Mao und die Spatzen
Eine Geschichte zu 75 Jahre Volksrepublik China

Spatz in der Morgensonne
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Heute  vor 75 Jahren rief Mao Zedong die Volksrepublik China aus:
Von 221 vor Christi bis 1916 war China ein Kaiserreich, nach der Revolution dann Republik China und seit dem 1. Oktober 1949 Volksrepublik.
 
China assoziiert bei mir immer sofort 

die Geschichte von Mao und den Spatzen

Ich habe einmal einen Bericht darüber im Fernsehen gesehen und die Geschichte ist mir wegen ihrer Ungeheuerlichkeit im Gedächtnis geblieben. China ist weit weg und die Geschichte schon lange her, so dass ich sie hier in Erinnerung rufen möchte. Sie ist unglaublich, aber tatsächlich so geschehen, nämlich innerhalb der "Ausrottung der vier Plagen":

Kampagne zur Erschlagung der Spatzen:
so heißt diese Massenkampagne, die im Jahr 1958 begann, heute in China. Sie sollte zur landwirtschaftlichen Produktionssteigerung beitragen, denn Spatzen sitzen im Spätsommer gern auf den Getreidehalmen und picken die Körner aus den Ähren. 

Foto: Foto von Frauke Riether auf Pixabay

Also beschloss man mit "dem Großen Sprung nach vorn" neben den Ratten, Stechmücken und Fliegen auch die Sperlinge auszurotten. Die ganze Bevölkerung - einschließlich der Kinder - lief mit Gongs, Töpfen und anderen Krachmachern herum, um die Spatzen aufzuscheuchen. Den ganzen Tag hatten die Vögel keine Möglichkeit sich niederzulassen und fielen schließlich tot vom Himmel. Die Kinder bauten Leitern, um die Nester zu zerstören und in den Abendstunden wurde immer wieder Krach gemacht, um die Tiere nicht zur Ruhe kommen zu lassen. Es wurden Millionen von Vögeln getötet und man war da mächtig stolz drauf.
Mao war allerdings, wie ich bei meiner Recherche entdeckte, nicht der erste, der diese "geniale" Idee mit den Spatzen hatte. 1744 setzte schon Friedrich der Große im sogenannten "Spatzenkrieg" ein Kopfgeld auf Spatzen aus.

Die große chinesische Hungersnot
Im nächsten Jahr fehlten die Vögel bei der Vertilgung der landwirtschaftlichen Schädlinge, deren Zahl nahm zu und es kam neben anderen Faktoren, die hier zu weit führen zu einem Einbruch in der Landwirtschaft, die zur "Großen chinesischen Hungersnot" führte, der dann 20 bis 40 Millionen von Menschen zum Opfer fielen. So ganz genau weiß man das nicht, weil es unterschiedliche Angaben gibt. Wie so oft in der Politik kann man Fehlentscheidungen nicht sofort zugeben und so wurde erst 1960 die Vernichtung von Bettwanzen anstelle der Vögel genannt und erst nach dem Tod von Mao Zedong wurde mitgeteilt, dass Sperlinge eher Nützlinge als Schädlinge seien.

Nicht nur die Spatzen
Die Hungersnot beziehungsweise ihr Ausmaß hatte sicherlich noch weitere Gründe, die ich nicht verschleiern möchte, sie beziehen sich aber nicht auf Sperlinge und würden daher am Thema vorbeigehen - finden sich aber in den eingefügten Links. Interessant ist auch, welche Maßnahmen ergriffen wurden, um das Scheitern der Aktionen zu verschleiern, was bis zur Pflanzung eines Feldes per Hand (also Halm für Halm wurde eingesetzt) ging, um Fotos von intakten Getreidefeldern zu bekommen.
Es gibt eine Menge dazu nachzulesen. Zum Beispiel neben den im Text per Link eingefügten Artikeln auf Wikipedia, "im Spiegel" oder unter "Deutschlandfunk".

Dieser Artikel ist eine Überarbeitung eines Artikels aus dem Jahr 2021.

Spatz in der Morgensonne
Foto: Foto von Frauke Riether auf Pixabay
Autor:

Martina Seeliger aus Lünen

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