Die Schneeflocke und die Freundschaft
Wer Familie und Freunde hat, kann alles schaffen und ist niemals allein, auch nicht in der tiefsten Dunkelheit. Redakteur Daniel Magalski schreibt darüber in seiner Geschichte zu Weihnachten - nicht nur für Kinder:
Im Himmel auf einer Wolke - dort wo es besonders kalt ist und der Nordwind braust – hockte eine einsame kleine Schneeflocke. Vom Wolken-Turm hatte sie eine wundervolle Aussicht und am liebsten schaute sie hinunter zur Erde. Wenn die Schneeflocke aber die Menschen dort beobachtete, die nun in der Zeit vor Weihnachten im Schein von Kerzen zusammenkamen, dann überkam sie oft ein seltsames Gefühl. Und jedes Mal fühlte es sich für die Schneeflocke so an, als wäre da in ihrem Inneren eine tiefe Kälte und Dunkelheit.
"Schneeflocke, was willst du unbedeutender Wicht?"
Woche um Woche verstrich und bald schon stand das Weihnachtsfest vor der Tür. Die Schneeflocke schaute noch immer von ihrer Wolke zur Erde und dachte nach über das Gefühl in ihrem Inneren. Eines Tages, als die Menschen auf der Erde besonders fröhlich wirkten, hielt sie es nicht mehr aus und rief, so laut es kleine Schneeflocken nur können, in den sausenden Wind: „Nordwind, weiser Nordwind, ich brauche deinen Rat.“ Der Nordwind hielt inne und für einen Moment verstummte das Brausen. „Schneeflocke, was willst du unbedeutender Wicht von mir“, donnerte der Wind. Die Schneeflocke fühlte sich sofort noch kälter im Inneren, nahm aber allen Mut zusammen und stellte ihre Frage: „Nordwind, du kennst die Erde und die Menschen, darum sage mir, was ist das für ein Gefühl in mir, wenn ich sie fröhlich im Kerzenschein sehe?“ Der Nordwind lachte schallend: „Schneeflocke, was redest du da von Gefühlen? Gefühle sind etwas für die Menschen, nicht für Schneeflocken. Wo Kälte und Eis herrschen, da ist kein Platz für Gefühle – und nun verschwinde endlich, du stiehlst mir meine Zeit!“ Ein Brausen erhob sich, viel lauter und wilder als je zuvor, und erfasste die Schneeflocke. Eiswind wirbelte sie von ihrer Wolke hoch in die Luft, dann stürzte sie schneller und schneller hinunter zur Erde und landete in einem dichten Wald.
Kinder kommen durch den Winterwald
Das Brausen verebbte, und mit einem Mal war es sehr still um die kleine Schneeflocke. Kein Licht weit und breit, nur Dunkelheit und schwarze Nacht. Die Schneeflocke weinte bitterlich, wütend auf sich selbst und ihre dummen Gefühle. Die Gefühle waren schuld an ihrer Situation, denn ohne sie, da war sich die Schneeflocke sicher, wäre sie noch immer hoch oben im Himmel auf ihrer Wolke. „Was ein Unglück“, jammerte die Schneeflocke und weinte schon wieder, da hörte sie Schritte. Kinder mit Laternen, in denen Kerzen leuchteten, liefen durch den Winterwald. Ein Kind, ein kleines Mädchen mit einer roten Mütze und dicken Handschuhen, bückte sich, hob eine Hand voller Flocken auf und formte daraus einen Schneeball! Das Mädchen rollte den Ball nun über den verschneiten Boden, der Ball wurde dicker und dicker und erfasste – schwupps – mit einem Mal auch die kleine einsame Schneeflocke. Ein Junge und ein zweites Mädchen liefen herbei, auch sie rollten Schneebälle über den Waldboden. Was das wohl werden sollte?
Im Inneren war nun ein strahlendes Glück
Die Kinder standen mit roten Gesichtern und strahlendem Blick vor ihrem Schneemann. Wie wunderschön er war! Ein Kunstwerk aus Millionen kleiner Flocken – und eine von ihnen war die vorher so einsame kleine Schneeflocke. Eine Schneeflocke allein hätte das niemals geschafft. Unsere Schneeflocke fühlte da, wo in ihrem Inneren vorher Kälte und Dunkelheit waren, nun ein strahlendes Glück. Sie war nun nicht mehr allein, denn um sie herum waren so viele Freunde und Verwandte. Heute, das wusste sie, hatte sie etwas Besonderes erfahren: Wer Familie und Freunde hat, kann mit ihnen zusammen auch die kompliziertesten Sachen schaffen und ist niemals allein - auch nicht in der tiefsten Kälte und Dunkelheit.
Thema "Weihnachten" im Lokalkompass:
> Weihnachten ist eine Zeit ohne Bedeutung
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