Werner liebt Landmaschinen
Abfahren auf die Langsamkeit

Hubert Schmölzl ist ein absoluter Traktor-Fan.
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Kann ein Traktor begeistern? Würde die Frage bei einem Automobil, einem Sportwagen gestellt, dann wäre die Antwort sicher schnell gegeben. Aber auch ein Trecker löst Emotionen aus. Wer mit seinem Auto und höchstens 40 Stundenkilometern auf der Landstraße, in Reihe mit zig anderen Autos, hinter einem Trecker gefahren ist, der kann diese Emotion gut beschreiben.

Wäre Hubert Schmölzl diese Frage vor rund zehn Jahren gestellt worden, hätte er die Antwort mit dem Wort „Nein“ gegeben. Heute fängt Schmölzl in den 1950er Jahren an, die Faszination Trecker zu beschreiben. Der Mann aus Werne kam emotionslos zu seiner „Landmaschine“. Grund war seine Frau und ihre zwei Pferde, die auf einem Hektar Wiese leben. Den Treckerkauf erklärt Schmölzl mit dem historischen Flächenmaß Morgen. „Wenn man weiß, dass ein Hektar aus vier Morgen besteht und Du das mit einer Schubkarre bewirtschaften willst, dann weißt Du, warum das Morgen heißt.“ Somit war klar, dass „fünf Tage mit einer Schubkarre“ durch „einen Tag mit einem Traktor“ ersetzt werden. Eine Internet-Auktionsbörse lieferte die Landmaschine zum angepeilten Preis-Leistungs- Verhältnis. Ein Fordson Trecker, Baujahr 1958. Mit dem Bearbeiten seiner fünf Morgen kam für den Ingenieur für Elektro und Nachrichtentechnik die Begeisterung und er hinterfragte seinen Trecker. Es stellte sich heraus, dass sein „neuer Alter“ etwas besonderes war. Der Hersteller „Fordson“ ist kein Geringerer, als der Automobilbau-Pionier Henry Ford, der als „Henry Ford & Son Limited“ erst in Amerika und dann in England Landmaschinen produzierte. Schmölzls „Fordson“ mit der Typbezeichnung „Dexta“ wurde, so erklärt Schmölzl, in der Zeit von 1957 bis 1964 rund 200.000 mal produziert und „mein Freund Dexta“ hat die Seriennummer sechstausend irgendwas, ist also einer der ersten der Serie.

Traktor fahren: Was für ein Erlebnis!

Schmölzl beschreibt die rasante Entwicklung der Landmaschinen. Das „Stahl-Pferd“ löste nach und nach den Ackergaul ab und erleichterte dem Landwirt die Arbeit und schonte das Pferd. Das Umsetzen des Pflugs, von einer Bahn auf dem Acker in die nächste, übernahm die Hydraulik und nicht mehr die Muskelkraft. Eines der letzten Pferdefuhrwerke war, so Schmölzl, noch in den 1960er Jahren in Werne im Einsatz. Heute ist es möglich eine Landmaschine Computer gesteuert und Satelliten geführt zu bewegen. Aber das ist ein anderes Thema.
Zugegeben, es ist schon interessant, dieses komplett mechanische Fahrzeug zu sehen. Zirka 2,2 Liter Hubraum, der Motor hat drei Zylinder und leistet 30 PS. Angeflanscht ein Dreigang-Getriebe mit Untersetzung. Weit und breit kein Steuergerät. Selbst die Kraftstoffpumpe ist mechanisch. Für mich sind 2,2 Liter Hubraum schon ok, wenn der Motor dann ein Vierzylinder ist mit Turbolader. Die Kombination sollten gut sein, für mindestens 250 PS. Das drückt dann vernünftig nach vorne. Helmut Schmölzl muss bemerkt haben, wie ich ticke. „Fahr mal meinen Trecker“, sagte er zu mir. „Mich sieht ja keiner“ dachte ich und nahm hinter dem Lenkrad Platz. Keine Servolenkung, kein Bremskraftverstärker, selbst das Kupplungspedal ist ohne krafterleichternde Unterstützung. Das „Gaspedal“ ist ein Hebel am Lenkrad. Nach vorn drücken, dann beschleunigt das Gerät, Hebel zurück, es wird langsamer. Kupplung kommen lassen, Gashebel langsam nach vor und ich fahre los. Was für ein unbeschreibliches Erlebnis! Der Trecker fährt mit zirka 15 Stundenkilometern über die Wiese, ich lenke kreuz und quer, rieche dabei die Natur und spüre einen leichten Fahrtwind. Lässt man die Geschwindigkeit außen vor, dann ist das so ähnlich, wie Motorradfahren ohne Helm und Lederkombi, oder Cabrio ohne Windschutzscheibe. Für mich ist nachvollziehbar, wie man sich für einen alten Traktor begeistern kann. Mehr noch. Es ist verständlich, dass Hubert Schmölzl aus seinen Fotos in siebter Auflage einen Kalender oder Puzzle produziert hat.

Weitere Informationen zu Hubert Schmölzl und seinem Traktor-Kalender und anderen Produkten online:
http://www.sachfachverlag.de

Autor:

Peter Adam aus Lünen

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