Hunderte putzten am Wochenende ihre Stadt
Unterwäsche, Stühle, ein Trampolin und sechs Paar Ski - die Menschen entsorgen die seltsamsten Dinge in der Umwelt. Zwei Tage waren Freiwillige am Wochenende bei der Premiere von "Lünen - eine saubere Sache" im ganzen Stadtgebiet im Einsatz gegen den Dreck. Montag ging es für den Abfall auf die Waage, ein spannender Moment.
Hanno, fünf Jahre, stürzt sich mit Begeisterung auf ein Stück Folie. Müll sammeln ist in seinem Alter noch ein Kinderspiel, vor allem mit dem Greifer in der Hand. Die Kids aus dem Kindergarten Sankt Marien machten am Aktions-Freitag den Auftakt und hatten Spaß an jedem neuen Fundstück für ihre blauen Müllsäcke. Zigarettenkippen, das fiel den Kindern auf, sind ein besonderes Problem, da sind die Erwachsenen dem Nachwuchs oft kein gutes Vorbild. Gute Vorbilder waren im Gegensatz dazu die Teilnehmer unserer Aktion für eine saubere Stadt. Über 1.800 Aktive aus Kindergärten, Schulen, Vereinen, Verbänden, Parteien und Initiativen machten sich am Freitag und Samstag auf den Weg, angefangen bei den ganz Kleinen bis zu den Erwachsenen. Bürgermeister Jürgen Kleine-Frauns lobte die Aktion bei der offiziellen Eröffnung mit den Leoschülern am Schloss Schwansbell folgerichtig nicht nur als saubere Sache, sondern auch als super Sache. Sauberkeit im öffentlichen Raum sei ein nicht unerheblicher Wirtschaftsfaktor, so der Schirmherr der Aktion, eine saubere Stadt biete den Einwohnern Lebensqualität und transportiere ein positives Image. Dr. Achim Grunenberg, der Chef der Stadtwerke Lünen, unterstrich die Worte des Bürgermeisters mit finanziellem Einsatz und überreichte zum Start von "Lünen - eine saubere Sache" im Namen der Stadtwerke das Sponsoring für einen großen Teil der Handschuhe für die Aktion.
Hosen im Wert von zweihundert Euro
Handschuhe für fleißige Sammler wie Osama, Samir, Ahmed und Tarek. Müll sammeln, das ist für die jungen Flüchtlinge aus Syrien zwar Neuland, dennoch unterstützen sie die Initiative "Steinhalde hilft" mit großem Eifer und machen im Sammelgebiet gleich einen seltsamen Fund. Im Gebüsch liegen in einem blauen Sack vier Jeanshosen, die Kleidungsstücke sehen aus wie frisch aus dem Laden und tragen zum Teil noch Preisschilder. Diebesgut? Die Vermutung liegt nahe, denn glaubt man den Preisen haben die Hosen einen Gesamtwert von über zweihundert Euro. Die Hosen landeten natürlich nicht in der Tonne, sondern für Ermittlungen bei der Polizei. Müll ganz anderer Art kennt Karl-Heinz Brinkmann aus Lünen-Süd. Zum Putz-Termin des Projektbeirats am neuen Bürgerplatz an der Jägerstraße brachte der engagierte Bürger nicht nur eigene Greifzangen mit, sondern auch fünf Zettel rund um Probleme mit dem Dreck im südlichen Stadtteil. Damenbinden, volle Windeln, gebrauchte Spritzen und viele andere Dinge fand er schon auf den Straßen. Der Rentner sorgt seit etwa zehn Jahren selbst für Sauberkeit in seiner Nachbarschaft, erlebte viel Lob aber auch schiefe Blicke. "Viele Menschen können nicht glauben, dass jemand ohne Lohn den Müll der anderen wegräumt", sagt Brinkmann.
Liebes-Treff nahe der Autobahn
Vom Süden geht es in den Westen der Stadt, zur Achenbach-Halde in Brambauer. Jäger und Tierschützer der Arche 90 arbeiteten hier Hand in Hand und das sei, auch wenn sich manche Menschen über die auf den ersten Blick ungewöhnliche Kooperation wundern, kein Einzelfall, betont Jagdpächter Bernhard Bruns. Müll ist hier am Rande von Brambauer immer wieder ein Problem. Im Straßengraben gegenüber der Halde liegt ein kaputter Kühlschrank, auf dem Haufen der Sammel-Gruppen türmen sich schon kurz nach Beginn alte Rohre, ein Teppich, eine Toilette. Müll der besonders ekligen Art finden die Helfer der Jägerschaft aus Groppenbruch nahe der Autobahn. Taschentücher und Kondome in großen Mengen, offenbar ist das hier ein beliebter Platz für käufliche Liebe.
Helfer sammelten über dreißig Kubikmeter
Montag ging es bei den Wirtschaftsbetrieben, die sich als Partner der Aktion auch um den schnellen Abtransport des Abfalls kümmerten, ans große Wiegen. Das Ergebnis: Im Rahmen von "Lünen - eine saubere Sache" sammelten die Freiwilligen über dreißig Kubikmeter Müll, das sind fast zwei große Container voll mit Säcken und einzelnen Fundstücken mit einem Gesamtgewicht von über vier Tonnen. "Die Menge ist schon ein Wahnsinn", lobte Thomas Möller von den Wirtschaftsbetrieben. Das Gewicht wirke zwar im Vergleich zur Menge gering, dass liege aber an den vielen leichteren Fundstücken, wie zum Beispiel Papier und Plastik. Schwergewichte wie den Kotflügel eines Traktors oder einen Kleiderschrank, ein Lattenrost oder einen alten Staubsauger, holten die Wirtschaftsbetriebe direkt am Fundort ab, sie waren nicht Teil des Gesamtgewichtes. Lünen - eine saubere Sache! Hinter dem Motto der Aktion steht mit diesem super Ergebnis für Stadt und Umwelt auf alle Fälle ein fettes Ausrufezeichen.
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