Ist Kinderbetreuung immer noch Frauensache

Wie ein richtiger Vater: Tagesvater Peter Vollmerich aus Bergkamen spielt gerne mit Celine (4) und Louis (3). Foto: Volkmer

Von Tobias Weskamp
Tagesvater werden ist nicht schwer, Tagesvater sein dagegen sehr: So könnte die Situation im Kreis Unna beschrieben werden. Zur Zeit gibt es kaum Männer, die auf Kinder aufpassen, trotz guter Qualifizierungsmaßnahmen.

Kreis Unna. Peter Vollmerich ist seit März 2011 als Tagesvater in Bergkamen tätig. Gemeinsam mit seiner Frau Margret betreut er zur Zeit sieben Kinder im Alter von zwei bis zehn Jahren. „Für zwei weitere Kinder habe ich im Moment noch Platz“, sagt er. Er ist der einzige Tagesvater in Bergkamen. In Unna, Holzwickede und Bönen sind keine Tagesväter bekannt.
Die familiäre Kinder-Tagesbetreuung („Famkitabe“) kooperiert seit 15 Jahren mit der VHS. Angehende Tagesväter sind nur vereinzelt dabei. Zur Zeit gibt es fünf Tagesväter in Kamen und einen in Bergkamen. Ein Grund ist, dass in dem Beruf nicht sehr viel verdient werden kann. „Generell gibt es in pädagogischen Berufen wenig Männer“, bedauert „Famkitabe“-Geschäftsführerin Margarete Hackmann. Das sei schade, da die Kinder so zu wenig männliche Vorbilder hätten. „Männer toben auch anders; robuster und rauer“, sagt sie. Leider gäbe es bei den Eltern des Öfteren Vorbehalte gegenüber Männern. „Manche befürchten sexuellen Missbrauch“, erklärt Margarete Hackmann. Dies sei leider in den Köpfen drin.
„Ich kam schon immer gut mit Kindern zurecht“, erzählt Vollmerich. „Früher habe ich als Lkw-Fahrer gearbeitet, und meiner Frau am Wochenende geholfen. Sie war damals schon als Tagesmutter tätig. Nach einer Verletzung am Bein habe ich dann auch auf Kinderbetreuung umgesattelt. Ich spiele mit den Kindern und hole sie auch von der Schule oder aus dem Kindergarten ab“, beschreibt er seine Tätigkeit. „Bei gutem Wetter gehen wir auch auf einen Spielplatz.“
Im Frühjahr will er im Garten seines Hauses selbst ein paar Spielmöglichkeiten für „seine“ Kinder aufbauen. Auch Vollmerichs Schwiegereltern sind in die Betreuung mit eingebunden. „So ist für die Kinder auch die Großelterngeneration präsent“, sagt Vollmerich. Dass er als Mann besonders auf Jungen eine andere Wirkung hat als eine Frau, kann er nur bestätigen. „Mit Jungen spiele ich auch etwas rauer. In gewisser Weise sehen sie mich auch als Vorbild.“
Voraussetzung für eine Tätigkeit als Tagesvater sei vor allem die Liebe zu Kindern und Idealismus, sowie das Vorhandensein von geeigneten Räumlichkeiten, erklärt Margarete Hackmann. Ein Vorteil, aber keine Voraussetzung, seien eigene Kinder. Wichtig ist die Teilnahme an einer Qualifizierung. Ab Freitag (27. Januar) wird ein neuer Lehrgang angeboten. Infos gibt es bei der „Famkitabe“ (Tel. 02307/280633). Anmeldungen sind bei der VHS möglich (Tel. 02307/284953).

Autor:

Lokalkompass Kamen/Bergkamen/Bönen aus Kamen

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