Beton statt Grün? Naturschützer sagen Nein
Die Bevölkerungszahlen in Lünen nehmen weiter ab, doch die Stadt plant neue Wohngebiete – und opfert dafür Natur. Kritische Töne wurden laut in der Jahreshauptversammlung des Arbeitskreises für Umwelt und Heimat im „Bowling Point“ am Lindenplatz. „Wir gehen mit unseren Flächen um, als ob es Müll wäre“, wetterte nicht nur Mitglied Thomas Matthée. Beispiel sei das geplante Wohngebiet zwischen Laakstraße und Krempelbach. Aber auch am neuen Hallenbad und am Wallgang habe die Stadt unverhältnismäßig viel abholzen lassen. Beton statt Grün? Da sagt der Arbeitskreis für Umwelt und Heimat ein klares Nein.
Der Verein ist seit Jahrzehnten – und immer mit Manfred Scholz an der Spitze – aktiv für den Umweltschutz im Einsatz. Wieviel praktische Arbeit dahintersteckt, wurde deutlich in den Jahresberichten des Vorstandes und der Arbeitsgruppen.
Die "beiden Kläuse" sind immer aktiv
Im eigenen Biogarten am Hasenweg in Brambauer bewirtschaftet der Verein 14.000 qm Fläche. „Grabeland, Heu- und Viehweiden“, erläuterte 2. Vorsitzender Klaus Papius. Es gibt zwölf Streuobstwiesen mit 250 Hochstammbäumen, vor allem Apfel. Papius hat auch Niederstammbäume gepflanzt und versucht, Apfelsorten für Allergiker zu züchten. Gemeinsam mit Klaus Heigis ist der Mann in der Latzhose fast jeden Tag draußen fleißig. Hecken und Kopfweiden müssen geschnitten werden, Wiesen gemäht, Vogelkästen und Teiche gereinigt. Der Pfingststurm Ela richtete viel Schaden an: Acht Bäume sind umgefallen – fünf konnten Papius und Heigis mit Hubzügen wieder aufrichten. „Ohne den Einsatz der beiden Kläuse wäre alles schwieriger“, lobte denn auch Vorsitzender Manfred Scholz.
Immer wieder gibt es Aktionen mit Kindern. So durften die Kleinen aus dem Kindergarten Mühlenbachstraße bei der Schafschur zusehen. 105 Schüler und Schülerinnen des Freiherr-vom-Stein-Gymnasiums kamen ins Mühlenbachtal, um den Baum des Jahres zu pflanzen, eine Traubeneiche. „Schon der 9. Baum, den wir mit den Fünftklässlern des Gymnasiums gepflanzt haben“, freut sich Klaus Papius. Mit den „Kulturstrolchen“ der Heikenberg- und der Viktoriaschule wurden Exkursionen unternommen.
Äpfel sammeln und Kröten retten
Apfelsammeltage und vor allem das Apfelfest in Brambauer sind Höhepunkte im Jahresprogramm. Äpfel werden gespendet und verkauft. „Insgesamt konnten wir im letzten Jahr 58,4 Zentner Äpfel vermarkten“, so Klaus Papius. Auch um den 25 Jahre alten Schulgarten in Alstedde kümmert sich der Verein.
Unter Leitung von Klaus Heigis wurden mit Schutzzäunen an der Brambauer Straße 77 Erdkröten vor dem Überfahren gerettet. Ein Jahr zuvor waren es noch doppelt so viele. Auch an der Brunnenstraße nahm die Zahl drastisch ab: 2013 waren es 1.269 Kröten, die sicher zu ihren Laichgewässern gebracht wurden, 2014 nur noch 546.
Artenschutz liegt dem Arbeitskreis für Umwelt und Heimat am Herzen. Bei einer Zählung der Kiebitze im Kreis Unna im letzten April stellte sich heraus, dass die Zahl der Brutpaare weiter abgenommen hat. Waren es 1999 im Kreis noch 380 Brutpaare, so konnten 2014 nur noch 169 gezählt werden. Im Raum Lünen brüteten 1999 noch 33 Brutpaare, 2014 waren es nur 17.
Auch die AG Greifvögel von Siegfried Feuerbaum führt genau Buch über Brutpaare und Jungvögel. Thorsten Prall gab eine Übersicht: Der Mäusebussard ist neben dem Turmfalken die häufigste Art, 18 Brutpaare wurden gezählt. Leider würden immer noch Greifvögel illegal verfolgt, vor allem durch Abschuss oder Vergiftung getötet. Darunter habe besonders der Habicht zu leiden. Prall: „Sein Bestand hat im Raum Lünen in den letzten Jahren drastisch abgenommen. Die letzte Zählung ergab nur fünf bis sechs Brutpaare.“
Jungvögel werden gezählt
Horst Napierski von der Eulen-AG ließ folgendes Ergebnis mitteilen: Schleiereulen: 78 Kästen kontrolliert, 13 Brutpaare mit 78 Jungvögeln, Steinkauz: 96 Röhren kontrolliert, 30 Brutpaare mit 88 Jungvögeln, Turmfalken: 35 Kästen kontrolliert, 22 Brutpaare mit 98 Jungvögeln. Wanderfalken: 2014 ohne Erfolg.
Jochen Heinrich, Experte für Libellen und Schmetterlinge, zeigte in der Jahreshauptversammlung seine wunderschönen Fotos von „Azurjungfern“. Das sind kleine blaue Libellen, die nur auf den ersten Blick gleich aussehen. „Die sehr seltene Helm-Azurjungfer finden wir am Fuß der Halde „Großes Holz. Wir haben sie vor unserer Haustür“, betonte Jochen Heinrich.
Sie haben auch Interesse an Natur und Umweltschutz? Sie wollen in einem netten Verein tatkräftig mitmachen? Dann nehmen Sie Kontakt auf: E-Mai: info@umweltundheimat.de, Telefon: 02306 54905. Mehr auf der Homepage: www.umweltundheimat.de
Autor:Doro Backmann-Kaub aus Lünen |
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