„Corona bietet auch Chancen“
Im Austausch zu Themen wie Strukturwandel, Bildung und Pflege
[ortsmarke]Kreis Unna/Kamen.[/ortsmarke] AWO-Geschäftsführer Rainer Goepfert begrüßte zum Austausch: Mario Löhr, Bürgermeister von Selm sowie Kandidat für das Landratsamt, Angelika Chur, Vorsitzende des Kreistags-Sozialausschusses, und Christiane Klanke, Beisitzerin im Vorstand des AWO-Unterbezirks Ruhr-Lippe-Ems sowie Vorsitzende des Kamener Jugendhilfeausschusses diskutierten vor dem Hintergrund der Folgen des beendeten Steinkohlebergbaus und des damit verbundenen regionalen Entwicklungskonzepts die Chancen, die Bildung und Pflege für den Strukturwandel bieten.
Selms Bürgermeister Mario Löhr bekannte: „Corona bietet auch Chancen. Die Krise hat gezeigt: Der Zusammenhalt in der Gesellschaft funktioniert ja – plötzlich waren die Menschen wieder füreinander da.“ Die aktuelle Krise habe auch bestätigt, dass Digitalisierung funktioniert: „Ich würde heute mit den positiven Erfahrungen deutlich stärker in mobile Arbeitsplätze investieren.“ Mario Löhr forderte: „Wir brauchen mehr interkommunale Zusammenarbeit.“ Die Städte im Kreis Unna sollten sich gerade im Bildungsbereich nicht gegenseitig Konkurrenz machen, sondern stärker zusammenarbeiten. „Ich finde es gut, dass die AWO sich vor diesem Hintergrund übergreifend für Bildung, Ausbildung und Pflege einsetzt. Denn auch hier geht es um Wertschöpfung und Arbeitsplätze“, so Mario Löhr.
Kreistagspolitikerin Angelika Chur stellte fest: „Wir wissen nicht erst seit Corona, dass der Fachkräftemangel da ist. Aber die Krise hat offengelegt, wo die systemrelevanten Berufe sind und wo die Menschen fehlen: in Erziehung und Pflege. Der Druck ist dadurch noch größer geworden als ohnehin schon.“ Angelika Chur erläuterte: „Wenn sich Fachkräfte und junge Familien hier ansiedeln, gehört das Umfeld dazu, zum Beispiel die Frage: Wo ist die nächste Kita?“ Sie appellierte: „Wir müssen frühzeitig in den Schulen und auf Pflegemessen für diese Berufe werben.“
Ratsmitglied Christiane Klanke stellte heraus: „Eine enge Verzahnung der verschiedenen Bildungsangebote in der Region ist wichtig.“ Bildungsanbieter sollten in einem fairen Wettbewerb miteinander kooperieren. Sie betonte, die weichen Standortfaktoren würden immer wichtiger. Die Politikerin stellte fest: „Der Bedarf an ausgebildeten Fachkräften im Bereich Pflege oder Erziehung wird durch die Berufskollegs alleine nicht gedeckt.“ Für den Bildungsbereich gelte: „Je eher wir anfangen im Bereich der frühkindlichen Bildung und je eher wir die Kinder mit professioneller Schulbegleitung, mit qualifiziertem Personal auf den Weg bringen mithilfe der AWO und anderer Träger, desto stärker verhindern wir auch Jugendarbeitslosigkeit.“
Rainer Goepfert unterstrich: „Wenn wir eine Zukunft haben wollen als Gesellschaft, dann müssen wir uns darum kümmern, dass wir genügend Erzieher*innen und Pflegekräfte ausbilden: Fachkräfte in der Erziehung, weil eine gelingende frühkindliche Bildung die Grundlage für die Persönlichkeitsentwicklung und für die Bildungschancen der Menschen ist. Und Pfllegefachleute brauchen wir mit Blick auf die alternde Gesellschaft. Das sind Ausbildungen mit Arbeitsplatzgarantie.“ Der Geschäftsführer bekräftigte: „Wir wollen mehr Wertschätzung für diese Berufe, damit mehr Menschen mit Herz und Seele und Begeisterung Erziehungs- und Bildungsberufe ergreifen.“ Es gebe in anderen Regionen schon erste Kindertagesstätten, die nicht öffnen konnten, weil das Personal fehlt. „Das müssen wir für unsere Region verhindern“, so Goepfert.
Autor:Carolin Plachetka aus Bochum |
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