Schlange stehen für Mord und Totschlag

Frederike und Nora haben es geschafft: Sie waren beim Tatort-Casting dabei. | Foto: Magalski
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Kamera läuft und Action...von wegen. Wer zum Tatort-Casting in Dortmund wollte, brauchte Geduld. Hunderte warteten vor der Tür zum Kino Schauburg, um im schlimmsten Fall als "Leiche" zu enden. Nora und Frederike mittendrin.

Richtung Tür geht es nur ganz langsam. Kein Vergnügen bei der Kälte, aber wer hatte behauptet, dass das Filmgeschäft Vergnügen ist? Nora aus Unna und ihre Freundin Frederike warten geduldig. Theatererfahrung haben sie beide, aber ob das heute hilft? Die Brückstraße ist nämlich voller Tatort-Fans, die auch aus den Nachbarstädten gekommen sind. Lüner, Kamener, ein Mann aus Haltern und so weiter. Mehr als tausend Menschen werden an diesem Samstag zum Casting der Agentur Eick kommen, um mit Talent und Glück als Komparse oder Kleindarsteller im Fernseh-Krimi mitspielen zu dürfen. Die "Auswahl" ist riesig. Dicke Menschen, dünne Menschen, Alte und Junge. Vor allem viele blonde Frauen. Manche Bewerber haben sich für das Casting richtig schick gemacht, andere sehen aus, als ob sie gerade von der Couch kommen. Zwischendurch darf immer wieder eine kleine Gruppe ins Kino, das Datenblatt mit vielen Fragen ausfüllen. Dann heißt es wieder mal Warten. Ob die Freundinnen eine Rolle besonders gerne spielen würden? "Es wäre schon toll, wenn es mehr wäre, als nur in der Ecke zu stehen", grinsen Frederike und Nora. Ein kleiner Satz dürfte es schon sein. Oder zwei. Oder...

Leiche ja - aber bitte nicht nackig

Agentur-Chef Gregor Weber steht im Gewimmel und behält den Überblick. Organisiert Cola für die drei Fotografen, die auf der Bühne wie am Fließband die Bewerber fotografieren. Hilft, wenn es Fragen gibt und hat ganz nebenbei noch die Gesichter im Blick. Durchschnittliche Gesichter und mit Charakter, gecastet wird heute alles. Was die Regie des Dortmunder Tatorts später haben will, ist eine andere Frage. Aber Webers Agentur besetzt schließlich nicht nur den Dortmunder Tatort. Köln, Münster oder ein anderer Film, vieles ist möglich. Weber ist deshalb sehr zufrieden, dass soviele Menschen gekommen sind. Endlich sind Nora und Frederike beim Fotografen an der Reihe. Hinsetzen, den Zettel mit der Nummer hochhalten. Ein Bild mit Brille, ein Bild ohne Brille. Fertig. Gedauert hat das kaum länger als eine Minute. Das Ziel nach über einer Stunde Schlange stehen. Nun müssen die Freundinnen wieder...genau...warten. Vier bis acht Wochen kann es dauern, bis es eine Rückmeldung gibt. Wäre da nur noch eine Sache, eine in Krimi-Kreisen nicht ganz überraschende Frage: Was ist mit der Leiche? Klar, die Ermordete würden die Freundinnen auch spielen, allerdings mit einer winzig kleinen Bedingung. Keine Nacktaufnahmen - oben ohne auf dem Obduktionstisch, das geht schließlich gar nicht.

Mehr zum Thema:
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>Tatort-Dreh unter dem Lüner Ufo

Autor:

Daniel Magalski aus Lünen

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