Legenden im GREIF - eine Nachlese

Leo Lyons live im Greif | Foto: Danke an Eberhard Kamm für das Foto!
  • Leo Lyons live im Greif
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Als „Knöpfchendreher“ (Mischpultmann) im GREIF hat man eine wunderbare Aufgabe: Man erlebt quasi an jedem Wochenende ausserordentliche Musiker und Bands auf der Bühne der „Music-Hall“, darf mit jenen am Live-Sound tüfteln, alles wohlklingend zurecht mischen, um dem geneigten Publikum ein Höchstmaß an Hörgenuss zu verschaffen – und nach dem Konzert zuweilen mit Weltstars und Legenden (wie beim gestrigen HUNDRED SEVENTY SPLIT – Konzert) ein wenig fachsimpeln.
Der Nachteil an diesem Job ist, dass GREIF-Wirt Bob Michaels von mir verlangt, am nächsten Tag das Aufsatzheft hervor zu kramen und eine Nachbetrachtung zu schreiben: „Mein schönstes Ferien... pardon: Konzert-Erlebnis“! ;-)

Here we go – und zwar chronologisch:

Als ich gestern gegen 15:45 Uhr im GREIF aufschlug staunte ich nicht schlecht: Die komplette Anlage von HUNDRED SEVENTY SPLIT war bereits aufgebaut und verkabelt – und die Herren Leo Lyons und Joe Goosh standen auf der Bühne und übten fleissig Gitarren- und Bassläufe. Nix mit „professioneller Überheblichkeit“ (mal eben zum Gig aufschlagen, das Programm runterrasseln, kassieren und sich dann wieder aus dem Staub machen...) – sondern intensive, konzentrierte Vorbereitung. Dies von Leuten, die gewöhnlich große Hallen und Bühnen berocken und meist vor einem Riesenpublikum spielen!
Kurze Zeit später traf auch Drummer Damon Sawyer ein – ich konnte mit der Mikrophonierung beginnen und zum Soundcheck bitten, der völlig unproblematisch war. Es ist halt von immensem Vorteil, wenn Musiker ihre Instrumente und Gerätschaften beherrschen und ihren ureigenen Sound haben!
Lediglich Sänger Joe Goosh bestand darauf, dass ich so lange an den Knöpfchen des Monitor-Systems drehte, bis er halbwegs zufrieden war... Leo Lyons hingegen schaltete seine Monitorbox einfach aus. „I know the songs!“ sagte er mir mit einem Lächeln.

Als alles rund war machte man die Bühne frei für die Jungs von HILLY´S BLUES ON THE ROCKS, die als Support-Band verpflichtet waren.

Eine neue Herausforderung für mich, denn schließlich hatte Hilly ein paar mehr Musiker „im Gepäck“: Einen zweiten Gitarristen (Arndt Worbis), seinen Bassmenschen Udo Marx, Drummer Frank Mellies sowie Dieter Kozak (Keyboards & Schweineorgel). Es hieß also: Nicht nur Platz schaffen für deren Equipment sondern auch: Weitere Mikrophone anschließen, Kabel verlegen und entsprechende Kanäle am Mischpult belegen.
All dies klappte unaufgeregt und stressfrei – auch der anschließende Soundcheck. Es hörte sich auch ohne Publikum schon richtig geil an, was die Jungs über die P.A. schickten.

Pünktlich um 20:30 Uhr betraten HILLY´S BLUES ON THE ROCKS die Bühne der ausgesprochen gut besuchten „Music-Hall“ - und legten gleich mächtig los! Wolfgang „ Hilly“ Hillmann überzeugte durch seine kräftige, rauhe Stimme und sein Gitarren-Spiel, während seine kongenialen Mitmusiker ihm absolut nicht nachstanden und ein homogenes, dynamisches Sound-Paket produzierten, das vom Publikum begeistert aufgenommen und mit viel Beifall bedacht wurde. Und der „eigentlich“ straffe Zeitplan erlaubte dennoch Zugaben – denn ohne diese wurde die Band nicht von der Bühne gelassen!

Umbaupause – erneut unkompliziert … vor allem, weil der Roadie von HUNDRED SEVENTY SPLIT total fit war und jeder Handgriff bei ihm saß!

Die Spannung im Publikum war deutlich zu spüren – und nach der „Fanfare“ trat GREIF-Wirt Bob Michaels ans Mikrophon, um die Stars des Abends anzukündigen: Leo Lyons und Joe Goosh, die ansonsten als Frontleute der Legende TEN YEARS AFTER agieren, sowie Damon Sawyer, der bereits für Topmusiker wie Paul Rogers, Bill Wyman, Ben E. King, Albert Lee u.v.a. an den Drums saß.
Was in den folgenden 2 Stunden ertönte ist schwer zu beschreiben, wenn man nicht live dabei war. Ich versuche es dennoch: Hochenergetischer, aufregender Bluesrock, der ganz wenig mit (leider zu oft gehörter) dumpfer, langweiliger Mucke dieses Genres zu tun hat. Im Gegenteil: Die Kompositionen, allesamt aus der Feder von Leo Lyons und Joe Goosh, überzeugten durch Frische und hohe Dynamik – und waren gespickt mit filigranen, virtuosen Gitarren- und Bassläufen, die das Publikum immer wieder zu tobendem Zwischenbeifall hinrissen.

So erstaunt niemand, dass Joe Goosh heute schon mit Gitarren-Größen wie Bonamassa u. a. in einem Atemzug genannt wird. Und dass man Leo Lyons bereits seit 40 Jahren als „lebende Legende“ und einen der weltbesten Bluesrock-Bassisten bezeichnet, verwundert nach diesem Konzert niemand mehr!
Nicht zu vergessen Damon Sawyer, dessen Drums sich perfekt in den Sound von HUNDRED SEVENTY SPLIT einfügten - und der bei seinem Schlagzeug-Solo stehende Ovationen erhielt.

Nach dem letzten Titel (der Zugabe „La Grange“) standen die Musiker gerne und freundlich den zahlreichen Fans für Autogrammwünsche, kleine Plaudereien und Giveaways (Trommelstöcke, Plektren, T-Shirts, CDs...) zur Verfügung.

Ein rundum gelungener Konzert-Abend. Und ein toller Beweis dafür, dass eine Szenekneipe wie DAS GREIF mit den stets tollen Künstlern, die hier gastieren, ein dankbares Publikum anziehen kann – und das trotz der „Kneipennacht“, die gestern in Lünen lief. Wie sagte einer der Gäste so sehr treffend: „In den Kneipen sehe ich überwiegend Coverbands – hier im GREIF erlebe ich die Originale!“

Diesem Statement muss ich nichts hinzufügen!

Autor:

Lee Harvey aus Lünen

Webseite von Lee Harvey
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