23. Kinofest Lünen: And the Lüdia goes to...

Gewinnerlächeln: Regisseurin Franziska Schlotterer mit der Lüdia.
15Bilder
  • Gewinnerlächeln: Regisseurin Franziska Schlotterer mit der Lüdia.
  • hochgeladen von Holger Schmälzger

Wer braucht den Oscar, wenn er die Lüdia hat? Lünens 23. Kinofest fand mit der Abschlussgala am Sonntagabend einen krönenden Abschluss. Und wie gewohnt war die Stimmung bei der Preisvergabe wieder die "Härte" - gespickt mit viel Humor und reichlich Applaus der gutgelaunten Gäste und Filmschaffenden.

Höhepunkt bei der Preisvergabe war am Ende natürlich die Bekanntgabe der "Lüdia", dem Hauptpreis. Diesen nahm sichtlich erfreut und strahlend Franziska Schlotterer für ihren Film "Ende der Schonzeit" entgegen.

Mit großem Erfolg endete der Abend des 23. Kinofests Lünen. Die Auslastung konnte noch einmal gesteigert werden, sie liegt in diesem Jahr bei 80%. Aufgrund der Renovierung der Cineworld, die sich den Besuchern mit noch größerem Komfort präsentierte, standen dem Kinofest rund 200 Plätze weniger zur Verfügung. Bei insgesamt 51 Vorstellungen summierte sich die Zahl entsprechend. Trotzdem verzeichnet das beliebte Filmfestival Besucherzahlen in Höhe von 8.000 Kinofestgästen.

Am Abend fieberten die Filmschaffenden der Verleihung von 11 Preisen im Gesamtwert von mehr als 30.000 Euro entgegen, vier davon sind Publikumspreise. Im Anschluss an die Preisvergabe wurde der Film "Fraktus" von seinem Regisseur Jens Jessen in Lünen präsentiert.

Hier die Übersicht der vergebenen Preise:

Die Publikumspreise

LÜDIA 2012
Der mit 10.000 Euro dotierte Publikumspreis LÜDIA geht an den Spielfilm ENDE DER SCHONZEIT von Franziska Schlotterer. Ihr moderner Heimatfilm berührt Fragen von Moral und Schuld: 1942, der Jude Albert findet Schutz auf einem Einsiedlerhof im Schwarzwald. Es bahnt sich eine außergewöhnliche Dreiecksgeschichte zwischen Albert, dem Bauern und dessen Frau Emma an. In den Hauptrollen glänzen Brigitte Hobmeier, Hans-Jochen Wagner und Christian Friedel. Die Regisseurin nimmt den Preis am Abend persönlich entgegen. Ihr Film startet am 14. Februar 2013 in Deutschland.
Der Preis wird von dem Ehepaar Höwing, der Remondis AG & Co.KG und den Stadtwerken Lünen gestiftet.

ERSTE HILFE
Den Wettbewerb für kurze Kurzfilme konnte Nathan Nil von der Hamburg Media School für sich entscheiden. Sein Spielfilm
I HAVE A BOAT über einen verknallten Krabbenfischer lag in der Publikumsgunst vorne. Er erhält am Abend den mit 1.600 Euro dotierten Preis, gestiftet von den Lüner Apotheken Brüning. Außerdem erhält der Film eine von Holland Subtitling gesponserte Untertitelung.

ERSTER GANG
Den Preis für den besten mittellangen Kurzfilm erhält die Schauspielerin und Regisseurin Katharina Marie Schubert für ANOTHER FUCKING... Sie erzählt in ihrem Spielfilm eine Geschichte von Liebe und Nicht-Liebe, von Trennung und wunderbaren Klischees. Der mit 1.600 Euro dotierte Preis wird von Lüner Gastronomen gestiftet.

RAKETE Kinder- und Jugendfilmpreis
Den Publikumspreis Rakete erhält Wolfgang Groos für seinen Film DIE VAMPIRSCHWESTERN. Das junge Lüner Publikum war begeistert von der Geschichte zweier junger Halb-Vampirinnen, die aus Transsilvanien in eine deutsche Kleinstadt verfrachtet werden. Gross hatte seinen Film zur Deutschlandpremiere gemeinsam mit seinen jungen Hauptdarstellerinnen Marta Martin und Laura Roge in der Cineworld vorgestellt. Die von Lüner Familien gestiftete Rakete ist mit 3.000 Euro dotiert. Der Film kommt am 27. Dezember in die deutschen Kinos.

Die Jurypreise

PERLE – Preis für Frauen in der Filmbranche
Zum zweiten Mal wird die vom Lüner „Netzwerk Frau“ mit 1.800 Euro dotierte Perle vergeben. Der Preis zeichnet Frauen in der Filmbranche aus und war diesmal in der Sparte Filmschnitt Dokumentarfilm ausgelobt worden. Die Jurymitglieder – Editorin Gesa Martens, Vorjahres-LÜDIA-Preisträgerin Hella Wenders und Festivalleiter Martin Kaufmann – werden den Preis am Abend an Catrin Vogt für ihre Arbeit in VERGISS MEIN NICHT (Regie: David Sieveking) übergeben. In ihrer Jurybegründung heißt es:
„Der Filmschnitt ist eine unsichtbare Kunst. Seine Aufgabe ist es, aus riesigen, ungeordneten Drehmaterialien eine spannende Geschichte zu bauen. Als Jury haben wir sechs sehr überzeugend montierte Filme gesehen. Der Film, für den wir uns entschieden haben, nimmt sich eines tabuisierten Themas an. Der Dokumentarfilm VERGISS MEIN NICHT zeigt die schwierige Situation einer Familie, in der die Mutter an Alzheimer erkrankt ist. Die Montage zeichnet die Protagonistin mit Würde und Humor. Präzise Beobachtungen ihres Alltags werden verwoben mit Ausflügen in ihre rebellische Vergangenheit. Auf diese Weise wird ihr Gedächtnis bewahrt.“
VERGISS MEIN NICHT ist ab 31. Januar in den deutschen Kinos zu sehen.

Preis für das beste Drehbuch
Eine ungewöhnliche Entscheidung hat in diesem Jahr die Drehbuch-Jury getroffen. Sie verleiht den Preis für das beste Drehbuch an David Sieveking und seinen Dokumentarfilm VERGISS MEIN NICHT, die leise und tragikomische Beobachtung der Alzheimerkranken Mutter des Regisseurs, Gretel, und ihrem Leben mit der fortschreitenden Krankeit. Die Jury-Mitglieder Britta Imdahl (Die Bochumer Schauspiel-Agentin war dankens-werterweise für den erkrankten Oliver Baumgarten eingsprungen), Christian Granderath (Leiter der Abteilung Fernsehfilm, Spielfilm und Theater / NDR) und Melanie Andernach (Produzentin) begründen ihre Entscheidung folgendermaßen:
„Wir haben es sehr genossen, die letzten drei Tage zehn wunderbare Filme sehen zu dürfen.(...) Am meisten überzeugt hat uns jedoch der berührende, sehr intim erzählte Dokumentarfilm eines Sohnes, der sich mit ebenso großem Mut wie Demut dem allmählichen Verschwinden seiner Mutter aus dieser Welt stellt. Dem Regisseur gelingt dabei eine schwierige Gratwanderung zwischen einer Intimität, die er dem Zuschauer gewährt und der Würde der Protagonisten, die in jedem einzelnen Bild gewahrt bleibt. Das Konzept und die Herangehensweise haben es dabei geschafft, mehrere erzählerische Ebenen zu bedienen, die sich mit einem ganzen Leben und nicht nur mit einer schwer begreifbaren Krankheit auseinandersetzen. Es geht um Familie, deutsche Geschichte, Solidarität, gelebtes Leben und vor allem um Liebe.“
Gestiftet wird der Preis vom Lüner Verlag systemed. Er ist mit 2.500 Euro dotiert.

PREIS FÜR DIE BESTE FILMMUSIK
Der Preis für die beste Filmmusik wird in diesem Jahr von Vorjahrespreisträger Stefan Schulzki, Journalist Jörg Gerle und Regisseur Peter Timm vergeben. Sie zeichnen Marian Lux für seine Arbeit in dem Psycho-Thriller DU HAST ES VERSPROCHEN (Regie: Alex Schmidt) aus:
„Mit Mut zur Dissonanz und einem stimmigen Konzept beherrscht der Komponist die Tonalität des Grauens und entfaltet stilsicher mit hervorragendem kompositorischem Handwerk eine große emotionale Wucht. So zum Beispiel birgt das zu Beginn des Films vermeintlich naïve Wiegenlied-Thema durch die geschickt angelegte und harmonisierte Melodieführung das Geheimnisvolle und Abgründige bereits in sich.“
Der Preis ist mit 2.500 Euro dotiert, gestiftet von der Lüner Kanzlei Skok & von Bohlen.

BERNDT-MEDIA-PREIS
Seit 2001 stiftet der Bochumer Berndt-Media-Verlag den Preis für den besten Filmtitel um die Bedeutung des Titels für die Vermarktung und Akzeptanz eines Kinofilms zu betonen. Der Preis ist mit Marketingleistungen im Wert von 5.000 Euro dotiert. Die Jury-Mitglieder Britta Imdahl, Christian Granderath und Melanie Andernach zeichnen den Spielfilm ABSEITSFALLE des Bochumer Regisseurs Stefan Hering aus. In der Jury-Begründung heißt es:
„Uns hat sehr gefreut, dass wir hier in Lünen am Rande des Ruhrgebiets auch einen Film über das Ruhrgebiert sehen durften. ABSEITSFALLE von Stefan Hering erzählt den Arbeitskampf um das Werk Perla, der auch auf dem Fußballfeld ausgetragen wid. Der Titel kombiniert das soziale Abseits, in das die Protagonisten zu geraten drohen, mit einem passenden Begriff aus dem Volkssport Fußball, der eingängig ist und prägnant den Inhalt des Films auf den (Elfmeter-) Punkt bringt.“

RUHRPOTT-Leserfilmpreis
Zum zweiten Mal wird der mit 1.500 Euro dotierte Ruhrpott, von einer dreiköpfigen Leserjury vergeben. Der Preis zeichnet Filme des Festivalprogramms mit Bezug zum Ruhrgebiet aus. Dr. Sandra Fischer-Haack, Marion Zeutschner und Torsten Mörchel haben sich einstimmig für den Film DAS MILLIONENRENNEN von Christoph Schnee entschieden. Die WDR-Produktion mit Axel Prahl in der Hauptrolle erzählt die Geschichte eines Taubenzüchters und das größte Brieftaubenrennen der Welt in Südafrika. In der Jurybegründung heißt es:
"DAS MILLIONENRENNEN ist eine unterhaltende und stimmige Komödie, eine wunderbare Milieustudie an vertrauten Orten des Ruhrgebiets. Die hervorragende Besetzung erzählt mit Herzenswärme eine Geschichte von Familie, Charakterstärke und Taubenzucht.“
Eine lobende Erwähnung vergibt die Jury an das studentische Filmprojekt RUF MICH AN!

SCHÜLERFILMPREIS 10+
Moritz Block, Heinrich Fischer, Julius Gödde, Pia Hentschel, Sophia Lange und Lidia Mauerhöfer, die diesjährige Schülerjury 10+, zeichnet den niederländischen Film TROMMELBAUCH von Arne Toonen aus.
„Der Film TROMMELBAUCH vermittelt auf eine humorvolle und wunderbar leichte Art eine wichtige Botschaft. Die sehr besondere Bildsprache und Austattung entführt den Zuschauer in eine ganz eigene, unglaublich fantasievolle Welt, deren Bewohner am Ende nicht nur auf der Strasse tanzen, sondern auch wissen, dass das Aussehen nicht zum Glück eines Menschen beiträgt. Ganz ohne Gewalt oder Kraftausdrücke – was der Schülerjury 10 + sehr wichtig war – ist TROMMELBAUCH dennoch alles andere als brav und schafft es mit seiner liebevollen und spielerischen Erzählweise Gross und Klein und den gesamten Kinosaal mitzureissen.“

SCHÜLERFILMPREIS 16+
Die Jury 16+ vergibt den Schüler-Filmpreis des Kreises Unna an den Spielfilm DU HAST ES VERSPROCHEN von Alex Schmidt. Ihr atmosphärisch dichter Psycho-Thriller erzählt die Geschichte zweier Freundinnen aus Kindheitstagen, die sich nach vielen Jahren wiedertreffen. Unbewältigte Erinnerungen brechen mit Macht durch. Marie Funke, Jonas Rieping, Mark Scheffler, Loredana Schröder, Levin Weißenberg und Lea Wulfert begründen ihre Entscheidung für den Genrefilm folgendermaßen:
„Die Geschichte, der Spannungsaufbau, die musikalische Unterstützung und der Mut als deutsche Regisseurin einen Film dieser Art zu drehen, hat uns sehr beeindruckt und gefallen, deswegen habe wir uns für den Psycho-Thriller DU HAST ES VERSPROCHEN entschieden. “
Der mit 2.500 Euro dotierte Preis wird ebenso wie der Preis der Jury 10+ vom Landrat des Kreises Unna, Michael Makiolla, gestiftet.

Das Kinofest Lünen ist eine Veranstaltung des PRO Lünen e.V. mit Förderung der Filmstiftung NRW und der Sparkasse Lünen in Kooperation mit der Stadt Lünen. Außerdem wird es durch viele Spenden von Lüner Bürgern und aus der Lüner Wirtschaft getragen.

Autor:

Holger Schmälzger aus Dortmund-Süd

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

13 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.