"Vernachlässigten Tieren auf einer Weide droht der Tod"
Seit 2011 gibt es immer wieder Vorwürfe gegen einen Tierbesitzer, der zwei Ponys und einen Ziegenbock unter schlimmsten Bedingungen auf einer Weide in Selm hält. Mittlerweile gehen die Tierschützer auf die Barrikaden. Sie erheben nun Strafanzeige.
„Es passiert ja nichts“, erklärt Helen Kessel: „Wir Tierschützer haben schon alles versucht, haben Patenschaften angeboten und Pflegestellen organisiert. Aber die Besitzer nehmen nichts an, sondern drohen höchstens mit Gewalt.“
Die Zustände seien katastrophal. „Der Ziegenbock kommt an die provisorische Tränke nicht heran. Er leckt Frost vom Gras, um irgendwie seinen Durst zu stillen.“
Fließendes Wasser gebe es nicht, und den geschwächten Tieren würde der Zugang zu lebenswichtigen Nährstoffen erschwert. Hinzu kommt, dass seit Bekanntwerden des Missstandes um die „Ponys vom Horrorhof“, immer mehr Leute an den Weidezaun kommen und Brot, Möhren oder Salat hinüberwerfen.
„Bitte machen Sie das nicht“, appelliert Helen Kessel an die wohl gutgemeinten Futter-Spenden. „Aber den unterernährten Tieren darf man nicht alle Lebensmittel ungefiltert zufügen. Sie werden sonst krank.“
Dass es sich um Gefahr für Leib und Leben von zumindest einem der beiden Ponys handelt, hat auch Kreis-Pressesprecherin Constanze Rauert bestätigt: „Wir sind uns alle einig, dass sofort zu handeln ist“, erklärt sie. Mitarbeiter des Veterinäramtes des Kreises Unna seien täglich vor Ort, um die Auflagen, die dem Besitzer gestellt worden sind (einen Tierarzt einzuschalten, regelmäßige Fütterungen vorzunehmen) zu kontrollieren.
Ein vom Eigentümer beauftragter Tierarzt sei wohl jetzt da gewesen, so die Sprecherin des Kreises Unna. „Der Tierhalter wird von uns verpflichtet, etwas zu unternehmen. Wenn er die Maßnahmen nicht erfüllt, werden wir erneut einschreiten“, erklärt sie.
Doch wie lange soll der Missstand noch anhalten? „Wir werden nicht zusehen, dass die Tiere dort verenden“, erklärt eine Tierschützerin.
Einen Profi-Tipp gibt Sybille Stoeckmann aus Bönen. Mit dem Tierschutzverein Bönen „Tiere auf dem Speckenhof e.V.“ hat der Hof bislang rund 120 Tiere gerettet. Dabei ging es meist um ähnliche Missstände. Sybille Stoeckmann dazu: „Der klügste Weg wäre, sich mit dem Eigentümer zu einigen.“
Am besten schicke man einen „Strohmann“ inkognito, der mit dem Besitzer verhandele, notfalls auch Geld anbiete und ihn davon überzeuge, dass die Tiere doch nur Arbeit machten.
„Auf diese Weise haben wir schon oft Erfolg gehabt. Man kann nicht einfach abwarten, bis etwas passiert. Da sind kleine Tricks erlaubt.“
Autor:Anja Jungvogel aus Unna |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.