Wird Kleve ein weiteres historisches Bauwerk verlieren?
Von einer erlebnisreichen Vergangenheit zu einer ungewissen Zukunft der Briener Schleuse
Dass um den Erhalt der Schleuse in Brienen nach wie vor weiter gerungen wird, ist vielen in und um Kleve wohl hinlängst bekannt. Gleich zwei nahezu zur gleichen Zeit ins Leben gerufene Schleusen-Vereine bemühen sich mit ganz unterschiedlichen Strategien unermüdlich darum, den Abriss des Baudenkmals noch zu verhindern. Für einige nährt das die Hoffnung, dass das historische Bauwerk nicht beseitigt wird. Andere wiederum können das Thema nicht mehr hören, haben den Glauben daran längst verloren oder wünschen sich sogar den Abriss als endgültige Lösung. Die Meinungen dazu sind ganz unterschiedlich.
Aber warum löst dieses marodierte Bauwerk noch immer für viele diese gewisse Magie aus?
Für die einen ist es nach wie vor ein herrlicher Ausflugsort am schönen Niederrhein. Andere verbinden mit der Schleuse ganz besondere Erinnerungen an damals, als man noch mit dem Boot die Pegelunterschiede zwischen dem Klever Spoykanal und dem Griethausener Altrhein zwischen den massiven Wänden der Schleusenkammer überwinden musste. Für die Denkmalschützer besitzt das Baudenkmal der Schleuse - in leichtem Amtsdeutsch ausgedrückt - einen hohen Seltenheitswert, eine überregionale Bedeutung sowie eine vielschichtige historische Zeugniskraft von herausragender Wertigkeit.
Die Schleuse Brienen zählt nach Ansicht der Fachleute darüber hinaus als Ingenieurbauwerk zu den bedeutendsten erhaltenen wasserbaulichen Anlagen am Niederrhein und müsse zu den herausragenden Zeugnissen des Schleusenbaus im Rheinland gezählt werden. Das enge räumliche Nebeneinander zweier noch wasserführender Schleusenkammern aus unterschiedlichen Bauepochen ist nach gegenwärtigem Kenntnisstand im Rheinland einzigartig und bildet die rasante technische Entwicklung im Schiffs- und Wasserbau des 19. und 20. Jahrhunderts zu immer größeren und leistungsfähigeren Anlagen in höchst anschaulicher Weise ab.
Sie sei ein historisches Zeugnis eben jener Ingenieurbaubaukunst, die den lückenlosen Deichbau als effektiven Überflutungsschutz des Deichhinterlandes und damit die hochwassergeschützte Besiedlung und Nutzung durch den Menschen erst möglich gemacht haben. Die Baudenkmale bieten den Deichverbänden daher Grund zum Stolz auf die Errungenschaften der eigenen Zunft und verdienen deren besondere Würdigung.
Wenngleich die letzten beiden Absätze tatsächlich etwas amtsdeutsch klangen, so ist aber sicher, dass sich die Mühen um den Erhalt dieses Denkmals durchaus noch lohnen. Es sind noch viele dicke niederrheinische und rheinländische Bretter zu bohren. Das steht fest. Dass sich gewillte Menschen in gleich zwei Vereinen dazu engagieren, ist ein gutes Zeichen und reichert die Zuversicht weiter an.
Doch was wäre, wenn die Mühen trotzdem nicht zum Ziel kommen? Was bleibt dann in Brienen? Ein neuer sicherer Deich, das steht fest, und ein neues funktionales und seelenloses Schöpfwerk. Keine Landmarke, keine Erinnerung, keine Nostalgie mehr.
Vielleicht aber eine neue Kleinbootschleuse aus Beton? Ein Zeugnis der Ingenieurbaukunst des 21. Jahrhunderts? Wie diese neue Schleuse auch aussehen mag, für einige Engagierte lohnt es sich, sich auf dafür einzusetzen. Damit wieder Boote unterschiedlicher Art und Herkunft nach Kleve fahren können. Der Spoykanal als eine der ältestesten in den Rhein mündenden Wasserstraßen hat es verdient, wieder bespielt zu werden. Vor etwa 630 Jahren begann der Kanal als kleiner Spoygraben.
Hoffen wir, dass es gelingen wird, zumindest einen Teil des Denkmals zu erhalten. Die Denkmalfachleute glauben an diese Möglichkeit. Und auch eine Vielzahl der engagierten Menschen.
Ein Hoch auf die nächsten 630 Jahre!!!
(Das Bild zeigt einen seltenden Moment. Die Hubbrücke, die die Schleusenkammer überquert, ist hochgefahren)
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