Wenn eine Statue erzählen könnte…
Der Mann, der seit ein paar Tagen in der Kamener Innenstadt bewegungslos verharrt, spricht scheinbar kein deutsch. Er sei aus Ungarn, war ihm zu entlocken, als er sich unbeobachtet an der Ecke eine Zigarettenpause gönnte.
Mehr war nicht aus ihm herauszubekommen. Statuen sprechen nicht, zumindest nicht während der Arbeit. Aber hinter jedem Straßenkünstler steckt ein Mensch mit einer Geschichte.
Bei Minusgraden steht er da. In barocker Kleidung – ein Hingucker. Vor ihm ein silberner Kelch, den vorübergehende Passanten mit Geld füllen sollen.
Er ist schließlich ein Straßenkünstler, oder?
Was sind das für Menschen, die sich einen ganzen Tag lang regungslos in die Fußgängerzone stellen und Statue spielen?
Ein paar hektische Bewegungen, dann wieder Starre. Ein elegantes Aussehen und dennoch ein Bettler. Widersprüche machen neugierig.
Aus den großen Innenstädten ist man die „rumänische Bettelmafia“ gewohnt. Auf der Domplatte in Köln beispielsweise stolpert man regelrecht über eine ganze Reihe von "Statuen", Maskierte in Kostümen, die reglos auf ein zugeworfenes Geldstück warten. Aber hier in Kamen?
Polizeisprecher Ralf Hammerl von der Kreisbehörde Unna würde die stummen "Statuen" keiner kriminellen Szene zuordnen. „Mit den Bettelbanden aus Südeuropa, die hinlänglich bekannt sind, haben diese Leute meiner Ansicht nach nichts zu tun. Vielmehr möchte ich sie als Kleinkünstler bezeichnen, die nun auch die kleineren Städte aufsuchen."
Autor:Anja Jungvogel aus Unna |
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