Den Vorort Brambauer im Blickwinkel
Spaziergang im Volkspark Brambauer (1)
Bevor ich beginne, möchte ich mich bei Herrn Werner Joachims bedanken, der mir seinen Bericht zum 110 jährigen Bestehen des Volksparks zur Verfügung gestellt hat und der die Grundlage für viele der Ausführungen lieferte.
Erinnerungen
Die älteren kennen sie noch, die "Fontäne" im Volkspark Brambauer, Ziel vieler Sonntagsausflüge, als man noch nicht so mobil war und sich zu Fuß zum Spaziergang aufmachte. So manches Familienfoto wurde vor dem Teich gemacht, die Fontäne (übrigens bis zu stattliche 10 Meter hoch) im Hintergrund.
Natürlich machte man sich schick für diesen Ausflug und zog die guten Sonntagssachen an. Bei den Kindern durften die weißen Kniestrümpfe nicht fehlen.
Die meisten, die aus Brambauer stammen, werden auch solch ein Foto im Album haben. Vielleicht hat sich der ein oder andere schon gefragt, wo haben meine Eltern das nur aufgenommen, denn die Zeit ist auch am Volkspark nicht vorbeigegangen.
Blick in die Geschichte
Bevor es weitergeht ein kleiner Blick in die Geschichte.
Errichtung des Volksparks
1909 wurde der Volkspark in Brambauer eingeweiht, damals hatte Brambauer mit 9.200 Einwohnern fast genauso viele Bewohner wie Lünen. Mit dem Anwachsen der Bevölkerung stieg auch die Nachfrage der Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung. Da ergriff man um 1904 die Initiative zur Errichtung einer Volksparkanlage, zumal die Verwaltung des Amtes Eving (und Brambauer gehörte früher zu Eving) ihren Gemeinden eine solche Einrichtung empfahl. Voraussetzung für eine finanzielle Förderung war der Bau eines Platzes für Volks- und Jugendspiele innerhalb der Anlage und dieser fand im Volkspark auch seinen Platz. Aber zum Sportplatz im Park ein anderes Mal etwas mehr.
Man beauftragte einen Gartenarchitekten aus Münster und dieser gestaltete auf dem anfangs gut 27 "Morgen" (die Fläche eines Morgens ist die Größe eines Ackers, den man an einem Morgen umpflügen kann und ist daher durchaus variabel, meist sind heute um die 2.500 m² gemeint, also ein Viertel Hektar) großen Gelände eine Parkanlage unter teilweiser Erhaltung des vorhandenen Baumbestandes. Der Landkreis Dortmund gab die Zusage für einen jährlichen Zuschuss für die Dauer von 20 Jahren zur Pflege und Erhaltung der Parkanlage.
Im Vorfeld der Eingemeindung Brambauers nach Lünen 1928 gab es eine Reihe von Bedingungen, die man nachlesen kann. Unter den Vorschriften ist dort zu finden: "Es muss das ernsthafteste Bestreben der Stadt Lünen sein, einen zur Erholung der Bewohner des eingemeindeten Gebiets erstandenen Volkspark ... ... zu erhalten". Das erinnert irgendwie an Wahlversprechen.
Zeit bis 1945
Heute sind die Wege des Volksparks mit Kies ausgelegt, früher waren die Hauptwege mit der Asche aus den Kesselanlagen der Zeche Minister Achenbach befestigt, die Nebenwege mit tonhaltigem Mutterboden.
Die Attraktion des Volksparks war ohne Zweifel der Teich mit etwa 18 Meter Durchmesser und seiner Fontäne in der Mitte, deren Wasser die stattliche Höhe von bis zu 10 Metern erreichte.
Der Volkspark wird Panzer-Instandsetzungswerkstatt
Während der Park bis kurz vor Kriegsende größtenteils von Kriegsschäden verschont geblieben war, gab es gegen Ende des 2. Weltkrieges eine ungeplante Nutzungsänderung, die zu erheblichen Schäden führte. Der weitestgehend dichte Baumbestand des Parks mit seinem Zugang über die Straße "Am Westpark" ermöglichte es, eine Instandsetzungswerkstatt für Panzer einzurichten, die vor den Blicken der Flieger geschützt war. Die Kettenfahrzeuge konnten direkt unter die schützenden Bäume fahren und dabei blieb man nicht immer auf den Wegen.
Verfall
Irgendwann in den 1960er-Jahren begann der Verfall. Der Teich war keine Attraktion mehr, denn es gab woanders größere Springbrunnen und man war mobil geworden. Der Teich versumpfte und der Rest des Parks wurde von "naturnahen Pflanzen" überwuchert. 2001 wollte die Stadt Lünen den ungepflegten Teich aufgeben und zuschütten. Zur Kosteneinsparung galt der Volkspark als normales Waldgelände und wurde mehr oder weniger sich selbst überlassen. Es wirkte alles wenig einladend und düster.
Neuer Glanz
Dass es zur Aufgabe des Teichs nicht gekommen ist, verdankt Brambauer zum einen den Naturfreunden, die zunächst die Patenschaft für den Teich übernahmen, allerdings wegen des anhaltenden Vandalismus ihre Bemühungen aufgaben sowie dem 2018 gegründeten Freundeskreis Volkspark Brambauer. Damit sind wir wieder am Anfang der Geschichte, denn die Zielsetzung ist wie um 1909 zur Eröffnung, die Schaffung einer Naherholungsanlage. Es ist schön geworden, dabei ist man noch gar nicht fertig. Hier muss man fairerweise einfügen, dass auch die Stadt Lünen sich mittlerweile an dieser Stelle wieder einbringt und sich an der Befestigung des vorhandenen Wegenetzes beteiligt, damit der Park das ganze Jahr über zugänglich ist.
Im Teich tummeln sich jede Menge Frösche, die sich unter und zwischen den großen Blättern der Seerosen optimal verstecken und tarnen können.
Es gibt noch mehr zu entdecken, da ist das Insektenhaus, das jemand mit einer Maske geschmückt hat und außerdem wurde ein "Steckenhase" zurückgelassen.
Ein paar Schritte weiter sieht alles ganz anders aus.
Besonders die alten oder "neu-alten" Mauern geben dem ganzen Charme.
Noch einmal ein Blick auf den Teich, der noch immer - oder wieder - ein Schmuckstück ist, auch ohne Fontäne.
Der Weg führt unter den alten Baumbestand, im Frühjahr hört man hier jede Menge Vögel und wenn man genau hinhört auch das Hämmern der Spechte, im Sommer ist es schön kühl. Ab und zu kommt man an großen "Ilexsträuchern" vorbei. Sie erinnern an die Zeit, als es noch kriegerischer zuging und Brambauer als Grenzgebiet der Grafschaft Dortmund eine Verteidigungsanlage mit Wällen und Gräben hatte. Da Stechpalmen nur schwer zu durchdringen sind, wurden sie bei der Anlage solcher Grenzsicherungen angepflanzt.
Irgendwann kommt man zum ehemaligen Sportplatz, der aber genug für einen eigenen Spaziergang zu bieten hat. Zum Platz führen ein paar Stufen herunter und auch dieser Bereich ist wieder sehr schön und einladend geworden.
Entlang der Wege stehen an vielen Stellen Bänke, die nahezu auffordern, ein wenig die Natur zu genießen.
Früher gab es im Volkspark einen Spielplatz und bei meinem Spaziergang habe ich auch einen entdeckt, keinen offiziellen, eher einen ganz natürlichen. Ein bisschen abseits liegt er und fügt sich ins Gelände ein. Man kann weder schaukeln noch rutschen aber wunderbar balancieren.
Der Volkspark ist wieder schön geworden. Sie finden noch weitere Bilder im Anhang. Ein Spaziergang lohnt sich auf jeden Fall - vielleicht wie früher mit einem Familienfoto.
Zum zweiten Teil des Spaziergangs mit Schwerpunkt Sportplatz kommen Sie hier:
Autor:Martina Seeliger aus Lünen |
5 Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.