Amazon ist keine Stadt
Öffentliche Podiumsdiskussion zur Entwicklung des Einzelhandels in Kamen
Rund 100 Interessierte fanden sich heute am Montag, dem 30. September 2019 zu einer Podiumsdiskussion im ehemaligen Edeka-Markt in der Adenauerstraße ein. Moderiert wurde der Abend von Lothar Baltrusch, dem bekannten Moderator von Antenne Unna. Teilnehmer und Teilnehmerinnen, waren Elke Kappen (Bürgermeisterin der Stadt Kamen), Stefan Kruse (Geschäftsführer, Büro Junker und Kruse, Dortmund) Bernd Wenige (Vorsitzender der Kamener Interessengemeinschaft (KIG) und Thomas Schäfer (Handelsverband NRW, Geschäftsstelle Dortmund)
Thomas Schäfer stellte zu Beginn der Veranstaltung einige Statistiken zu den Umsätzen des Einzelhandels in NRW vor. Daraus ging hervor, dass der Onlinehandel natürlich die stärksten Umsatzzuwächse verzeichnen konnte. Das wird sich auch in Zukunft nicht wesentlich ändern. Zwar konnte auch der stationäre Einzelhandel seine Umsätze steigern, doch fielen die Zuwächse mit 1,5-2,5 % gegenüber dem Onlinehandel mit über 8% doch eher niedrig aus. Eher eine Stagnation also.
Wie schafft man es also, die Leerstände in der Kamener Bummelzone, die zurzeit 15% beträgt zu beseitigen? Die Vorschläge befragter Kamener Bürger reichen von großen Elektronikmärkten wie Saturn oder Mediamarkt zu großen Bekleidungsgeschäften wie H&M oder C&A. Viele dieser „Großen“ geben sich mit kleinen Städten wie Kamen erst gar nicht ab, weil der Standort die benötigten Umsätze gar nicht abwerfen kann. Hier müssen also andere Lösungen gefunden werden.
Vieleicht auch mal wieder ein produzierendes Gewerbe in die Innenstadt zurückholen. Früher sind an solchen Knotenpunkten Städte gewachsen. Hier funktionieren natürlich nur Gewerbe, die nicht die Ruhe in der Innenstadt stören würden. Wegen der zahlreichen Mitbewerber in den umliegenden Städten, wäre auch ein Kino nicht unbedingt eine Lösung des Problems. Auch der alte Spruch: “Wenn der Einzelhandel nicht funktioniert, dann kommt halt Gastronomie da rein“ funktioniert nicht immer.
Hier müssen andere Lösungen gefunden werden. Das etwas passieren muss, darüber waren sich alle Anwesenden einig. Klar ist auch, dass die Stadt Kamen nicht allein alle Missstände zu beseitigen in der Lage ist. Die Rahmenbedingungen können geschaffen werden, aber letztendlich sind es Privatinvestoren, die ihre Entscheidungen treffen ein Geschäft oder Gewerbe in der Stadt zu eröffnen. Kostenlos angeboten Parkplätze soll(t)en ein Zugpferd sein. Davon soll auch nicht abgegangen werden. Ein besser ausgebauter ÖPNV ist hier wünschenswert. Dieser ist aber nur mindesten Kreisweit, wenn nicht sogar Landesweit dringend zu reformieren.
Kamen hat eine riesige, nicht in die Länge gezogene, sondern eine in die tiefe gehende Bummelzone,
die baulich gesehen nicht unbedingt von einer guten Anordnung der Ladenlokale zeugt. Klar, hier sind Änderungen nur schwer vorzunehmen, vielleicht sollte man hier sogar Rückbauen oder besser einschränken.
Um Kaufkraft in die Stadt zu holen, kam auch der Vorschlag Seniorenresidenzen in der Innenstadt anzusiedeln. Ältere Menschen profitieren von der Infrastruktur die Kamens Innenstadt bietet. (Ärzte, Hörgeräteakustiker, Optiker, Physiotherapeuten usw.) Als ehemalige Bergbaustadt gibt es das Klientel der wohlhabenden Bürger auch in Kamen. Aber auch für die jungen Menschen muss der Einkauf attraktiver werden. Hier sind die Einzelhändler gefragt, die es den Onlinehändlern nachmachen müssen und den Kunden die gleichen Vorteile bieten müssen wie die Konkurrenz. Ein Artikel den ich heute in der Stadt gekauft habe, sollte spätestens am nächsten Tag nach Hause geliefert werden können.
Ein persönliches qualifiziertes Beratungsgespräch ist sowieso nur beim Händler vor Ort möglich. Vielleicht kostet der Artikel hier deswegen ein paar Euro mehr, aber das sollte es einem doch wert sein. Sich vor Ort ausführlich beraten lassen und dann bei Amazon und Co billiger einkaufen ist nicht die feine Art, aber wohl gängige Masche.
Sicherlich gibt es bei den Bürgern der Stadt Kamen zahlreiche Ideen, vielleicht auch verrückte, die es
Wert sind gehört oder gelesen zu werden. Beteiligen wir uns doch alle daran und versuchen unsere Stadt schöner zu machen. Vorschläge, vielleicht auch hier sind immer willkommen.
Autor:Carsten Grunwald aus Kamen |
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