Aus dem Leben von Oma Emmi (19)
Lucia macht das schon
Oma Emmi steht hier stellvertretend für all die Damen aus dem Vorort Brambauer, die mir eine ihrer fantastischen Geschichten erzählt haben und nicht namentlich erwähnt werden wollen.
Kennen Sie die Sendung "Magda macht das schon?". Die folgende Geschichte erzählt die ersten Erfahrungen mit eben so einer Magda und ihrer Ablösung.
Als Oma Emmis Mutter nicht mehr so gut auf den Beinen war und nach einer Odyssee durch Krankenhaus, Reha, Kurzzeitpflege und Geriatrie und das gleich mehrfach nicht mehr allein zu Hause bleiben sollte, entschieden ihre Kinder sich für eine Betreuung daheim. Natürlich alles korrekt mit Steuer und Krankenversicherung über eine Agentur.
Oben wurde ein Zimmer eingerichtet, ein neues Bett gekauft, ein Schreibtisch aufgestellt und alles nett hergerichtet. Schließlich wollte man kein Hinterzimmer wie das bei Magda zu sehen ist. Oma Emmis Mutter kam aus dem Krankenhaus und war bettlägrig, schlief fast den ganzen lieben Tag und war nur noch ein Schatten ihrer selbst. Zunächst wechselten sich die Kinder ab, dann war es soweit - mitten in der Nacht traf Magda, pardon Lucia ein.
Die Kinder erklärten ihr was zu tun sei und Oma Emmis Mutter war in den ersten Tagen äußerst unzufrieden, fühlte sie sich doch übergangen und der Gedanke, den ganzen Tag jemand Fremdes um sich zu haben, gefiel ihr nicht. Doch Lucia tat ihr gut und so ging es mit Oma Emmis Mutter wieder bergauf, sie konnte wieder aufstehen, zur Toilette gehen und sogar wieder draußen in der Sonne sitzen. Das ein oder andere war noch nicht optimal, aber man hatte sich aneinander gewöhnt.
Lucia ging in der Mittagszeit zwei Stunden spazieren, so dass Oma Emmis Mutter auch einmal allein sein konnte und auch abends ging Lucia in ihr Zimmer und Oma Emmi konnte Fernsehen.
Am Nikolausabend hieß es dann Abschied nehmen. Die Zeit war um, Lucia musste nach Hause und es würde eine neue Kraft kommen. Einmal noch fest drücken, dann war Lucia fort und Maria stand vor Oma Emmis Mutter und ihren Kindern. Hungrig verputzte sie zunächst einmal die Bratwürstchen und Bratkartoffeln, die noch auf dem Herd standen, dann ging sie zu Bett - keine Frage, müde nach der langen Fahrt.
Am nächsten Mittag öffnete sie den verdatterten Kindern die Tür - barfuß drinnen wie draußen, einen Morgenmantel über den Schultern und weder gewaschen noch frisiert. Auch Oma Emmis Mutter hatte auf ihre Körperpflege verzichten müssen, denn Maria stand nicht der Sinn nach Arbeit. Sie zeigte andere Qualitäten: fleißig eine Zigarette nach der anderen rauchen und einen guten Appetit an den Tag legen, weder die Kekse noch der Fleischsalat waren vor ihr sicher - ganz zu schweigen von den Mandarinen, deren Schalen dann überall herumlagen.
Die Kinder wollten es dennoch versuchen, ein Plan sollte her. Da Maria weder Deutsch sprach noch lesen konnte, also einer mit Bildern. Man gab sein Bestes, aber am zweiten Morgen kam Maria mit der Geschichte vom kranken Sohn um die Ecke (am Abend zuvor hatte sie Oma Emmis Mutter noch mit Händen und Füßen erzählt, dass sie keine Kinder habe) und nach hause müsse. Sie wollte Geld und als sie das nicht bekam wurde sie rege, telefonierte ein paar Mal, packte ihren Koffer, lief hin und her - ein Auto fuhr vor und weg war sie.
Da blieb den Kindern nichts anderes übrig, als abwechselnd bei ihrer Mutter zu bleiben und auf die neue Magda zu warten, die hoffentlich wieder wie Lucia sein würde. Doch das ist eine andere Geschichte.
Zum nächsten Teil der Geschichten um Oma Emmi kommen Sie hier:
Zum ersten Teil der Geschichten von Oma Emmi kommen Sie hier:
Autor:Martina Seeliger aus Lünen |
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