Kai kämpft mit dem Pinsel gegen seine Krankheit
„Ich weiß noch genau, wo ich den letzten Pinselstrich gemacht habe“, erzählt Kai Eickler lachend. Er zeigt auf das 110 mal 60 Zentimeter große Gemälde, auf dem das Dortmunder Stadtbild mit vielen Wahrzeichen zu sehen ist: „Hier, an der Schwarz-Gelben Wand“.
Acht Monate hat der 24-Jährige für das Ölbild gebraucht. Und dabei mit jeder Pinselbewegung gegen eine Krankheit angekämpft, die ihn seit seinem neunten Lebensjahr beeinträchtigt, von der er sich aber nicht unterkriegen lassen will – die Friedreich-Ataxie. Diese degenerative Erkrankung des zentralen Nervensystems beeinflusst auch die Motorik. Malen wird zu einer großen Herausforderung. Die Kai mit starkem Willen und viel Talent gemeistert hat.
„Ich möchte mein Leben genießen und die Krankheit in den Hintergrund schieben“, sagt der eingefleischte BVB-Fan. Auch wenn es nicht immer einfach ist. In der Schule wurde er viel gehänselt. Wegen seiner orthopädischen Schuhe und seines Ganges. Die Mitschüler nannten ihn „Roboter“. Als Kai es nicht mehr aushielt, wechselte er von der Realschule Brambauer in ein Internat in Volmarstein. Nur am Wochenende kam er nach Hause. Seit er 18 ist, sitzt er im Rollstuhl, hat viele alte Freunde verloren. Das tut weh, aber in der Familie findet Kai, auch Kalle genannt, Halt. Seine Eltern, die Geschwister, Cousins und die Großeltern geben ihm Kraft. Auch in besonders schwierigen Phasen, wie nach den drei Operationen, die Kai an der Wirbelsäule hatte.
Opa Hans war es, der ihm vor acht Jahren Leinwand und Ölfarben schenkte. Denn gemalt hat Kai schon immer gerne, auch als Kind. Damals benutzte er Bleistifte, zeichnete Autos und Schiffe, Später waren es mit Vorliebe Amerika-Motive. „Ich möchte mit jedem Bild besser werden. Und damit beweisen, dass die Krankheit nicht schlimmer wird.“ Dafür tut der 24-Jährige alles. Zum Beispiel mit seinem Handbike fahren. Das treibt er allein mit den Armen an. „Die gehen auseinander wie nichts“, so Kai, der als Pförtner bei den Caritas-Werkstätten arbeitet. Sein Bruder Marco hat ihm das Spezialrad gekauft. Und als Gegenleistung schenkte Kai ihm Dortmund. Auf Leinwand und mit ganz besonderen Details wie den Familienfotos, die er eingebaut hat. Marco ist begeistert, zumal er überhaupt nicht mit einem solchen Geschenk rechnete: „Kai hat mich total damit überrascht. Natürlich bekommt das Bild einen Ehrenplatz in meiner Wohnung.“
Am Samstag, 2. Juni, zeigt Kai Eickler seine Werke im Rahmen des Jubiläums-Charity-Events auf der Tennis-Ranch in Waltrop-Elmenhorst (ab 16 Uhr). Und bietet dort auch Kunstdrucke des Dortmund-Gemäldes an. Eine Idee für sein nächstes Bild hat Kai natürlich auch schon. „Das Dortmunder U hat es mir angetan“, verrät er. Erste Skizzen sind schon fertig. Es ist also nur eine Frage der Zeit, bis ein neues, beeindruckendes Bild entstehen wird. Kalle kämpft weiter mit dem Pinsel gegen seine Krankheit.
Autor:Claudia Prawitt aus Lünen |
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