Brambauer im Blickwinkel
Siegfried Schall - Indianer aus Brambauer
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In Brambauer gab es Indianer?
Zwar heißt Siegfried Schalls Biografie "Die Tränen des Indianers", aber ein richtiger Indianer oder - da die Bezeichnung Indianer inzwischen umstritten ist - Angehöriger der indigenen Völker Amerikas ist er nicht. Er hat als Kind, wie so viele in seiner Generation, in den Wäldchen von Brambauer, insbesondere im Volkspark, Indianer gespielt. Daher also der seltsame Titel. Heute würde man wohl Star Wars spielen.
Erstauflage vor 25 Jahren:
Vor 25 Jahren, im Frühjahr 1997 ist die erste Auflage der Biografie Siegfried Schalls erschienen. Heute kann man die mittlerweile 7. Auflage noch immer im Eigenverlag unter R.Suhrkamp@outlook.de bestellen. Es lohnt sich auch heute noch oder gerade heute, denn Siegfried Schall zeigt Missstände auf und nennt auch Ross und Reiter, das wird ihm nicht nur Freunde eingebracht haben. Doch der Reihe nach.
Buch über eine Kindheit im Ruhrgebiet / in Brambauer zur Nazizeit:
Siegfried Schall ist 1926 in Kirchlinde geboren, in Brambauer verbrachte er seine Kindheit und besuchte die Auguste-Viktoria-Schule (heute Wittekindschule), später das Real-Gymnasium in Lünen (heute Freiherr-vom-Stein-Gymnasium). Er beschreibt die schwierigen Verhältnisse der damaligen Zeit sehr anschaulich und man fühlt sich mittendrin.
Da ist zum einen Arbeitslosigkeit, Kinderlandverschickung, kriegsgefangene Russen, die auf der Zeche arbeiten mussten und eine erste Jugendliebe namens Esther, die verschwindet. Heute weiß man, was mit jungen Mädchen, die Esther hießen, im 3. Reich geschah.
Einiges erinnert mich an die Erzählungen meiner Großeltern, auch mein Ur-Großvater hat "seinem Russen" Brot zugesteckt und mein Vater war zur Kinder-Landverschickung im Osten.
Buch über das Ende einer geraubten Jugend:
"Zurück aus der Kinder-Landverschickung, direkt hinein in den Krieg", heißt es bei Siegfried Schall und er beschreibt die letzten Kriegsjahre (im November 1942 gerade 16 geworden, wurde er im März 1943 eingezogen) unter GröFaZ (dem größten Führer aller Zeiten) sehr eindringlich. Spätestens an diesen Stellen weiß man, warum es die Tränen des Indianers heißt.
Buch über das Ende des Krieges und die Nachkriegsjahre:
Mit der Kapitulation endet zwar der Krieg, aber nicht das Leiden. Flucht, Gefangenschaft und Widrigkeiten für den Sohn eines bekennenden Nazis in der Heimat Brambauer folgen. Auch die Doppelmoral einiger Persönlichkeiten macht Schall zu schaffen.
Fazit: Ein Buch das äußerst lesenswert ist
Die Biographie ist empfehlenswert, vor allem wenn man aus Lünen und insbesondere Brambauer stammt - man kann das Buch kaum aus den Händen legen. Zeitgeschichte wird lebendig und nachvollziehbar, auch deswegen, weil man die Lokalitäten kennt.
Nochmals die Bestellmöglichkeit:
Siegfried Schall
›Die Tränen eines Indianers‹
Schlechte und gute Erinnerungen aus der Jugend (1926–1947)
Bestellungen unter R.Suhrkamp@outlook.de
Autor:Martina Seeliger aus Lünen |
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