Trainer machen Jagd auf wilde Pokémon
Rattfratz lebt in einem Gebüsch am Ufer der Lippe, die Marien-Kirche ist eine Arena und vor dem Bürgerhaus in Selm messen Trainer ihre Kräfte - wer da nur Bahnhof versteht, hat sie nicht, die neue App Pokémon Go. Im Kreis Unna sind hunderte Fans seit dieser Woche auf der Jagd nach den kleinen Monstern.
Im Tobiaspark wimmelt es am Mittwochabend von Pokémon-Trainern, die meisten sind vom Alter irgendwo zwischen kurz vor Schulabschluss und Studium und schauen auf ihr Handy. Benedikt hat ein Lockmittel ausgelegt und das lockt eben nicht nur die Pokémons, sondern auch andere Spieler. Gruppen laufen durch die Fußgängerzone, mit dem Mobiltelefon immer auf der Jagd. In Deutschland gibt es Pokémon Go erst seit Mittwoch, doch schon kurze Zeit nach den ersten Downloads ist er da, der große Hype. Das Kult-Spiel, das vor zwanzig Jahren zum ersten Mal für Gameboy auf den Markt kam, erobert nun die Smartphones. Im Spiel bewegen sich die Trainer - so werden die Spieler genannt - auf den Straßen ihrer Stadt, basierend auf den Karten des Internet-Giganten Google. Realität und virtuelle Welt verschmelzen, die Pokémon lauern an jeder Ecke, sichtbar nur auf den Handy-Displays. Für Passanten ist da einfach ein Busch, die Pokémon-Go-Spieler sehen ein Taubsi, ein Hornliu, ein Zubat oder wie die Monster alle heißen an dieser Stelle. Ein Wischen mit dem Finger über das Display lässt einen Pokéball fliegen und der fängt das animierte Monster.
Trainer-Ausrüstung gibt es im Park
Der Hauptbahnhof von Lünen wird im Spiel zur Arena, hier kämpfen die Pokémon gegen ihre Artgenossen. Wettkampf-Plätze sind aber etwa auch die Sankt-Marien-Kirche, der Platz vor dem Bürgerhaus in Selm oder die Gaststätte Haus Wieneke. Denkmäler und besondere Orte mutieren zu sogenannten Pokéstops, hier gibt es kostenlose Ausrüstungen und im Tobiaspark stehen in der Innenstadt von Lünen eben besonders viele dieser Stationen. In Selm gibt es Stationen zum Beispiel entlang der Kreisstraße oder im Ortskern von Bork. Realität sind, neben den ganzen virtuellen Dingen, übrigens die sogenannten In-App-Käufe. Im Shop gibt es für echte Euro Spielgeld zum Kauf von weiterer Trainer-Ausrüstung.
Fahrrad-Tour lockt das Lapras aus dem Ei
Matthias kommt mit dem Fahrrad in den Tobiaspark und erzählt den anderen Spielern von seinem Erfolg - um ein Pokémon-Ei auszubrüten fuhr der Lüner gerade eine Strecke von zehn Kilometern. Das Problem: Das Handy darf mit maximal fünfzehn Stundenkilometern bewegt werden, sonst stoppt der Brut-Vorgang. Matthias hat es geschafft und freut sich über die Geburt von Lapras, einem Wasser-Pokémon. Zehn Kilometer, da ist Matthias ehrlich, fährt er sonst eher nicht mit dem Fahrrad, jedenfalls nicht einfach nur zum Spaß. Junge Menschen gehen raus und bewegen sich an der frischen Luft, das ist defintiv eine gute Seite der App.
Polizei: Im Straßenverkehr gilt Pokémon Stop
Der Spaß auf der Suche nach den kleinen Monstern kennt allerdings Grenzen. "Die Polizei will kein Spielverderber sein, aber auch wenn das Spiel Pokémon Go heißt, gilt im Straßenverkehr und bei privaten Grundstücken Pokémon Stop, denn sonst drohen Unfälle oder eine Anzeige wegen Hausfriedensbruch", sagt Oliver Peiler, Sprecher der Polizei Dortmund. Einsätze im Zusammenhang mit der App gab es auf Anfrage im Bereich der Polizei Dortmund und bei der Polizei im Kreis Unna bisher nicht, doch in Bochum erwischte ein Polizist am Donnerstag einen jungen Autofahrer beim Zocken während der Fahrt.
Zusatz-Energie ist der Renner bei Saturn
Der Pokémon-Hype hat aber noch ganz andere Auswirkungen. Powerbanks - mobile Akku-Lader für das Handy - gehen seit Mittwoch bei Saturn in Lünen wie geschnitten Brot über die Ladentheke. Käufer sind die Pokémon-Jäger. Kein Wunder, denn das neue Spiel frisst ohne Ende Strom und ist der Akku des Smartphones erst platt, ist sie bis zur nächsten Steckdose vorbei, die Jagd nach den Mini-Monstern.
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