Berufskunde für Arbeitsvermittler
Rund 30 Jobcenter-Mitarbeiter besichtigen DHL-Gelände
Der Kreis Unna erlebt einen Wirtschaftsaufschwung: Es gibt aktuell so viele Arbeitsplätze wie schon lange nicht mehr. Eines zeichnet sich allerding deutlich ab: Die Region ist stark geprägt durch die Lagerlogistik-Branche. Für Arbeitsvermittlerinnen und Arbeitsvermittler des Jobcenters Kreis Unna bedeutet das, dass sich ein großer Teil Ihrer Vermittlungsarbeit auf diese Arbeitsplätze bezieht. Um zukünftig noch besser beraten zu können, besichtigten rund 30 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Jobcenters Kreis Unna in der vergangenen Woche die Lagerflächen von DHL Supply Chain in Unna-Königsborn.
Eine Tätigkeit im Lager scheint nicht unbedingt jedermanns Traumjob zu sein, aber dennoch sind es eben die Arbeitskräfte, die im Kreis Unna gesucht werden. Pia Grze-gorczyk, Mitarbeiterin im Jobcenter Kreis Unna kennt die Vorurteile: „Im Lager ist es dunkel, laut und dreckig, die Arbeit ist körperlich sehr anstrengend und Lagerarbeiter arbeiten wenig abwechslungsreich. Mit diesen Vorurteilen möchte ich heute aufräu-men.“ Die Arbeitsvermittlerin betreut seit Jahren Unternehmen im Kreis Unna und kennt die Branche nur zu gut. Gemeinsam mit Verantwortlichen von DHL Supply Chain und dem für das Unternehmen zuständigen Personalvermittler Randstad In-house Services (Ansprechpartner Walter Dähn) hat Pia Grzegorczyk die insgesamt knapp vierstündige Betriebsbesichtigung organisiert.
Auf einer Gesamtfläche des DHL-Geländes von 492.000 Quadratmetern befinden sich allein 272.600 Quadratmeter Lagerfläche. Umgerechnet sind das etwa 34 Fußballfel-der. Insgesamt arbeiten hier 1.200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie 51 Auszu-bildende. Jürgen Korte, Ausbildungskoordinator bei DHL Supply Chain, übernimmt die Betriebsbesichtigung und erklärt: „Die anfallenden Tätigkeiten sind sehr unterschied-lich. Natürlich arbeiten hier viele klassische Kommissionierer und Staplerfahrer, aber auch Maschinenführer, Warenauszeichner und Kontrolleure und Elektroniker.“ Die Ansprüche unserer Kunden haben sich stark verändert, somit verändert sich auch die Arbeit für unsere Mitarbeiter.“ Damit spricht er auf eine Kaufhauskette an, für die DHL Supply Chain insbesondere Fashion-Artikel lagert und für den Versand aufbereitet. „Kleidungsstücke werden hier ausgepackt, sortiert, etikettiert, mit Diebstahlsicherung versehen und nach Größen vorsortiert. Alles aufwändige Arbeiten und Handgriffe, die früher von Arbeitskräften in der Filiale übernommen wurden.“
Um einen Einzelkarton von der Palette abzuladen, kann sich jede Mitarbeiterin per Knopfdruck die Palette auf die gewünschte Höhe fahren. „Wir legen großen Wert da-rauf, dass so ergonomisch wie eben möglich gearbeitet wird“, ergänzt Korte.
Für die Arbeitsvermittlerinnen und Arbeitsvermittler wird schnell klar: Die insgesamt gut beleuchteten, teilweise Tageslicht durchfluteten Lagerhallen bieten jede Menge saubere Arbeitsplätze, die den Menschen nicht unbedingt schwere körperliche Arbeit abverlangt. Auch der Lärm hält sich in Grenzen – Ohrenschützer trägt hier niemand. Jürgen Korte weiß, dass viele Menschen die Arbeit in einem Lager auch scheuen, weil sich das Vorurteil „die Arbeit sei eintönig“ hartnäckig hält, dabei sei genau das nicht der Fall: „Wer abwechslungsreich arbeiten möchte, der wird in verschiedenen Berei-chen angelernt und ist so flexibel einsetzbar. Das ist natürlich auch für uns von Vor-teil.“ Eine gewisse Flexibilität müsse insbesondere dann gezeigt werden, wenn ein dauerhafter Arbeitsplatz angestrebt werden soll. „Um unsere Auftragsspitzen und sai-sonbedingte Auftragslagen abzudecken, arbeiten wir auch mit Zeitarbeitsunterneh-men zusammen“, erklärt Korte. Arbeitsvermittlerin Pia Grzegorczyk weiß, dass es häufig Kundinnen und Kunden des Jobcenters sind, denen genau diese Vorgehens-weise eine Chance zum Wiedereinstieg auf den Arbeitsmarkt bietet. „Menschen, die schon länger arbeitslos sind oder keine Berufsausbildung vorweisen können, haben es schwerer, wieder einen Job zu bekommen als andere.“ Der Wiedereinstieg über eine Zeitarbeitsfirma sei eine gute Chance, in einem Unternehmen Fuß zu fassen. Randstad Inhouse Services Mitarbeiter Walter Dähn kann das nur bestätigen: „Es kommt häufig vor, dass wir Mitarbeiterinnen oder Mitarbeiter an unsere Unternehmen verlieren.“ Aber das sei auch gut so, denn Zeitarbeit soll schließlich „Arbeit auf Zeit“ sein.
Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus dem Jobcenter sind sich anschließend einig: „Die verschiedenen Tätigkeiten können wir jetzt auf jeden Fall besser unseren Kunden erklären und viele Vorurteile gleich ausräumen.“
Autor:Carolin Plachetka aus Bochum |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.