Ein Blick in die Geschichte
Der Eichenprozessionsspinner in Lünen
Wonnemonat Mai:
Bald ist es wieder soweit. Im Wonnemonat Mai erreicht der Nachwuchs des Prozessionsspinners sein drittes Larvenstadium und damit bilden sich die für den Menschen so unangenehmen Brennhaare an den Raupen, die bei Berührungen toxische Reaktionen auslösen (Quelle: Wikipedia). Warum er seinen Namen trägt ist klar, er geht auf Prozession:
Die Raupen sind jedoch keine neue Erscheinung, wie der nachfolgende Artikel zeigt.
Zufallsfund:
Eigentlich war ich auf der Suche nach ganz anderen Informationen, als mir in der "Chronik der Stadt Lünen" von Dietrich Hermann Bremer aus dem Jahr 1842 ein Abschnitt zum Eichenprozessionsspinner in die Hände fiel:
"Zu den seltenen Erscheinungen gehörte im Jahre 1828 (das ist immerhin fast 200 Jahre her) die Eichen- oder sogenannte Prozessionsraupe. Diese beschwerlichen Raupen leben auf den Eichen, sind graugelblich mit einem breiten Streifen, stark behaart und nicht groß.
In der hiesigen Gegend weit umher, im Veste Recklinghausen, im Münsterlande ec. wurden die Eichen in den Wäldern abgeblättert und standen kahl wie im Winter. Diese Raupen, welche in einer kaum glaublichen Menge zu vielen Millionen zum Vorschein kamen, fügten den Eichenwäldern großen Schaden zu. Kommt man ihnen, wenn sie so zahlreich sind, zu nahe, so erregt der Staub aus ihren Nestern, die man mit bloßer Hand nicht berühren darf, vielleicht auch ihre Ausdünstung ein schmerzliches Jucken und Entzündungen der Haut im Gesichte und an den Armen und Händen. Die feinen Härchen, welche durch die Luft von ihnen getrieben werden, dringen sogar durch dünne Kleider und werden beschwerlich. .... Wenn diese Raupe sich gehäutet hat und zur Puppe geworden, kommt ein Nachtfalter, der Prozessionsspinner (Phalaena bombix processionea) zum Vorschein, dessen Vorderflügel graubraun mit einem dunklen Streifen und dessen Hinterflügel graulich weiß sind.
Nur die Natur konnte von dieser Plage letztlich befreien. Im Jahr 1829 waren diese Raupen zwar wieder wie im vorigen in ungeheurer Menge vorhanden, allein dies war ein kaltes nasses Jahr, in welchem schon im November, ..., ein strenger Frost eintrat. Diese Kälte dauerte bis in den Februar des folgenden Jahres fort, und in den Frühlingsmonaten regnete es fast ununterbrochen. Die Prozessionsraupen wurden jetzt derart vermindert, dass sie im Jahre 1831 kaum noch bemerkt wurden. Aber das Gift ... behielt noch Jahre lang eine nachhaltige Wirkung, die den Arbeitsleuten in den Waldungen beschwerlich wurde."
Soweit der Bericht von Dietrich Bremer aus dem Jahr 1842, der bis auf die etwas ungewöhnliche Sprache auch aus den letzten Jahren stammen könnte. Mal sehen, ob die Natur uns auch dieses Mal befreit und der Frost im letzten Winter ausgereicht hat, um die Plage der Raupen einzudämmen.
Autor:Martina Seeliger aus Lünen |
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