Natur fängt vor der Haustür an
Das neugierige Blässhühnchen (2)

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Es war einmal - so fangen alle Märchen an - ein kleines neugieriges Wasserhühnchen mit Namen Fulica atra. Fulica war an einem nasskalten Märzmorgen an einem stillgelegten Kanalarm im Ruhrgebiet geschlüpft und vom ersten Tag an wollte sie alles wissen.
Zum ersten Teil der Geschichte kommt man hier:

Ein neugieriges Blässhühnchen (1)

Obwohl ihr Mutter und Vater schon so einiges erklärt hatten,  Fulica hatte noch viel mehr Fragen:
"Warum haben wir so lange Zehen und so komische Lappen daran?"
fragte Fulica als sie trotz des Schmuddelwetters früh morgens geschützt unter Vaters Bauch ihre großen Füße betrachtete und mit Erschrecken fetstellte, dass die ihres Vaters noch größer waren.

Ihr Vater erklärte, dass sie das beim Schwimmen schon merken würde und wirklich, Fulica liebte das Wasser vom ersten Tag an und die langen Zehen mit den Schwimmlappen wusste sie schnell zu schätzen, ein bisschen paddeln, schon konnte sie über das Wasser gleiten und sogar über Seerosenblätter konnte man damit laufen ohne einzusinken. Nur manchmal schaute sie neidisch zu den Enten, die mit ihren Schwimmhäuten noch schneller waren. Der Vater zeigte ihr dann, wie die Blässhühnchen durch ein ruckartiges Bewegen des Kopfes noch ein bisschen Tempo zulegen. Es ist gut, wenn man einen klugen Vater hat.
Eines Tages hörte Fulica lautes Trompeten und als sie zum Himmel blickte, sah sie einen großen Schwarm Vögel mit einem langen Hals, die über sie hinwegflogen.
"Was sind das für Vögel?"
wollte sie sogleich wissen. Der Vater wusste auch hierauf eine Antwort: "Das sind Kraniche, die gehören auch zu unserer Familie, aber sie leben im Winter im warmen Süden und im Sommer im Norden. Fast alle sind Zugvögel, die ein unstetes Leben führen." Einmal kamen die Kraniche ganz nah und Fulica bewunderte die großen Tiere, die so wundervoll fliegen konnten. Sie konnte ihnen sogar beim Start zuschauen.

Fulica blickte ihnen noch lange nach. Der Vater hatte ihr erzählt, dass die Kraniche bis zu 300 km am Tag fliegen und nachts auf Bäumen schlafen.

Aber dann verlor sie die Kraniche am Horizont aus den Augen und verspürte Hunger.
"Was dürfen wir alles fressen?"
fragte sie ihren Vater, denn es ging ihr mit dem Essen zu langsam und der Vater wollte erst die Geschwister füttern. Kleine Blässhuhnküken versuchen schon früh selber Nahrung aufzunehmen.

"Wir Blässhühner sind Allesfresser" erwiderte der Vater stolz, "du hast doch gesehen, dass ich euch mit Muscheln, Schnecken und kleinen Fischen aber auch mit Pflanzenteilen und Algen gefüttert habe. Das macht uns anpassungsfähig, denn wir sind nicht auf eine bestimmte Nahrung angewiesen. Manchmal füttern uns auch die Menschen mit Brot. Das schmeckt zwar nicht so gut, würde aber das Wasser verschmutzen und da ist es besser, wir fressen es. Außerdem freuen sich die Menschen dann. Nur beim Plastik musst du aufpassen. Die Menschen werfen es einfach ins Wasser und wenn wir es fressen, dann verstopft sich unser Magen und wir müssen qualvoll sterben."
"Sind die Menschen böse?"
wollte Fulica da wissen. Der Vater erklärte ihr, dass man nicht alle über einen Kamm scheren kann. "Es gibt Menschen, die denken nicht nach; es ist bequemer, den Müll einfach in die Gegend zu werfen, als ihn ordentlich zu entsorgen - über die Konsequenzen machen sie sich keine Gedanken." Deswegen sind sie nicht alle böse. Manche sammeln den Abfall sogar auf, den andere hinterlassen haben.
Es ist gut, dass es solche und solche gibt, dachte Fulica, als sie beim nächsten Ausflug einen Angler sah, der etwas aus dem Wasser fischte.

So schwammen Vater und Mutter jeweils mit ihrer Kükenschar über den Kanal und die Küken lernten, wo man sich am besten verstecken kann, wie man sich richtig säubert

- denn das Wasser muss vom Gefieder abperlen, sonst saugt es sich voll und man kann ertrinken - wie man einem streuenden Hund entgeht, wo die besten Futterplätze sind und vieles mehr.
Wann dürfen wir endlich alleine?
diese Frage stellten Fulcia und ihre Geschwister nach einigen Wochen immer öfter. Wir bleiben auch in der Nähe, beteuerten sie und so ließen die Eltern nach ungefähr acht Wochen ihre Küken ziehen, die Kleinen waren flügge geworden. So schnell geht das bei Blässhühnern.
Manchmal dachte Fulica an die Enten, die schneller schwimmen können als Blässhühner und an ihre großen Verwandten, die Kraniche, die besser fliegen können, aber dann dachte sie bei sich: "Dafür kann ich besser tauchen."
Sie holte Schwung, stürzte sich kopfüber ins Wasser, weiter kommen die Enten nicht

und blubb - war sie auf Tauchgang -

unter Wasser konnte man die besten Muscheln und Schnecken ergattern.

Nur die Kormorane und die Haubentaucher, die im Nebenarm des Kanals zu hause waren, konnten noch länger tauchen, aber das ist eine andere Geschichte.
Fulica und ihre Geschwister waren zwar nach nur einem Kalenderjahr in der Lage eine eigene Familie zu gründen, aber Fulica wollte erst noch ein wenig Erfahrung sammeln, damit ihr nicht solche dummen Fehler beim Nestbau passierten und sie alle Fragen ihrer Nachkommen beantworten könnte. Googeln auf Wikipedia können Blässhühner nämlich nicht.

Und da ist es gut, wenn man erfahren und klug ist.
Falls Sie mehr über die Familie der Kranichvögel und die Rallen wissen möchten, finden Sie weitere Informationen beim und auf.
Im Anhang gibt es noch einige Fotos.

Autor:

Martina Seeliger aus Lünen

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