Notfallseelsorger Willi Wohlfeil: "Einer fährt zu schnell und die Welt bricht zusammen"
Pfarrer Willi Wohlfeil ist Koordinator der Notfallseelsorge im Kreis Unna und betreut Angehörige nach dem Erhalt einer Todesnachricht, Er hilft auch Polizeibeamten, Feuerwehrleuten und Lebensrettern mit psychisch belastenden Einsätzen klar zu kommen.
Die Notfallseelsorger im Kreis Unna haben keine leichte Aufgabe. Sie sind da, wenn es darum geht unerwartete Todesnachrichten zu überbringen, Angehörige zu trösten, Eltern bei Kindernotfällen und plötzlichem Kindstod beizustehen, Menschen von Suizidversuchen abzubringen oder Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienste nach psychisch belastenden Einsätzen zu betreuen.
Pfarrer Willi Wohlfeil hat schon viel gesehen und erlebt, was eigentlich nicht hätte passieren müssen.
Da kommt beispielweise ein junges Pärchen gut gelaunt von einer Party. Der Fahranfänger ist mit dem Porsche viel zu schnell unterwegs. In einer Kurve verliert er die Kontrolle und rast gegen einen Baum.
Die Feuerwehr alarmiert die Notfallseelsorge. Als Willi Wohlfeil an der Einsatzstelle eintrifft, ist vom Wagen nur noch ein Haufen Schrott übrig. Die 16-jährige Beifahrerin war sofort tot, der Fahrer ist im Rettungswagen unter Reanimationsbedingungen in die Unfallklinik nach Dortmund unterwegs. Ein junger Feuerwehrmann kannte den Fahrer, spielte mit ihm in einer Mannschaft Handball.
"Die Eltern müssen noch informiert werden", sagt jemand.
Willi Wohlfeil hat alle Hände voll zu tun und braucht weitere Notfallseelsorgende. "Ich telefoniere und erreiche vier weitere Helfer, die sofort bereit sind zu kommen", verrät er.
Team 1 der Notfallseelsorge, soll nun gemeinsam mit der Polizei, die Eltern des 16-jährigen Mädchens aufsuchen und ihnen mitteilen, dass ihre Tochter bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen ist.
"Als wir die schreckliche Nachricht überbringen, bricht eine ganze Welt für die Familie zusammen."
Team 2 der Notfallseelsorge trifft auf die Mutter des Fahrers und ihren Lebensgefährten und die kleine Schwester. Die Mutter will sofort ins Krankenhaus. Wie kommt sie dorthin? Wer kümmert sich in der Zeit um die kleine Schwester? Hoffentlich kriegen ihn die Ärzte wieder hin, dass er gesund wird.
Am nächsten Tag ruft den Seelsorger zudem noch die Klassenlehrerin der 16-Jährigen an. Sie fragt Willi Wohlfeil: "Wie soll ich mit den Freundinnen umgehen? Wie soll ich der Klasse sagen, dass sie nie mehr wieder kommt?"
30 Feuerwehrleute, Notärzte, Rettungsassistenten und 10 Polizisten wurden zur Unfallstelle gerufen, mussten hinsehen und helfen.
29 Klassenkameraden mussten erfahren, dass eine Mitschülerin gestorben ist. Familien, Großeltern und Eltern, Geschwister und Verwandte bekamen die Nachricht vom Tod, von der schweren Verletzung überbracht und erlebten, wie eine ganze Welt für sie zerbrach.
Weitere Informationen zur Notfallseelsorge im Kreis Unna erhalten Sie hier:
Autor:Anja Jungvogel aus Unna |
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