Lüner Wege I: Vom Katzbach zum „Schwarzen Weg“

Lage des "Schwarzen Weges" im Stadtplan
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„Schwarze“ Wege gibt es mehrere in Lünen. Es sind meist schmale, unbeleuchtete und in Stadtplänen unbenannte Wege, die der Volksmund vielleicht so nennt, weil ihre Enge und oft schlechte Einsehbarkeit beklemmende Gefühle auslösen kann, wenn man sie beschreitet. Ein solcher „schwarzer“ Weg - die Beschilderung zeichnet ihn als gemeinsamen Fuß- und Radweg aus - verläuft in etwa Ost-West-Richtung über 920 m zwischen der Steinstraße und der Straße „Am Katzbach“ im Lüner Norden. Begrenzt wird er überwiegend von Gartenzäunen, -hecken, -mauern und ähnlichen Eigentumsbegrenzern.
Aufmerksamen Zeitgenossen wird hier und da, etwas versetzt von der Wegmitte, ein Kanaldeckel auffallen, der verhindert, dass Mensch und Tier ungewollt in dem darunter liegenden Schacht verschwinden. Wo ein Kanaldeckel ist, ist auch ein Kanal und dieser ganz Spezielle hat sogar eine Geschichte. Es ist nämlich ein Rohrkanal, der angelegt wurde, um den bis dahin hier entlang fließenden und die Nase strapazierenden Wevelsbach unter die Erde zu verbannen. Dieser ehemalige Bach fand sein Ende in der Lippe westlich des St. Marien-Hospitals und hat für die Historie Lünens eine besondere Bedeutung. Markierte er doch von 1863 bis 1975 die Grenze zwischen der Stadt Lünen und der Gemeinde Altlünen und damit zwischen den Regierungsbezirken Arnsberg und Münster. Erst zum Jahreswechsel 1975/’76 wurden Lünen und Altlünen vereint und die Grenze dazwischen aufgehoben. Die privaten Grundstücksgrenzen sind freilich geblieben und zeichnen die alte politische Grenze in der Liegenschaftskarte deutlich nach.
Heute erinnert nur noch wenig an das 2,4 km lange Grenzgewässer. Neben dem „Schwarzen Weg“ mit seinen Schachtdeckeln ist dies der weiter östlich gelegene „Wevelsbacher Weg“ in der gleichnamigen Siedlung. Der geschwungene Verlauf dieser Straße ist ebenfalls weniger ein Ausdruck städtebaulicher Kreativität als vielmehr dem früheren Bach- und damit Grenzverlauf geschuldet. Der Bach verlief ursprünglich am Nordrand der von 1917 bis 1921 entstandenen Bebauung entlang, wurde aber vor 1952 nach Norden verlegt, wo er 1954/55 in der Kanalisation der neuen Friedrich-Wilhelm-Weber-Straße aufging. Die Verrohrung des Baches westlich davon, und damit der „Schwarze Weg“, entstand erst Ende der 1970er Jahre. Die Stelle, wo der Bach die Borker Straße unterquerte, wird heute durch einen Grünstreifen zwischen den Häusern Nr. 77 und 79 markiert.
Wevelsbach war der offizielle Name des Baches; Katzbach wurde er auch im Volksmund genannt. Während Wevelsbach mit Wolfsbach übersetzt wird und bereits im 16. Jahrhundert urkundlich erwähnt ist, wurde die Bezeichnung Katzbach wohl erst von aus Niederschlesien stammenden Gastarbeitern der nahen Glashütte eingeführt, die ab 1907 in Altlünen angesiedelt wurden. Fließt doch durch deren alte Heimat der Fluss Kaczawa, zu deutsch „die Katzbach“, dessen Name die Schlesier vermutlich von Heimweh geplagt auf das Fließgewässer vor ihrer neuen Haustür übertrugen. Diese Deutung erklärt auch den scheinbar grammatisch falschen Namen der 2008 abgebrochenen Gaststätte „Zur Katzbach“, gelegen knapp nördlich der Kreuzung Borker Straße/Wevelsbach.

Nicht nur politische Grenzen lassen unter glücklichen Umständen Raum für lange, autofreie Pfade mitten durch die Stadt, auch ehemalige Bahntrassen tun dies - in Lünen gleich mehrfach, doch davon später.

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