Buch erzählt von Hexen und Untoten
In Altlünen lebte eine schöne Hexe, in Alstedde musste der Teufel Korn zählen und in Bork verhalf ein schwarzer Ziegenbock einem jungen Ehepaar zu einem Schatz - alles Hirngespinste aus alten Zeiten oder ein Fünkchen Wahrheit? Fredy Niklowitz, Wilfried Heß und Dr. Widar Lehnemann machten sich in ihrem neuen Buch "Hundert und eine Erzählung" auf die Suche.
Geschichten aus tausend und einer Nacht kennt jedes Kind, doch hundert und eine Erzählung bieten auch für Erwachsene so manche Überraschung. Die Berichte kommen nicht aus dem Orient, sondern aus alten Zeiten hier in Westfalen. Schauplätze sind neben Lünen und Selm auch Werne, Bergkamen und Kamen sowie Ortsteile von Dortmund. Samstag präsentierten die drei Autoren das Buch in der Stadtkirche Sankt Georg der Öffentlichkeit. Fredy Niklowitz, der Stadtarchivar von Lünen, Wilfried Heß, Abteilungsleiter in der Stadtverwaltung Lünen und der pensionierte Pädagoge Dr. Widar Lehnemann hatten zehn Jahre an ihrem Werk gearbeitet, das Ergebnis ist keine Lektüre für die Handtasche. "Hundert und eine Erzählung" ist im doppelten Sinne ein Buch mit viel Gewicht, sowohl mit Blick auf die Qualität als auch auf die Quantität. In Sachen Sagen, Erzählungen und Legenden dürfte das Buch in der Region wohl neue Maßstäbe setzen, ist es doch über tausend Seiten stark und bringt drei Kilo auf die Waage.
Suche nach dem wahren Kern
Niklowitz, Heß und Lehnemann geben mit ihrem Buch allerdings nicht die "Märchenonkel". Neben der Wiedergabe der alten Geschichten gibt es nämlich zwei weitere Teile mit Erklärungen und Anmerkungen zu den Sagen im Buch, die Historiker machten sich hier auf die Suche nach dem wahren Kern der Erzählungen und stießen auf zum Teil überraschende Erklärungen. Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums Selm illustrierten zusammen mit ihrer Lehrerin Birgit Schlösser viele Geschichten mit Linolschnitten. Der Verkaufspreis für "Hundert und eine Erzählung" ist mit 29,90 Euro gemessen am Umfang und Inhalt sehr günstig, möglich machte das die Unterstützung der Familie Rethmann. Bürgermeister Jürgen Kleine-Frauns dankte den Autoren bei der offiziellen Vorstellung für ihre Fleißarbeit, das Buch sei mit viel Lokalkolorit und historischem Hintergrund, eine Punktlandung zum Stadtjubiläum und quasi ein Geburtstagsgeschenk.
Sage: Teufel fängt Frösche in Schwansbell
Einst schloss ein Ritter von Schwansbell einen Vertrag mit dem Teufel. Danach sollte der Böse dem Ritter zwanzig Jahre lang jeden Wunsch erfüllen, wofür letzterer nach Ablauf dieser Zeit seine Seele abgeben wollte. Der Vertrag sollte nach zwanzig Jahren abends um sieben Uhr abgelaufen sein. Nun geschah es aber, dass der Teufel eine halbe Stunde vor Ablauf der vereinbarten Zeit erschien, um die Seele zu holen. „Wir haben noch eine halbe Stunde Zeit“, meinte der Ritter, „du musst mir noch einen Wunsch erfüllen.“ Er führte den Teufel an den Schlossteich. „Fange mir zuerst alle Frösche aus dem Teich. Dann darfst du wiederkommen.“ Mit diesem Auftrag ließ der schlaue Ritter den Teufel allein. Dieser machte sich gleich an die Arbeit. Doch war seine Mühe vergeblich. Es gelang ihm nicht, alle Frösche aus dem Teich zu holen. Immer wieder sprangen die schon an das Ufer niedergesetzten Tiere in den Teich zurück. So verstrich die Zeit, und der Teufel verpasste es, die Seele des Ritters von Schwansbell zu holen.
Buch im Handel
Das Buch "Hundert und eine Erzählung" - das eine Auflage von achthundert Exemplaren hat - gibt es in der Lippe-Buchhandlung im Lippezentrum, in der Thalia-Buchhandlung am Alten Markt, im Stadtarchiv im Untergeschoss des Rathauses sowie im Info-Point im Rathaus.
Thema "Geschichte" im Lokalkompass:
>Rathaus-Keller ist das Gedächtnis der Stadt
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