CD-Player der ersten Stunde
Früher war alles besser!
Das stimmt zwar lange nicht immer, aber im Bereich der Unterhaltungselektronik befürchte ich, dass viel Wahres dran ist.
Zuerst das negative Beispiel:
Mein super LCD-Fernseher zeigt nach gerade mal 2 1/2 Jahren Betriebszeit Bildfehler in Form eines farblosen Streifens am linken Bildrand. Den Hersteller angemailt und ein Foto zugeschickt, bekam ich die freundliche Antwort, dass man den Fehler auf dem Bild sehr gut erkennt. Aber die Garantiezeit ist 'rum, daher hat man mir eine Adresse eines Reparaturdienstes zugesandt. Eine weitere Recherche ergab, dass der Fehler gar nicht so selten ist und dass die Reparatur so richtig teuer wird. Also gleich einen neuen TV gekauft. Das ist doch voll im Sinn der Hersteller, oder?
Jetzt zum eigentlichen Thema:
Kürzlich habe ich einen CD-Player aus dem Jahr 1983 geschenkt bekommen. Einen CD 73 von Marantz. "Der geht nicht mehr, kannst ihn haben", hieß es.
Den Player habe ich mir genau angeschaut und siehe da, er hatte offensichtlich lange in einem Raucherhaushalt gespielt. Die Reinigung dauerte fast 3 Stunden, dann noch die Laserlinse gesäubert und siehe da, er spielte wieder. Wie man ja weiß, sollten bei einem so alten Teil die Kondensatoren geprüft werden. Zwei davon habe ich ausgewechselt und zwei Lötstellen nachgelötet. Und jetzt spielt der wie am ersten Tag, also wie vor 31 Jahren.
Und wie der spielt! Man kann ihn im Betrieb auf die Seite stellen, er spielt weiter.
Man kann ihn in die Hände nehmen und schütteln, er spielt weiter.
Man kann ihn mit Selbstgebrannten füttern, die waren 1983 noch gar nicht erfunden, er spielt sie ab.
Man kann ihn mit stark beschädigten CD füttern, er spielt sie ab ohne zu stottern.
Auch sogenannte Un-CDs spielt er ohne Probleme ab.
Und dann der Klang, herrlich musikalisch!
Ein paar Details zur Technik:
Der Motor ist ein Außenläufer und elektronisch kommutiert. Er ist auf einer Kugel, die auf eine Teflonscheibe läuft, gelagert. Das hält ewig.
Der Laser ist an einem Schwenkarm mit Linearmotor angebracht. Der Arm ist Kugel gelagert, hält auch ewig.
Das Laufwerk ist von Philips und aus Metall. Beim Öffnen schiebt sich das komplette Laufwerk raus, da ist nichts auf Plastik. Der Player wiegt volle 8 kg!
Die Bedienung ist so ganz anders, als bei den modernen Playern. Da gibt es keine Anzeige mit Minuten und Sekunden. Man wählt mit Hilfe von LEDs das zu spielende Stück aus und startet. Dann geht es gaaanz langsam dorthin. Man erkennt, wo der Laser gerade langschleicht, an den aufleuchtenden LEDs.
Die Elektronik entspricht der, die damals in die allerersten CD-Player von Philips eingebaut wurde: 14 Bit, vierfach Oversampling und eine Fehlerkorrektur vom Allerfeinsten. Ich habe eine CD mit richtig großer Macke drin, ca. 2mm groß. Die hört man nicht mal. Andere Player setzen da aus.
Marantz hat damals noch richtig auf das Design geachtet. Es ist nicht so eine schwarze Einheitskiste. Die sich drehende CD kann man von oben und von vorne sehen. Sie wird von grünen LEDs angeleuchtet. Ich hab' versucht, dieses außergewöhnliche Design im Bild festzuhalten.
Jetzt aber genug, ich möchte Musik von diesem tollen Player hören, denn er klingt so richtig gut.
Autor:Dieter Schlagheck aus Lünen |
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