Aus dem Leben von Oma Emmi (59)
Wir warten aufs Christkind

Foto: G.C. auf Pixabay

Oma Emmi steht hier stellvertretend für all die Damen aus dem Vorort Brambauer, die mir eine ihrer fantastischen Geschichten erzählt haben und nicht namentlich erwähnt werden wollen.
Das Christkind kommt: 
Oma Emmis Kinder glaubten fest an das Christkind, das am Heiligen Abend durchs Fenster geflogen kam und die braven Kinder beschenkte. Für die Eltern brachte das schon so manches Mal Stress mit sich, denn das Christkind musste ja die Geschenke unter den Christbaum legen und dann auch wieder durch das Fenster entfliehen. Die Kinder hatten immer das Pech, dass das Christkind gerade weg war - ein paar Sekunden eher und sie hätten es bestimmt noch gesehen.
An diesem Weihnachten musste Oma Emmi ausgerechnet an Heiligabend noch einen Brief zum Postkasten bringen und es reichte auch nicht der Postkasten an der Straßenecke, nein der Brief musste bis zur Hochstraße, die ein ganzes Stück entfernt war.
Oma Emmis Kinder waren darüber nicht glücklich, denn sie wollten doch das Christkind sehen. Jedoch alles Gezeter half nichts, sie mussten Oma Emmi zum Postkasten begleiten. Während die Kinder schnell wieder heim wollten, hatte Oma Emmi alle Zeit der Welt und ließ sich nicht hetzen - wusste sie doch, dass zuhause das Christkind für ihren Jüngsten eine Eisenbahn aufbaute und dabei nicht beobachtet werden wollte.
So kam es wie jedes Jahr, als sie zurückkamen, stand das Fenster noch offen und das Christkind war gerade davongeflogen - es musste ja noch andere Kinder beglücken. Ein paar Sekunden eher - hätte Oma Emmi sich doch ein bisschen beeilt - und sie hätten es bestimmt noch gesehen. Über die Eisenbahn freute sich der Filius trotzdem und der Gang zum Briefkasten ist ihm in bleibender Erinnerung geblieben.

Nachtrag: Diese Geschichte hat sich - so ähnlich - viele Jahre später wiederholt, Oma Emmis Schwiegersohn wollte - ausgerechnet kurz vor der Bescherung - immer mit Oma Emmis Enkeln spazieren gehen. Allerdings hatte er schon ein Handy und so endete der Spaziergang an Heiligabend immer kurz nach einem Telefonanruf - das Christkind war trotzdem gerade weg.

Zum ersten Teil von Oma Emmi gelangen Sie hier:

Wie viel sind 30 Prozent von einem Euro?

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Autor:

Martina Seeliger aus Lünen

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