Museum lässt nicht nur die Puppen tanzen

In der Puppenschule wird fleißig gelernt. Hinter dem Vergnügen für die Kinder steckte meist eine tiefere Botschaft. | Foto: Magalski
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  • In der Puppenschule wird fleißig gelernt. Hinter dem Vergnügen für die Kinder steckte meist eine tiefere Botschaft.
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Wo kommen wir her? Die Frage hat weniger mit Philosophie zu tun, als mit einer Reise in die Vergangenheit. Im Museum der Stadt Lünen gibt es spannende Geschichten zu entdecken.

Zwei Männer und zwei Räume in der alten Stadtschule. Eine lockere Sammlung historischer Gegenstände. Das war das erste Museum in Lünen. In den Wirren des Weltkrieges gegründet, gingen viele Dinge verloren. Über siebzig Jahre später ist das Museum der Stadt Lünen, so heißt es ganz offiziell, schon von außen ein Hingucker: Das ehemalige Gesindehaus am Schloss Schwansbell. Keine hochmoderne Architektur, sondern echte alte Mauern. Dr. Wingolf Lehnemann ist der Mann der ersten Stunde. Seitdem das Museum 1966 den Neustart machte, ist er Museumsleiter. Unzählige Male muss er die Ausstellungsstücke schon gesehen und berührt haben. Seine Begeisterung für die Exponate hat bis heute trotzdem nicht nachgelassen. Ruhestand? Kein Thema für den engagierten Lüner.

Öfen für Soldaten, Puppen für Kinder

Langeweile kommt im Museum nicht auf. Heute ist die Sammlung so groß, dass sogar im Gesindehaus auf zwei Etagen gar nicht alles gleichzeitig den Besuchern gezeigt werden kann. Manches schöne Stück muss - gut sortiert und beschriftet - aus Platzmangel im Depot auf den großen Auftritt im Museum warten. Geschenke, Leihgaben, Reste der Sammlungen aus dem ersten Museum oder einfach auf dem Sperrmüll gefunden. "Unsere Aufgabe ist in vier Schritten erklärt", sagt Dr. Lehnemann. "Gegenstände annehmen, erforschen, erhalten und zeigen." Das klingt simpel, ist aber viel, viel Arbeit. Jedes Ding im Museum hat seine eigene Geschichte. Wie der Schützengrabenofen aus Gußeisen. In der Eisenhütte Westfalia produziert, schenkte er den Soldaten im Osten ein wenig Wärme. Seltsam mutet der Bleistiftspitzer an. Kilos schwer und für heutige Verhältnisse riesig. Das schlichte Schlafzimmer mit der schönen Blümchen-Malerei gehörte einer Pastoren-Familie. Das Zimmer ist Teil der Ausstellung Wohnkultur. Gußeisen und Öfen, Keramik, Werkstätten und bäuerliche Arbeitsgeräte sind weitere Ausstellungen gewidmet. Und Puppen und Spielzeug sorgen nicht nur bei Kindern für leuchtende Augen. In den Vitrinen findet sich da manche Kuriosität. Mädchen konnten früher nicht nur in der Puppenküche kochen, sondern sogar mit Nonnenpuppen in schwarzer Tracht den Gottedienst am Mini-Altar nachstellen. Ein Kinderspiel ja, aber nicht nur zum Vergnügen. "Die Kinder sollten für das Leben lernen" weiß Lehnemann. Und wenn dann ein Sprössling aus den häufig kinderreichen Familien ins Kloster ging, war das nicht der schlechteste Nebeneffekt.

Chinesen, Russen und die Landfrauen

Besucher kommen aus der ganzen Welt ins Lüner Museum, wie das Gästebuch beweist. Grüße aus Kanada, Australien, sogar China, Russland und Amerika stehen zwischen den Landfrauen aus Coesfeld, Familie Müller aus Castrop-Rauxel und vielen, vielen Hochzeitsgästen. Heiraten in der gemütlichen Museums-Atmosphäre liegt bei Verliebten im Trend. Und manches Paar kam gerne wieder, um mehr über alte Zeiten zu lernen. "Wer ins Museum geht, der soll klüger wieder nach Hause gehen", sagt Dr. Lehnemann. In Lünen ist das sicher kein Problem.

Mehr zum Thema:
>So war's damals: Die Herren von Schwansbell

Autor:

Daniel Magalski aus Lünen

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