Er kämpft für den alten Namen: Agnes-Miegel-Straße

Josef Venturi hat viele Argument  für die Beibehaltung des Namens Agnes-Miegel-Straße zusammengetragen. Foto: Backmann-Kaub
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Soll die Agnes-Miegel-Straße in Niederaden umbenannt werden, weil die Dichterin dem Nazi-Regime nahestand? Diese Frage ist noch nicht entschieden. Der Ältestenrat der Stadt ist eher dafür, möchte aber, dass die Bürger öffentlich darüber diskutieren. In der Redaktion des Lüner Anzeigers meldete sich Josef Venturi zu Wort. Er wohnt seit 1964 in der Agnes-Miegel-Straße und ist dagegen, dass die Straße umbenannt wird. Hier seine Argumente:

Während der Weimarer Republik wurde Agnes Miegel als bedeutende Balladendichterin 1933 in die Sektion der Dichtkunst in die Preußische Akademie der Künste berufen. Damit war zwangsläufig auch ein Treueeid auf Hitler verbunden. Sie bekam 1940 den Goethepreis der Stadt Frankfurt und wurde 1944 in die sogenannte Gottbegnadetenliste der sechs wichtigsten Schriftsteller aufgenommen, zusammen mit Literaturpreisträger Gerhart Hauptmann .

Das literarische Werk und die Korrespondenz der ostpreußischen Dichterin sind frei von Rassismus und Antisemitismus. Sie schrieb einige wenige Gedichte im Auftrag des Reichspropagandaministeriums. Welche die Konsequenzen die Verweigerung in der NS-Diktatur haben konnte, braucht hier wohl nicht näher erläutert zu werden.

Agnes Miegel wurde erst 1940 – wieweit unter politischem Druck? – Mitglied der NSDAP. Das spricht wohl eher für eine weitgehend unpolitische Haltung der Dichterin. Die Mitgliederzahl bei der NSDAP belief sich bereits 1939 auf 8,5 Millionen, darunter auch Tausende Prominente. Dann müssten wir auch den Namen des späteren Hitler Attentäters von Stauffenberg streichen, weil er bis 1938 Anhänger Hitlers und Befürworter des Nationalsozialismus war.

Die Dichterin pflegte während des „Dritten Reiches“ und nach dem Krieg eine freundschaftliche Beziehung zu Anneliese Goerdeler. Sie war die Frau von Carl-Friedrich Goerdeler, eine zentrale Gestalt des Widerstandes gegen Hitler, der nach dem gescheiterten Attentat vom 20. Juli 1944 von den Nazis hingerichtet wurde.

Innerhalb ihrer freundschaftlichen Verbindungen verwendete Agnes Miegel nie den „Deutschen Gruß“. Wenn sie mit Offiziellen ein wenig bekannter war, bestellte sie herzliche Grüße oder Gottergebenen Gruß, obwohl der Hitlergruß in der Diktatur pflicht war.

Es steht fest, dass Agnes Miegel zeitlebens eine gläubige Christin war und auch in den Jahren 1933 - 45 nie von der Kirche und ihrem calvinistischem Glauben abrückte oder Zugeständnisse machte.

Die schließlich 1949 erfolgte Entnazifizierung Agnes Miegels brachte ein eindeutiges Urteil: Unbelastet. Wörtlich heißt es: Sowohl Motive wie Handlungen haben niemals NS-Geist verraten.

Auch in der Bundesrepublik erhielt Agnes Miegel höchste Ehrungen. 1959 wurde ihr der renommierte Literaturpreis Bairischer Akademie der Künste verliehen. An ihrem Alterswohnsitz in Bad Nenndorf bei Hannover empfing sie viele prominente Besucher und Verehrer aus Literatur und Politik, darunter im Juli 1961 Willy Brandt, damals Kanzlerkandidat der SPD und Regierender Bürgermeister von Berlin. 1977 erschien eine Briefmarke der deutschen Bundespost mit dem Konterfei der Dichterin.

Für den wohl wichtigsten deutschen Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki gehören mehrere Balladen Agnes Miegels zum Kanon lesenswerter deutschsprachiger Werke.

Agnes Miegel gilt als die größte Dichterin Ostpreußens im 20. Jahrhundert. Eine Umbenennung von Agnes-Miegel-Straßen ist nach dem aktuellen Forschungsstand sachlich in keiner Weise zu rechtfertigen.

Zu erfragen: Auf den Internet-Seiten der Agnes-Miegel-Gesellschft (www agnes-miegel-gesellschaft.de) erhält man wissenschaftliche fundierte Information über die Dichterin.

Josef Venturi hat viele Argument  für die Beibehaltung des Namens Agnes-Miegel-Straße zusammengetragen. Foto: Backmann-Kaub
Soll der Name geändert werden oder nicht? Foto: EK
Autor:

Doro Backmann-Kaub aus Lünen

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