Bäume krank?

Birken: Anwohner in Sorge um Sicherheit

Josef Neff sah im Laufe der letzten Jahre schon vier Birken vor seiner Tür fallen, vier Mal verfehlten die Bäume sein Haus. Sonntag dann krachte im Sturm ein Baum auf das Dach. Der Vorfall befeuert bei Anwohnern die Diskussion um die Standsicherheit der Birken an der Ernst-Becker-Straße.

Orkan Eberhard hatte Kraft, daran besteht kein Zweifel. Bäume stürzten im ganzen Stadtgebiet von Lünen um, die Feuerwehr rückte aus zu rund fünfzig Sturmeinsätzen. Josef Neff kippte nicht nur ein Baum aufs Dach, sondern auch in den Garten und dass er sich darüber ärgert, liegt nicht nur an den Schäden und der damit verbundenen Arbeit. Josef Neff glaubt, dass Schäden und Ärger hätten vermieden werden können, "ich war mit meinen Hinweisen zum Zustand der städtischen Bäume ja schon Stammkunde beim Grünflächenamt." Rückblick: Sonntag vor einer Woche hört Josef Neff plötzlich ein lautes Krachen und schaut aus dem Fenster. Die Birke, die kurz vorher noch vor dem Haus stand, liegt nun im Garten. Minuten später folgte der ersten Birke dann der zweite Baum - wo der Stamm das Dach trifft, hat Enkel Nico sein Kinderzimmer. Glück im Unglück: Nico ist gerade mit Papa Tobias aus dem Haus gegangen, Mama ?? übersteht den Vorfall mit einem Schreck.

Vergleich mit Versicherung der Stadt

Nachbarin Katja Holler und ihre Familie erlebten im vergangenen Jahr eine ganz ähnliche Situation, der Lüner Anzeiger berichtete über den Fall: Im Sturm stürzt eine Birke vor ihrem Haus - nur wenige Meter von dem der Familie Neff entfernt - zu Boden. Der Stamm zerstört ein Zaunelement und Pflanzen im Garten. Zur Erstattung der Kosten wendet sich Katja Holler an die Stadt Lünen, immerhin ist die Birke ein städtischer Baum. Zeichen einer Erkrankungen des Baumes seien bei der Kontrolle rund vier Monate zuvor nicht erkennbar gewesen, sagt damals die Stadt, doch als der Baum liegt, zeigt er sich als kranker Patient: "Der Stamm war hohl, das Holz ganz weich", erinnert sich Kaja Holler. Die "Morschung im Wurzelbereich" sei im Vorfeld nicht erkennbar gewesen, schreibt die Versicherung der Stadt und verweigert zunächst eine Übernahme von Kosten. Katja Holler aber lässt nicht locker und so macht die Versicherung der Stadt am Ende das Angebot eines Vergleichs. Holler: "Das Geld, was wir bekommen haben, hat zwar nicht die tatsächlichen Kosten gedeckt, aber wir wollten auch keine lange und kostspielige Auseinandersetzung vor Gericht."

Stadt: Schäden gefährden nicht die Standsicherheit
 
Der Lüner Anzeiger bat die Stadt Lünen auch dieses Mal um eine Stellungnahme. Benedikt Spangardt, Pressesprecher der Stadt, erklärt, dass alle Bäume im Stadtgebiet regelmäßig von zertifizierten Baumkontrolleuren kontrolliert werden, stelle man dabei eventuell nicht verkehrssichere Zustände fest, beseitige man diese im Anschluss. Die Bäume an der Ernst-Becker-Straße seien erst in der letzten Februarwoche kontrolliert worden, so die Stadt. "Das Ergebnis der letzten Kontrolle war, dass es leichte Schädigungen gab, die sich beispielsweise in trockenen Zweigen äußern", so Spangardt, doch diese Schäden stellten bei Weitem nicht die Standsicherheit in Frage. In Stürmen, wie dem am vergangenen Sonntag, könnten leider auch standfeste und gesunde Bäume umstürzen, so die Verwaltung und nach ihrer Sicht war das auch so im Fall der Neffs. Nach Einschätzung der Stadt greife hier bei der Übernahme der Kosten die Hausrat- beziehungsweise Wohngebäudeversicherung, denn als die Birken fielen, herrschten Windgeschwindigkeiten von deutlich mehr als Windstärke 8. Familie Holler meidet seit Januar letzten Jahres bei stürmischem Wetter Wohnzimmer und Kinderzimmer. "Die Angst, dass eine der Birken, die noch vor unserem Haus stehen, ebenfalls umfällt und es dann nicht mehr nur bei Sachschäden bleibt, ist ständiger Begleiter." 

Thema "Birken" im Lokalkompass: 
> Familie streitet nach Sturmschaden mit Stadt