.“
Ist ein kostenfreier ÖPNV finanzierbar? Die öffentlichen Verkehrsmittel sind für die Kommunen nie kostendeckend, sondern immer ein Verlustgeschäft und müssen subventioniert werden.
„Wir fordern die Bundesregierung auf, die Kosten zu tragen, natürlich auch in allen anderen Kommunen, die sich für das ökologische, soziale und staureduzierende Modell des kostenfreien ÖPNV entscheiden. Das Interesse an schadstoffarmen Städten ist ein Interesse der gesamten Bundesrepublik, nicht nur einzelner betroffener Städte“, so Juso-Vorsitzende Nina Kotissek.
Solange die Bundesregierung das nicht realisiert, könnte aber die Stadt einspringen und mit gutem Beispiel vorangehen — zumindest für eine einjährige Probephase, in der die Auswirkungen des kostenlosen ÖPNV beobachtet werden sollen. Nach einem Jahr kann dann eine endgültige Entscheidung getroffen werden.
Dabei hat ein kostenfreier ÖPNV auch einige ökonomische Vorteile: „Die Kosten für den Verkauf und die Kontrolle der Tickets könnten komplett eingespart werden und die bisherigen Vergünstigungen z.B. für Studierende, Auszubildende oder ärmere Menschen durch das Sozialticket könnten abgeschafft werden“, erklärt Robert Schmidt.
Da die Bahnunternehmen, deren Züge durch Lünen unterwegs sind, nicht in kommunaler Hand sind, beschränken die Lüner Jusos ihre Forderung erst einmal auf das Busfahren. Die Verkehrsgesellschaft Kreis Unna (VKU), deren Busse durch Lünen rollen, gehört zum Kreis Unna. „Wenn der kostenfreie ÖPNV in Lünen allein nicht möglich ist, fordern wir die Stadt Lünen auf, ihn gemeinsam mit den anderen Städten im Kreis Unna umzusetzen.
Außerdem sollte Lünen bei diesem Thema auch mit ihren übrigen Nachbarstädten kooperieren — besonders mit Dortmund, davon würden viele Berufspendler/innen profitieren“, schlägt Sebastian Borchardt vor, der selbst täglich mit dem Zug nach Dortmund zur Arbeit fährt.
Der kostenfreie ÖPNV allein wird aber nicht ausreichen, um das Busfahren so attraktiv zu gestalten, dass ein Großteil der Autofahrer/innen das bequeme Auto gegen den Bus austauscht — da sind die Jusos realistisch.
„Gleichzeitig muss ein Linienausbau auf besonders stark frequentierten Strecken stattfinden. Mehr Busse in kürzeren Abständen, auch frühmorgens und spätabends. Verfügbarkeit und Zuverlässigkeit sind wichtige Erfolgsfaktoren für das Modell des kostenfreien ÖPNV“, ist sich Zeliha Alak sicher.
Konkrete Forderungen, die die Lüner Jusos formulieren, lauten: „Wir fordern die SPD Lünen auf, sich in ihrer nächsten Vorstandssitzung mit dem Thema kostenfreier ÖPNV zu beschäftigen und sich gemeinsam mit uns dafür einzusetzen. Außerdem fordern wir die SPD-Fraktionen im Lüner Stadtrat und im Kreistag Unna auf, entsprechende Anträge einzubringen, in einem ersten Schritt die Kosten zu eruieren und Vorschläge zur Gegenfinanzierung zu erarbeiten und im zweiten Schritt den kostenfreien ÖPNV umzusetzen“, schlussfolgert Juso-Vorsitzende Nina Kotissek.
Mit freundlichen Grüßen
Nina Kotissek
Vorsitzende Jusos Lünen
AKTUELLER NACHTRAG:
Die Bundesregierung unterstützt „zeitlich begrenzte besonders günstige ÖPNV-Angebote“, sofern sie von den Kommunen vorgeschlagen werden und fördert diese Pilotvorhaben finanziell (Quelle: https://www.bmub.bund.de/pressemitteilung/pilotvorhaben-fuer-saubere-luft-bundesregierung-und-modellstaedte-einigen-sich-auf-gemeinsames-vorgeh/).
Die Lüner Jungsozialisten fordern die Stadt Lünen auf, sich mit dem Projekt des stadtweiten kostenfreien öffentlichen Personennahverkehrs als Modellkommune zur Verfügung zu stellen und sich bei der Bundesregierung um die Förderung zu bewerben. „Das wäre eine tolle Chance für die Stadt Lünen — um die Schadstoffbelastung zu senken, die Stauproblematik zu reduzieren und aus Gründen der sozialen Teilhabe für finanziell Benachteiligte. Wenn der Bund dieses Vorhaben finanziell fördert, müssen wir zuschlagen“, kommentiert Juso-Vorsitzende Nina Kotissek.
Autor:Nina Kotissek (SPD) aus Lünen |
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