Eine lebende Legende wurde 70 - Das muß mal erwähnt werden
Man kann nie wissen, vielleicht trägt jemand ein großartiges Buch in sich", schreibt Dylan. Ein Dichterfürst,wie es wenige gibt.Dazu ist ihm gegeben dieses lyrische Potenzial in Verbindung mit seinem musikalischen Qualitäten zu den Songs verschmelzen zu lassen,die uns so begeistern.Dylan hat sich nie angepasst, ist nie einem Trend gefolgt - der am 24. Mai in Duluth im US-Staat Minnesota als Robert Allen Zimmermann geborene Dylan hat im Gegenteil nachhaltig die Musikkultur der zweiten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts geprägt, hat Entwicklungen angestoßen. Und seine "Never Ending Tour" begeistert auch noch in diesem Jahrhundert.
Er hat die Entwicklung ganzer Genres vorgegeben.Dieses kann man nicht nur so sehen,man muß es sogar.
Dylan wurde ein Leben lang gefeiert und geschmäht. Er wurde zum Sprachrohr einer Generation erhoben und als Verräter verschrien, als Genie verklärt und als schräg singender Protestbarde abgetan: Dylan ließ keine indifferente, unentschiedene Haltung zu. "Blowin' In The Wind", "The Times They Are A-Changin'", "Like A Rolling Stone" - niemand hatte vor ihm so raffiniert einfache Folk-Strukturen mit den Themen der Zeit in sprachgewaltiger Lyrik ausgedrückt.
Ein Album von ihm herauszuheben ist müßig.Es gelingt kaum,immer wieder gibt es Höhen und Tiefen dabei.Aber auch immer wieder im Ganzen faszinierend.Mir persönlich ist von seinen unzähligen Alben aber immer wieder sein 1975 erschienenes "Desire"in den Ohren.
Mit einer Herzenslust entrollt Dylan auf "Desire" seine Geschichten, integriert auf wunderbare Weise bittersüße Streicher, wie es zuvor und danach kaum einem anderen Künstler gelingen wird, faltet das Akkordeon aus und bläst die Harp. Und wenn er um einen letzten Schluck Kaffee bittet, bevor er sich wieder auf die große, staubige Straße begibt, katapultiert uns der große Meister der Lyrikmusik mitten hinein in die Gassen des Orients. Das ist Weltmusik.
Und in "Sara", dem vielleicht bewegendsten letzten Song des Albums, wird der alte Mr. Nobody dermaßen intim, dass wir die Vorstellung, Dylan sei gar kein Mensch, zumindest für ein paar Minuten revidieren müssen.
Emmylou Harris (Backing Vocals) und die fantastische Geigerin Scarlet Rivera verleihen diesem exzellenten Album die folkige Atmosphäre.
Autor:Peter Eisold aus Lünen |
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