Kamener Apotheker kämpfte gegen Napoleon
1814 marschierte halb Europa gegen den französischen Kaiser Napoleon Bonaparte. Mittendrin ein Kamener Apotheker namens Carl Reinhard. Seine außergewöhnlichen Briefe werden jetzt in einer Ausstellung in Lüdenscheid präsentiert.
Ausgewertet wurden die Schriftstücke, die Reinhard an seine Mutter verfasste, von Hans-Jürgen Kistner, ehemaliger Leiter des Kamener Stadtarchivs. „1992 erhielt ich die Briefe von einem Nachfahren des Apothekers“, berichtet er. Die Familie wohnte im 19. Jahrhundert in der Mühlenstraße, der heutigen Bahnhofstraße und besaß die Adler-Apotheke am heutigen Standort der VHS. Im Begleitband zur Ausstellung findet sich auch ein Aufsatz Kistners, in dem er die Briefe untersucht.
Musketenkugeln flogen ihm um die Ohren
Briefe dieser Art sind äußerst selten überliefert. „Der bildungsbürgerlichen Schicht angehörend, konnte er sich doch gut ausdrücken und die alltäglichen Nöte und Sorgen beschreiben“, so Kistner. Reinhard bittet unter anderem darum, dass seine Brüder ihm eine „neue Büchse“ und zwei Pistolen mitbringen sollen. Ein anderes Mal bittet er um eine neue Unterhose, da durch seine „ein Bock mit Hörner springen kann“. Er spart aber auch Kriegshandlungen nicht aus und erzählt, dass ihm Musketenkugeln um die Ohren flogen. Auch über die Schlacht von Waterloo, in der der französische Kaiser geschlagen wurde, schreibt er, und äußert die Vermutung: „Napoleon ist, wie es heißt, nach America“. Teilweise unterschreibt er als „gehorsamer Sohn und muthiger Krieger“. Daheimgebliebene verachtet er: „Grüßen Sie aber ja keinen feigen Schuft von mir, der wohl abkommen kann und nicht mitgeht. “ Darin zeigt sich, so Kistner, die damalige Grundhaltung der bürgerlichen Freiwilligen.
Bald kommt die Ausstellung auch in den Kreis Unna. „Vom 25. Mai bis 21. September werden die Exponate in Selm gezeigt“, sagt Stadtarchivar Robert Badermann.
Weitere Infos gibt es hier.
Autor:Tobias Weskamp aus Kamen |
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