Belegschaft einer tot geglaubten Firma krempelt die Ärmel auf
Mit Video: Die größten Pumpen der Welt stammten einst aus Kamen
Kamen scheint nicht unbedingt eine Stadt der Superlativen zu sein. Klar, es gibt ein paar populäre Highlights, keine Frage. Aber wer weiß beispielsweise, dass die einst größte Pumpe der Welt in der Sesekestadt gebaut worden ist?
An der Westicker Straße 44 steht ein relativ unscheinbares Relikt aus der Wirtschaftswunderzeit. Und das ist die Firma „Weller Pumpen“, die 1949 von Kurt Andreas Weller gegründet worden ist und ihre „Blütezeit“ bis in die 90er Jahre hatte. „120 Kamener und Bergkamener haben hier zu Spitzenzeiten gearbeitet“, erinnert sich Karsten Cloodt.
Seit Anfang des Jahres stellt er, gemeinsam mit Teilhaber Andre Solinger, die neue Geschäftsführung des traditionsreichen als auch tot geglaubten Unternehmens.
Vom Azubi zum Chef der Firma
Angefangen hatte Cloodt vor 37 Jahren als Auszubildender, war dann lange Zeit Betriebsratsvorsitzender und steht jetzt auf der anderen Seite als Chef vor der Belegschaft, die derzeit aus 32 Mitarbeitern besteht.
Auch Andre Solinger verbindet viel Herzblut mit der Firma „Weller Pumpen“. Hier hatte er im Jahre 1987 seine Ausbildung zum Modelltischler absolviert. Nun ist der 48-Jährige zurück, um gemeinsam mit Karsten Cloodt, das verloren geglaubte Unternehmen in eine hoffnungsvolle Zukunft zu lenken. Vor allem die Altlasten müssen „abgepumpt“ werden.
Unternehmen startet neu durch
Seit Anfang des Jahres startet das mittelständische Unternehmen nun wieder voll durch. „Der Laden wird in Schwung gebracht“, freut sich Karsten Cloodt. Überall wird gehämmert und gezimmert, renoviert und modernisiert. Auch an Aufträgen und Kompetenz mangelt es nicht.
Siemens, Thyssen, Steag, RWE und Trianel gehören zu den langjährigen Kunden. „Wir sind eine Manufaktur und stellen jede Pumpe als individuelles Einzelstück her“, verrät Andre Solinger. „Das ist unsere Stärke.“
Kamener Manufaktur
Damit scheint das mittelständische Kamener Unternehmen eine Nische gefunden zu haben. Gebaut werden Pumpen für die Zeche Zollverein, für Energieversorger oder auch für große Müllverbrennungsanlagen. Geliefert wird die „Kamener Handarbeit“ übrigens europaweit und ist in bulgarischen Goldminen genauso zu finden wie im brandenburgischen Premnitz. „Der Bau einer Pumpe, von der Planung bis zur Auslieferung, dauert durchschnittlich fast acht bis neun Monate“, verrät Ronald Bache, Ingenieur des Unternehmens.
Nachwuchs gewinnen
Das Ziel ist klar definiert: „Wir wollen wieder so groß werden wie damals und die größten Pumpen der Welt bauen“, sind sich die jungen Geschäftsführer einig. Und dafür soll auch dem Nachwuchs Tor und Tür geöffnet sein. „Weller wird wieder ausbilden. Wir suchen begeisterungsfähige Leute im gewerblichen Bereich und bilden Dreher, Zerspanungs- und Industriemechaniker aus. Auch weibliche Bewerberinnen haben bei uns eine Chance.“Der 70. Geburtstag
Autor:Anja Jungvogel aus Unna |
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