Corona: Ärzte stemmen Express-Aktion

Corona-Impfung geschafft - das Team einer Grundschule in Lünen zeigt seine Impausweise. | Foto: Magalski
4Bilder
  • Corona-Impfung geschafft - das Team einer Grundschule in Lünen zeigt seine Impausweise.
  • Foto: Magalski
  • hochgeladen von Daniel Magalski

Jubel brandet auf, als eine Frau aus der Tür des Gemeindezentrums St. Norbert kommt, den Impfausweis noch in der Hand. Ärzte aus Lünen impften hier in der letzten Woche rund fünfhundert Mitarbeiter aus Kitas und Schulen. Freitag sollte die zweite Runde anstehen, doch dann kam der Stopp für AstraZeneca.

Die Menschen, die sich an diesem nassen Nachmittag vor dem Gemeindezentrum treffen, sind Teams aus Kitas und Grundschulen, wirken aber ein bisschen wie Schüler aus Klassenfahrt. Vorfreude ist da zu spüren, aber eben auch Nervosität vor dem Unbekannten. Die Nachrichten über Blut-Gerinnsel nach der Impfung mit dem AstraZeneca-Serum aus Österreich oder Dänemarkt sind noch frisch, das führte auch in Lünen im Vorfeld der Aktion zu Unsicherheiten und Fragen. Im Inneren warten die Ärztinnen und Ärzte, Helfer aus den Praxen, von der Stadt Lünen und Gemeinde in vier Räumen auf die Patienten. Spritzen mit dem AstraZeneca-Impftstoff liegen vorbereitet auf den Tischen. Dr. Arne Krüger lobt die Zusammenarbeit mit der Stadt Lünen und der Gemeinde St. Marien. Vom Anruf bis zur Durchführung der Aktion habe es nur wenige Tage gedauert und Benedikt Spangardt, Sprecher der Stadt Lünen, betont, die "Anpacker-Mentalität der Ärztinnen und Ärzte sei wertvoll für die Stadt". Die Aktion läuft, wohl auch dank dieser "Anpacker-Mentalität" wie am Schnürchen, bis zum Abend erhalten rund fünfnhundert Patienten ihre Impfung.

Arzt: Leben bedeutet immer ein Risiko

Freitag wollten wieder Ärztinnen und Ärzte im Gemeindezentrum antreten, um die nächsten fünfhundert Mitarbeiter von Kitas und Grundschulen zu impfen, dann aber stoppte auch Deutschland vorerst das AstraZeneca-Serum. Dr. Arne Krüger, Sprecher des Lüner Ärztevereins, kritisiert diesen Schritt der Politik in mehrfacher Hinsicht. "Der Zeitpunkt war schlecht gewählt, so etwas muss ich entweder am Abend verkünden, wenn die Impfzentren geschlossen sind oder am frühen Morgen, nicht aber im laufenden Betrieb." Zumindest sollten die Menschen, die impfen, aber zuerst von der Entscheidung erfahren. Die Entscheidung, sofort alle Impfungen mit AstraZeneca zu stoppen, war aus Krügers Sicht keine gute: "Eine Infektion mit dem Corona-Virus endet für etwa fünf von tausend Infizierten tödlich, im Gegensatz dazu steht - wenn sich der Zusammenhang mit der Impfung denn wirklich bestätigt - nach aktuellem Stand die viel kleinere Gefahr einer Hirnvenen-Thrombose bei einer von etwa zweihundertausend Impfungen." Im Klartext bedeute das, dass der Stopp der Impfungen mit dem AstraZeneca-Impfstoff mit hoher Wahrscheinlichkeit deutlich mehr Menschen das Leben koste, so Krüger. "Impfungen mit AstraZeneca verhindern nach britischen Studien wohl bis zu 97 Prozent schwere Corona-Verläufe." Dr. Arne Krüger favorisiert daher eine andere Variante als ein politisches Verbot. "Leben bedeutet immer ein Risiko, in fast allen Situationen. Die Menschen müssen wieder lernen, Risiken und Nutzen zu bewerten, um für sich selbst entscheiden zu dürfen - für oder gegen die Impfung", betont der Hausarzt.

Thema "Corona" im Lokalkompass:
> AstraZeneca: Kreis storniert viele Termine

Autor:

Daniel Magalski aus Lünen

Daniel Magalski auf Facebook
Daniel Magalski auf Instagram
Daniel Magalski auf X (vormals Twitter)
following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

34 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.