Osternest

Zum Osterfest, hier einmal eine Kurzgeschichte von mir, mit einem Bild meiner Enkelin.

Osternest

Jedes Jahr, zu den Osterfeiertagen, kommt mir ein ganz besonderes Osterfest in die Erinnerung zurück.
Meine Großmutter hatte ein Haus, mit sehr großem Grundstück, in einer kleinen Sackgasse. Immer am Ostersamstag, trafen sich die Frauen und Kinder aus der Nachbarschaft in Ihrer Waschküche. Dort wurden an einem Tisch die Ostereier gefärbt, sie waren sehr bunt, mit Punkten, Streifen und Mustern. Jeder hatte dabei einen Riesenspaß, besonders die Kinder. Die Mütter verpackten uns vorher in die alten Hemden unserer Väter, diese gingen uns fast bis an die Knöchel, so musste nicht darauf geachtet werden, ob wir uns mit der Farbe bekleckern oder beschmieren. Unsere Hände wiesen meist noch Tage nach dem Osterfest Reste der Farbe auf. Wir Kinder waren in unserem Element und die Frauen hatten zwischen durch die Zeit sich zu unterhalten.

Nachdem die Kinder zu Bett gebracht waren, bereiteten die Frauen die Osterkörbchen vor. In die kleinen selbstgemachten Körbchen aus Peddigrohr, ausgepolstert mit etwas Stroh und Heu, wurden die Schokoladeneier gefüllt, damit sie nicht im Gras liegen mussten, wo sie ja auch nass werden konnten. Nachdem die ganzen Vorbereitungen getroffen waren, versteckten unsere Väter die Eier und Körbchen im großen Obstbaumgarten meiner Großmutter.

Endlich war es Ostersonntag, wir Kinder, kaum zu bändigen, wollten nur noch schauen, ob der Osterhase auch unsere bemalten Eier gefunden und versteckt hatte. So stürmten wir mit unseren Körben in den Garten und jubelten, sobald etwas entdeckt wurde. Die Eltern waren Glücklich, dass es uns so einen Spaß machte. Alle Kinder hatten ihr Osternest gefunden, nur ich konnte es einfach nicht finden. Ich fing an zu weinen, hatte der Osterhase mich vergessen?
Alle halfen suchen, doch es wollte sich einfach nicht finden lassen, es blieb verschwunden. Da bekam ich von jedem Kind etwas aus dem Osternest ab, nur traurig war ich trotzdem.
Auch den ganzen Sommer über tauchte es nicht auf. Erst als der Baumschnitt fällig war, machte mein Vater eine Entdeckung. Er fand das Osternest in einer Baumhöhle, wer es dort versteckt hatte, wurde nie herausgefunden. Mein Vater half mir auf die Leiter und zeigte was er gefunden hatte. Wie ich es sah, war ich ganz Glücklich, der Osterhase hatte mich nicht vergessen! Doch so waren andere auch beschenkt worden, denn es hatte sich eine Vogelfamilie über das Nest gefreut. Die Vogeleltern hatten sich alle Mühe gegeben, das Nest frei zu räumen, die Schokoladeneier lagen zum Großteil neben dem Nest, was wohl nicht geschafft wurde, war mit Gräsern und kleinen Zweigen abgedeckt worden.
Mein Vater wollte das Nest herausnehmen, doch ich hielt ihn davon ab und sagte: „ Lass es bitte da, räume nur die Schokoladeneier weg, sie sollen ihr Nest behalten.“ Das machte er und noch Jahre danach benutzten Vögel das Nest.
Wenn ich es im nach hinein betrachte, war es zwar erst mein Traurigstes, aber Monate später auch mein Glücklichstes Osterfest.

Wünsche allen Lesern Frohe Ostern.

Autor:

Brigitte Braun aus Lünen

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