Bönen: „Wenn Frauen Multitasking sind, ist Rebecca Melcher die Steigerung“
Unternehmerinnenpreis für Forscherträume
„Nur 12 Prozent der Start-ups in Deutschland sind weiblich“, stellt Dagmar Merfort fest, Vorsitzende des Netzwerks Frauen u(U)nternehmen (FuU). Ein Grund für die Clubfrauen, gemeinsam mit der IHK, den Unternehmerinnenpreis auszuloben.
Zum sechsten Mal wurde dieser nun übereicht. Preisträgerin ist Dr. Rebecca Melcher aus Boenen. Sie hat an der Universität Münster in Biotechnologie promoviert und währenddessen ihre Geschäftsidee für ein Start-up entwickelt. So gründete sie ihr Unternehmen „Bex-Biotec“, dem ein absolutes Zukunftsfeld gehört: Bex-Biotec bietet Testverfahren an, um die Wirksamkeit von natürlichen Pflanzenbehandlungen zu prüfen und zu entschlüsseln.
Dr. Rebecca Melcher ist eine junge Frau, 37 Jahre, Mutter dreier Kinder, promovierte Biotechnologin und gründete von der Universität weg mit ihrer neuen unternehmerischen Idee ein Start-up, um an der Zukunft einer umweltverträglichen Landwirtschaft mitzubauen. Damit ist die Forscherin und Unternehmerin ein echtes Vorbild und eine Motivatorin für hoffentlich viele Nachahmerinnen. Für Laien erklärt die Laudatorin Dr. Anne Vortkamp vom Start-up-Center REACH an der Universität Münster: „Es geht im weitesten Sinne um Kohlenhydrate und Zucker und deren Effekt auf Pflanzen. Das ist wichtig für die Agrarwende und auch im Hinblick auf die steigende Weltbevölkerung.“ Und es sei ein gelungenes Beispiel für Grundlagenforschung mit Mehrwert für die Gesellschaft. Dr. Anne Vortkamp promovierte gemeinsam mit der Preisträgerin und kennt sie gut: "Wenn Frauen Multitaskingfähig sind, ist Rebecca die Steigerung." Laudatorin sowie die frisch gekürte Unternehmerin erhielten einen ungewöhnlich langen und herzlichen Beifall im Saal des Erbdrostenhofes.
Netzwerken ist das Herzstück von „Frauen u(U)nternehmen“. Im Jahr 1999 formierte sich der Club der Unternehmerinnen und Frauen in Führungspositionen. Heute ist der Verein längst etabliert, über 220 Clubdamen sind mit von der Partie. Eintreten kann nicht einfach jede, eine Clubfrau wird ernannt. Die IHK Nord Westfalen gab zur Gründung 1999 Rückenwind und Starthilfe – und ist heute noch Mit-Ausrichter des Unternehmerinnenpreises. Sebastian van Deel, Geschäftsbereichsleiter Digitalisierung, gibt zu, dass „der Gründerinnenanteil in der IHK auch noch zu niedrig sei.“ In anderen Ländern gibt es längst mehr Gründerinnen und mehr Unternehmerinnen.“
Das sei der Preisträgerin Dr. Rebecca Melcher nicht so bewusst gewesen. In ihrer Rede bedankt sie sich bei ihren Eltern: „Ich bin liberal aufgewachsen, wir sind sechs Geschwister, trugen den Nachnamen der Mutter und unser Vater hat zuhause gekocht – ich bin ohne klassische Rollenverteilung aufgewachsen.“ Das wolle sie auch auf ihre Familie übertragen. Zu ihrem Mann Julian sagte sie in ihrer Rede: „Danke, dass Du mir die Räume gelassen hast, dass ich ein echter Forscher und Erfinder sein darf“, sagt sie und gendert dabei wahrscheinlich unbewusst nicht, weil es für sie ganz natürlich ist.
12 Prozent weibliche Start-ups – die Zahl muss sich noch gewaltig steigern. Zusammenhalten ist die Devise der Frauen. Das möchte der Verein Frauen u(U)nternehmen über die Grenzen des Münsterlands hinaus. Nicht nur, dass der Club der Preisträgerin aus Boenen die Ehrenmitgliedschaft angeboten hat. Zur Preisverleihung war ein benachbartes Netzwerk eingeladen: Managerinnen OWL, deren Vorsitzende Dr. Britta von Esmarch-Rummler war mit ihren Kolleginnen in Münster. Fazit des Abends im Erbdrostenhof: Wenn Netzwerke netzwerken, werden die Maschen noch dichter. Text von Cornelia Höchstetter
Autor:Anja Jungvogel aus Unna |
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